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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten
Autoren: Deon Meyer
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sich Blut vom Mund und erhob sich langsam. »Bevor Sie weitermachen, sage ich Ihnen besser, dass alle unsere
     Büros videoüberwacht sind. Sie sollten vielleicht lieber die Kamera deaktivieren, bevor Sie weitermachen. Sonst könnte es
     wie kaltblütiger Mord aussehen.«
    Jeanette behielt meinen Kragen im Griff und sagte zu Wernich: »Seien Sie nicht albern. Wie viele haben Sie auf dem Gewissen?
     Vier, fünf, sechs? Moment mal … Ihr Partner? Das gilt als Bergsteigerunfall. Dem gefiel die Machel-Geschichte nicht, also
     sind Sie ihn losgeworden? Dazu die Eltern le Roux, der Naturschützer, der Wachmann …«
    »Sie landen im Knast«, sagte ich zu ihm.
    »Bevor oder nachdem Sie mich tot geprügelt haben?«
    »Sie sitzen Ihre Zeit ab.«
    Wernich schaute mich mit gerunzelter Stirn an. »Glauben Sie wirklich, Mr. Lemmer? Glauben Sie das wirklich?«
    »Ja, das glaube ich.«
    Er zog ein schneeweißes Taschentuch aus der Tasche und wischte sich über den Mund. Dann ging er langsam hinüber zu seinem
     Thron und setzte sich in aller Ruhe hin, wie ein todmüder Mann. »Da gibt es allerdings noch ein kleines Problem, Mr. Lemmer.
     Den Mangel an Beweisen.«
    Jeanette drückte mich auf einen Stuhl dem Mann gegenüber. »Die Beweise sitzen in einer Gefängniszelle in Hoedspruit«, sagte
     ich.
    Er seufzte. »Ich kann Ihre begrenzten intellektuellen Fähigkeiten nachvollziehen, Mr. Lemmer. Aber nicht Ihre Naivität.« Er
     sah Jeanette an. »Bitte setzen Sie sich, Miss Louw. Wir können nicht verhandeln, wenn wir nicht alle ruhig und entspannt sind.«
    »Verhandeln?«, fragte sie.
    »Genau. Aber bevor wir damit anfangen, darf ich aus reinem Interesse einmal fragen – was haben Sie sich vorgestellt, wie die
     Dinge jetzt weitergehen? Haben Sie wirklich geglaubt, Eric würde der Polizei freiwillig alles erzählen?«
    |404| »Letzte Nacht hat Kappies gesungen wie ein Kanarienvogel, Quintus.«
    »Nun gut, sagen wir einmal, Kappies verrät alles, was er weiß. Und dann?«
    »Dann kommen sie, um Sie zu holen.«
    »Es gibt nichts, was mich mit ihm verbindet, Mr. Lemmer. Nichts. Er ist kein Angestellter, hat keinen Vertrag, er war noch
     nie in diesem Gebäude. Sein Wissen ist sehr begrenzt, denn wir sind keine Dummköpfe. Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten,
     zum Beispiel die Weitergabe bestimmter Informationen aus Kappies farbiger Historie an die Gesetzeshüter. Das würde ein neues
     Licht auf seine Aussage werfen. Aber meiner Meinung nach gibt es einen einfacheren Weg. Wir leben in Afrika, Mr. Lemmer, wo
     die Gerechtigkeit einen Preis hat. In manchen Provinzen ganz besonders. Wo liegt Hoedspruit noch einmal? Limpopo, wenn ich
     mich richtig erinnere … Und was wissen wir über die Moral in Limpopo?«
    »Wollen Sie die Presse auch schmieren?«, fragte Jeanette.
    Wernich lächelte, als hätte ein Kind eine amüsante, aber dumme Frage gestellt. »Und was genau wollen Sie der Presse sagen,
     Miss Louw?«
    »Alles.«
    »Ich verstehe. Sie wollen der Presse also eine unglaubliche Geschichte erzählen, die auf der Aussage eines äußerst fragwürdigen
     Mitarbeiters in einem Auswilderungszentrum basiert, der von der Polizei wegen des Mordes an fünf unschuldigen Schwarzen gesucht
     wird. Darüber hinaus erwarten Sie von den Reportern, dass sie der Zeugenaussage eines Mannes Glauben schenken, der vier Jahre
     wegen Straßenmord gesessen hat?«
    »Totschlag«, korrigierte ihn Jeanette.
    »Ich bin sicher, die Presse wird dieser Unterschied ganz besonders interessieren, Miss Louw.«
    »Die Regierung wird sich den Fall Samora Machel erneut vornehmen.« Sie sagte es ohne große Begeisterung. Ihr war auch klargeworden,
     dass er nicht unrecht hatte.
    »Ah«, sagte er. »Wenn die Polizei und die Medien nicht mitmachen, |405| bleibt immer noch die Regierung. Und die wird den Herren Lemmer und le Roux glauben? Obwohl einundfünfzig Prozent unserer
     Firma in ein paar Wochen im Besitz der schwarzen Wirtschaftsgruppe Impukane sein werden? Und ein ehemaliger ANC-Minister und
     drei ehemalige Provinz-Premiers im Vorstand sitzen? Miss Louw, nach dem, was ich weiß, sind Sie trotz Ihrer besonderen Vorlieben
     eine tüchtige Geschäftsfrau. Ich habe keine derartige Naivität von Ihnen erwartet.«
    »Ich kriege dich, Quintus«, sagte ich.
    »Was für ein interessantes Gedankenmuster, Mr. Lemmer.«
    »Finden Sie?«
    »Nicht unlogisch. Das Konzept, einen Sündenbock auszumachen, der bestraft werden muss, ist ausgesprochen instinktiv. Aber
     da
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