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Weiß (German Edition)

Weiß (German Edition)

Titel: Weiß (German Edition)
Autoren: Harper Ames
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gestürzt wäre, weil ihm der Kuss den Boden unter den Füßen wegzog.
    Sanft löste Lydia sich aus seinen Armen und sah ihm tief in die Augen. Dann lächelte sie zufrieden und strich ihm mit der Hand sanft über die Wange. Im selben Augenblick wurde die Tür des Busses so heftig aufgestoßen, dass sie mit einem lauten Knall gegen die Wand krachte. Zusammen mit allen anderen Leuten drehte Lewin sich um und erblickte Simon, der mit hochrotem Gesicht in der Tür stand.
    „Irgendein Schwein hat Harald umgebracht!“
    Ein Raunen ging durch den Raum und neben Simon tauchten jetzt zwei seiner Schergen, David und Sami, auf. Noch hatten sie Lewin nicht entdeckt, aber er wusste, dass es nur noch eine Frage von Sekunden sein konnte, bis ihre hektisch umherirrenden Augen ihn entdeckt haben würden.
    Seine Finger umklammerten ein letztes Mal die zarte Haut von Lydias Hand. Er drehte sich um und sah ihr tief in die dunklen Augen. Er spürte, dass es das letzte Mal war, dass er sie berührte. Ihre Aufgabe hier war im Grunde jetzt schon erledigt und spätestens, wenn er mit Simon und den Anderen fertig war, würde sie sich mit Sicherheit zurückziehen. Er spürte, wie sein Herz schwer wurde und ihm die Tränen in die Augen schossen. Zugleich war ihm klar, dass sich manche Dinge um nichts in der Welt aufhalten ließen.
    Mit einem Mal wurde der Raum vollkommen still und Lewin hörte Samis heisere Stimme. Obwohl dieser nur leise redete, konnte er jedes Wort verstehen.
    „Da vorne ist Lewin.“
    Lewin spürte Simons brennenden Blick in seinem Rücken und drehte sich langsam um. Vor ihm teilte sich die Menge, als Simon geradewegs auf ihn zuging. Wenige Meter vor Lewin blieb er stehen, von Sami und David rechts und links flankiert. Simons Stimme erfüllte den Raum. „Was machst du hier?“
    Die Frage war geradezu lächerlich. Lewin überlegte einen Augenblick, ob er überhaupt darauf antworten sollte, beschloss dann aber, es ruhig angehen zu lassen. „Ich tanze.“
    Er sah, wie Simons Oberlippe verdächtig zu beben begann. Er war wütend. Bis zum Zerplatzen. Im Gegensatz zu Lewin hatte Simon aber keine Möglichkeit gefunden, seine Wut in beeindruckendere Bahnen zu lenken und das Bestmögliche aus ihr herauszuholen.
    „Du weißt, dass du hier nichts zu suchen hast. Dies ist unser Ort. Wir wollen keinen Ärger.“ Trotz seiner offensichtlichen Anspannung klang Simons Stimme weiterhin ruhig. „Du bist hier nicht erwünscht!“
    In diesem Satz war nun ein deutlich drohender Unterton erkennbar gewesen und Lewin überlegte rasch, wie er der Situation die Schärfe nehmen konnte. Er wollte die Eskalation und seine Rache so lange es ging hinauszögern. Das alles hier bereitete ihm viel zu viel Spaß. Er fühlte sich mächtig und überlegen und dieses Gefühl erregte ihn. Außerdem wollte er Lydia beeindrucken. Er war sich sicher, dass ihm dies am besten gelingen würde, wenn er das unvermeidliche Ende noch aufschob. Er beschloss, dass Schweigen die beste Option war.
    Jeder dumme Spruch, den er Simon jetzt unter die Nase rieb, würde das Fass zum Überlaufen bringen und irgendjemand würde hochgehen wie eine Rakete. Das durfte nicht passieren. Dieses Spiel sollte noch nicht vorbei sein.
    In Simons Gesicht veränderte sich nun etwas. Die Verbissenheit verschwand für einen Augenblick und so etwas wie Wehmut trat in seine Augen. Trotzdem klang Simon weiterhin vollkommen ruhig und gefasst: „Weißt du, was mit Harald passiert ist?“
    Lewin musste sich beherrschen, um nicht zu kichern. Der Gedanke an den riesigen Harald, dessen Größe und Kraft nichts gegen ihn hatten ausrichten können, erfüllte ihn mit Stolz. Mit einer instinktiven Bewegung wischte Lewin sich über seine Nase und betrachtete das Blut, das auf seiner Hand zurückblieb. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Simons Augen sich weiteten und schlagartig wusste er, dass er es versaut hatte. Das Blut war Simon vorher nicht aufgefallen, aber dieser eindeutige Hinweis auf seine Begegnung mit Harald, war nun nicht länger zu verbergen. Lewin ließ die Hände sinken und startete einen letzten Versuch. „Ach komm schon Simon, Harald war ein Riesenbaby, das wusste ja wohl jeder. Klar, ich bin vorhin mit ihm raus und er hat mir eine gedonnert. Danach ist er weg und ich hab ihn nicht mehr gesehen. Keine Ahnung, vielleicht hat er sich überanstrengt.“
Simon trat einen Schritt nach vorn und schaute ihm drohend in die Augen. „Ich weiß überhaupt nicht, weshalb du hier so eine große Lippe
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