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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten
Autoren: Deon Meyer
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ob Jeanette Zeit genug gehabt hatte, zu tun, was sie tun musste.
    »Sie schulden mir Antworten, Quintus.«
    »Meinetwegen«, sagte er.

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    »Waren Sie dabei? Im Kruger-Park 1986?«
    »Ich war dort.«
    »Wer war der Mann mit dem Schnauzbart bei Ihnen? Der Mann, der Pego Mashego gefoltert hat?«
    »Das war unser Sicherheitschef.«
    »Wie heißt er?«
    »Ist das wichtig?«
    »Wichtig ist, dass Sie Ihren Teil der Vereinbarung einhalten, Quintus.«
    Sein Blick huschte für einen Moment zu der Videokamera an der Decke. Dann sagte er resigniert: »Christo Loock.«
    »Was macht der jetzt?«
    »Er leitet die Personalabteilung.«
    »Begabter Mann. Für wen haben Sie gearbeitet, als Machel starb?«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Wer hat Sie angeheuert? Wer wollte, dass Sie das machen?«
    »Das war unsere eigene Idee.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht.«
    »Das werden Sie müssen. Denn es stimmt.«
    »Warum sollte eine Firma, die Elektrosysteme baut, einen Anschlag auf den Präsidenten des Nachbarlandes verüben wollen?«
    »Weil wir konnten, Lemmer.«
    Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Sie müssen die Umstände verstehen. Als Nico und ich Armscor 1983 verließen, waren
     wir nicht sonderlich beliebt. Man warf uns vor, dass wir nicht mehr im Dienste der Firma stehen wollten, weil wir geldgierig
     wären, weil wir uns beweisen wollten. Was uns rettete, |409| war unser Wissen. Entschuldigen Sie, wenn das arrogant klingt, aber wir waren die Besten. Sie mussten einfach mit uns arbeiten
     – aber nur wenn es gar keine andere Möglichkeit gab.«
    Wernich erhob sich und ging wieder ans Fenster. »Ich muss zugeben, die Vorwürfe waren nicht ganz ungerechtfertigt. Wir waren
     finanziell ambitioniert.«
    Er sah hinaus und faltete die Hände hinter dem Rücken. Ich fragte mich, ob er glaubte, würdevoll auszusehen, die Geste eines
     Vorstandsvorsitzenden. »Einer der Gründe, aus denen wir Armscor verlassen hatten, war, dass eine halbstaatliche Institution
     Talent selten belohnt, sondern nur Mittelmäßigkeit. Wir hatten genug davon und …«
    »Kommen Sie zum Punkt, Quintus.«
    »Verzeihen Sie … In meinem Alter … Jedenfalls kann man eine Technologie-Firma nicht ohne Kapital führen. Forschung verschlingt
     Geld, viel Geld. Wir brauchten etwas, um, sagen wir einmal so, unsere Beziehung zur Regierung auf eine neue Ebene zu bringen.
     Aber was? Das war die Frage. Der Herr gibt, Mr. Lemmer; ich weiß nicht, ob Sie religiös sind, aber die Not lehrt einen beten,
     und die Gebete werden erhört. Das habe ich gelernt.«
    Ihm wurde klar, dass er sich wieder verzettelte, und er drehte sich nun mit dem Rücken zum Fenster, sodass das Licht ihn wie
     ein Kranz umgab. Sein Blick ruhte sonstwo im Raum.
    »Es war kein Zufall, dass ich innerhalb von drei Tagen von den Problemen der Regierung mit Samora Machel hörte und von der
     Technologie der Israelis. Das war Vorsehung. Es war gottgewollt. Wir arbeiteten bereits in mehreren Bereichen eng mit den
     Israelis zusammen. Wir hörten von ihrem Fortschritt in der VOR-Technologie. Die Abkürzung steht für
very high frequency omnidirectional radio
. Flugzeuge benutzen diese Technik zur Navigation. Ein VOR-Sender strahlt ein Signal aus, das sowohl den Sendemast identifiziert
     als auch die Ausrichtung des Piloten im Verhältnis zum Mast in Relation zum magnetischen Nordpol definiert. Können Sie mir
     folgen?«
    |410| »Ich verstehe, was Sie sagen.«
    »Die Israelis hatten eine Technik entwickelt, falsche VOR-Masten zu bauen, die man von den richtigen nicht unterscheiden konnte.
     Ich werde das nie vergessen, Mr. Lemmer. Ich bin an diesem Abend spät nach Hause gefahren. Als ich vor meiner Garage hielt,
     schien plötzlich alles zusammenzupassen. Die Bemerkungen des Ministers über Machel, dass es im Interesse ganz Afrikas liege,
     wenn er einfach verschwinde. Die neue Technologie der Israelis. Mir war klar, es würde gehen und so viele Probleme auf einmal
     lösen.«
    »Also haben Sie Ihre Dienste angeboten.«
    »Genau.«
    »Um sie für sich einzunehmen.«
    »Sozusagen.«
    »Obwohl es Mord war?«
    »Mord? Mr. Lemmer, wir befanden uns im Kriegszustand. Samora Machel war ein Kommunist und Atheist, der mit Hilfe der Sowjets
     einen Bürgerkrieg gegen sein eigenes Volk angezettelt hatte. Er verschleppte, folterte und tötete seine Mitbürger ohne jedes
     Verfahren, er war ein Diktator, der Terroristen Zuflucht gewährte, um die gesamte Region zu destabilisieren. Russland saß
     nur da
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