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Weiße Nächte, weites Land

Weiße Nächte, weites Land

Titel: Weiße Nächte, weites Land
Autoren: Martina Sahler
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küssen, mit den Lippen ihre frei liegenden Brüste umfangen, aber sie entwand sich ihm und knöpfte das Mieder zu.
    »Das ist zu riskant. Ich möchte nicht von Tante Marliese überrascht werden.«
    »Gehen wir in die Scheune.« Schon packte er sie am Ellbogen und zog sie hinter sich her.
    Christina kicherte über seine Eile. Ihre Unbeschwertheit spornte ihn nur noch mehr an.
    In der Scheune ließ er sich nicht länger aufhalten. Er drehte Christina in seinen Armen herum, drückte ihren Rücken nieder, so dass sie sich mit beiden Händen an einem der Holzbalken festhalten musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Mit einer Hand hob er ihre Röcke, mit der anderen öffnete er seine Gürtelschnalle und ließ die Hose auf die Waden fallen. Tief drang er in sie ein, stieß im rasenden Rhythmus wieder und wieder gegen ihr weiches Fleisch, bis er zu explodieren glaubte.
    Mit geübtem Griff glitt er aus ihr heraus und erleichterte sich stöhnend ins Heu. Fast übermenschliche Überwindung kostete ihn dieser Schritt jedes Mal, aber er nahm es in Kauf, weil ihm die Nichte als kecke Gespielin tausendmal lieber war denn als trächtige Stute.
    Während Christina ihre Röcke wieder ordnete und ihr Mieder zuknöpfte, ließ sich Johann, tief ermattet, breitbeinig auf dem mit Stroh bedeckten Boden nieder. Sein schlaffes, feucht glänzendes Glied lag wie ein toter Wurm zwischen seinen behaarten Beinen. Er atmete mit geöffnetem Mund und hielt die Lider geschlossen. Als er die Augen aufschlug, stand Christina immer noch da, fertig angezogen, abwartend.
    »Worauf …? Ach so.« Er grinste und beugte sich vor, um in den an seinem Gürtel befestigten Lederbeutel fassen zu können. Von unten schnipste er ihr eine Münze zu, die sich mehrmals in der Luft drehte.
    Christina fing sie gekonnt auf und steckte sie in ihr Dekolleté. Sie knickste und neigte spöttisch lächelnd den Kopf. »Danke, Onkel.«
    »Wo die Milch steht, weißt du«, fügte er noch hinzu.
    Sie nickte, warf ihm eine Kusshand zu und wandte sich zum Gehen.
    »Ach, Christina?«
    Schon am Scheunentor, drehte sie sich noch einmal um. Fragend hob sie eine Braue.
    »Habt ihr schon einen Termin vom Werber?«
    Christina schüttelte den Kopf. »Es … es gibt da noch einiges zu erledigen …«, erwiderte sie vage.
    »Wir sollten es so einrichten, dass wir als Großfamilie gemeinsam losziehen.«
    Aus Christinas Gesicht wich die Farbe. »Wie … wie meinst du das? Gemeinsam? Wollt ihr auch Haus und Hof verlassen und nach Russland übersiedeln?«
    Johanns Brust bebte vor Lachen. »Was dachtest du denn? Die Steuern hier fressen den größten Teil meiner Einnahmen. Bei den Russen brauchen wir dreißig Jahre lang keine Abgaben zu zahlen. Stell dir das vor!«
    »Aber … aber … was ist mit Tante Marliese, mit Alfons? Die beiden … wie wollen sie die Reise überstehen? Ich dachte, wegen ihnen würdest du bleiben?«
    Johann spuckte neben sich aus, rappelte sich auf die Beine, zog die Hose hoch und begann, den Gürtel zu schnallen. »Geht mich das was an? Wenn sie mitwollen, werden sie die Zähne zusammenbeißen müssen. Wenn sie krepieren, brauche ich zwei hungrige Mäuler weniger zu stopfen. Ich weine ihnen keine Träne nach.«
    Wieder lachte er, während Christina erschauderte und ohne ein weiteres Wort verschwand.

    Christina legte das Schultertuch über ihren Scheitel, als sie den Weg zum Weber-Haus einschlug. Die Schneeschmelze hatte erst vor wenigen Tagen eingesetzt. Matschig und voller Schlaglöcher, in denen sich das Eiswasser sammelte, lag die Straße vor ihr.
    Obwohl sie die Worte ihres Onkels nicht unvermittelt trafen – sie kannten sich lange genug – und obwohl sie selbst genau wie er dazu neigte, ihre eigenen Belange weitaus wichtiger zu nehmen als die Gefühle ihrer Mitmenschen, verursachte ihr seine Grausamkeit leichtes Unbehagen.
    Bevor Tante Marliese jedes Maß beim Trinken verloren hatte, galt sie im Dorf als eine durchaus liebenswerte Frau, deren Melancholie jeden anrührte, nur nicht ihren eigenen Mann.
    Und Alfons, der Idiot? Einmal hatte sie ihm aus einer Laune heraus an Weihnachten einen Strohstern gebracht. Er hatte gestottert, unverständliches Zeug gebrabbelt und vor Freude geweint wie ein Kind, das er mit seinen sechzehn Jahren nicht mehr war. Der Speichel war aus seinen Mundwinkeln auf ihre Schulter getropft, als er sie viel zu fest umarmte.
    Aber dass Johann mit seiner Familie beabsichtigte, genau wie sie nach Russland auszuwandern –
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