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Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Titel: Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)
Autoren: Holly Black
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werde nur ein paar Tage weg sein. Viel brauche ich dafür nicht.
    Auf dem Weg hinaus zum Wagen dreht Philip sich zu mir um. » Wie konntest du nur so blöd sein? «
    Ich zucke die Achseln, wider Willen getroffen. » Ich dachte, das hätte sich ausgewachsen. «
    Philip holt seinen Schlüsselanhänger aus der Tasche und beept mit der Fernbedienung den Mercedes auf. Ehe ich mich auf den Beifahrersitz setzen kann, muss ich mehrere Kaffeebecher auf die Fußmatte fegen, wo die zerknülllten Ausdrucke der Wegbeschreibung die Restflüssigkeit aufsaugen.
    » Ich hoffe, du meinst das Schlafwandeln « , sagt Philip, » denn die Blödheit hat sich offenbar nicht ausgewachsen. «

DRITTES KAPITEL
    ICH STOCHERE IM ROSENKOHL herum, während mein Neffe auf seinem Hochstuhl herumbrüllt, bis Maura, Philips Frau, ihm ein eiskaltes Plastikding zu beißen gibt. Die Haut um Mauras Augen ist so dunkel wie bei einem blauen Auge. Mit ihren einundzwanzig Jahren sieht sie alt aus.
    » Ich habe Bettzeug auf das Ausziehsofa im Büro gelegt « , sagt sie. Die Küchenschränke hinter ihr sind fettbeschmiert und auf den laminierten Arbeitsflächen knüllt sich Küchenkrepp. Ich würde ihr gern sagen, dass sie sich zusätzlich zu allem anderen nicht auch noch um mich kümmern muss.
    » Danke « , sage ich stattdessen, weil das Bettzeug bereits im Büro liegt und ich Philips Gastfreundschaft nicht dadurch strapazieren will, dass ich undankbar erscheine. Deshalb sage ich auch nichts dazu, dass es in der Küche viel zu warm ist, geradezu erstickend. Das erinnert mich an die Ferien, als der Ofen den ganzen Tag eingeschaltet war. Ich sehe unseren Vater vor mir, wie er am Esstisch saß und lange, dünne Zigarillos rauchte. Davon wurden seine Finger gelb, während der Truthahn vor sich hin garte. Manchmal, wenn ich ihn an schlechten Tagen so richtig vermisse, kaufe ich mir Zigarillos und lasse sie im Aschenbecher runterbrennen.
    Im Augenblick vermisse ich allerdings nur Wallingfordund den Menschen, den ich ihnen dort vorgegaukelt habe.
    » Morgen kommt Großvater « , sagt Philip. » Er möchte dich in das alte Haus mitnehmen, damit du ihm hilfst, es zu entrümpeln. Er hat gesagt, alles soll für Mom parat sein, wenn sie rauskommt. «
    » Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das will « , sage ich. » Sie mag es nicht, wenn man an ihre Sachen geht. «
    Er seufzt. » Das erzähl ihm mal. «
    » Ich will nicht dahin « , sage ich. Philip spricht von dem Haus, in dem wir aufgewachsen sind– ein großer alter Klotz, voll gestopft mit all den Sachen, die meine Eltern im Laufe der Zeit angesammelt haben. Kein noch so kleiner Flohmarkt entging der Plünderung, während sie jeden Sommer gaunernd über Land zogen. Wir Kinder blieben derweil bei Großvater in den Pine Barrens. Nach Dads Tod häufte sich das Zeug dermaßen an, dass man Tunnel graben musste.
    » Dann lass es « , sagt Philip, und einen Augenblick lang glaube ich wirklich, er wird mir in die Augen sehen, aber stattdessen hat er meinen Kragen im Blick. » Mom kann sich um sich selbst kümmern. Sie hat nie was anderes getan. Ich bezweifle, dass sie überhaupt in die Hütte zurückkehrt, wenn sie ihre Zeit abgesessen hat. «
    Mom und Philip sind überkreuz, seit er im Zuge des Gerichtsverfahrens widerwillig Zeugen eingeschüchtert hat, damit sie für die Verteidigung aussagten. Philip ist ein Leibwerker, der jemandem ein Bein brechen kann, indem er ihn mit dem kleinen Finger streift. Ich glaube, er hat Mom nicht verziehen, dass sie trotz seines Einsatzes verurteilt wurde.
    Abgesehen davon wurde er von dem Rückstoß ziemlich krank.
    Ich seufze. Es ist nicht die Rede davon, wo ich hinsoll, wenn ich nicht zu Großvater ziehe. Philip will bestimmt nicht, dass ich bleibe– anders kann ich es mir nicht vorstellen. » Richte Großvater aus, dass ich mich nur so lange von ihm knechten lasse, bis ich wieder in die Schule gehe. Dafür brauche ich höchstens eine Woche. «
    » Sag’s ihm doch selbst « , sagt Philip.
    Maura verschränkt die Arme. Es ist so außergewöhnlich, ihre nackten Hände zu sehen, dass ich richtig verlegen werde. Mom konnte Handschuhe zu Hause nicht ausstehen; sie sagte immer, Familienmitglieder müssten einander vertrauen. Ich denke, Philip glaubt das auch. Oder etwas Ähnliches.
    Es ist etwas anderes, wenn die Hände jemandem gehören, mit dem ich nicht verwandt bin, selbst wenn es sich um meine Schwägerin handelt. Ich richte meinen Blick auf ihr Schlüsselbein.
    » Lass dich bloß
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