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Weiß (German Edition)

Weiß (German Edition)

Titel: Weiß (German Edition)
Autoren: Harper Ames
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Simon auf die Frau zu und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Augenblicklich brach sie in Tränen aus und ließ sich bereitwillig von zwei Männern davontragen. Erst als sie sich außerhalb seines Blickfeldes befand, wurde Lewin klar, dass es sich bei der Frau um Gajas Mutter gehandelt hatte.
    Stille kehrte ein und Lewin öffnete zum dritten Mal den Mund, um etwas zu sagen. Er hatte sich die ganze Zeit schon gefragt, ob denn niemand an dem interessiert war, was er selbst zu sagen hatte. Aber zum dritten Mal wurde er unterbrochen, noch ehe ein Wort seine Lippen verlassen hatte.
    Abermals war es Simons Stimme, die statt seiner eigenen durch die Luft schwang. In seinem Blick lag jetzt wieder so etwas wie Trauer und Bedauern, aber im Gegensatz zu der Begegnung im Bus verflüchtigte sich dieser Ausdruck jetzt nicht. „Du warst mal ein Freund, aber jetzt bist du nur noch ein Feind. Du bedrohst nicht nur mich, sondern uns alle hier. Ich weiß nicht, warum du das tust, aber es liegt auch nicht an mir, das zu begreifen.“
    Wie Recht du doch hast, dachte Lewin und konnte sich ein leichtes Schmunzeln nun tatsächlich nicht mehr verkneifen.
    Simon stutzte einen Augenblick, fuhr dann aber fort, wobei die Trauer nun auch in seiner Stimme mitschwang: „Das Ganze scheint dich sogar zu belustigen. Das macht mich traurig, bekräftigt mich aber auch in unserem Entschluss. Du kannst nicht länger unter uns bleiben. Wir müssen dem allen hier ein Ende bereiten.“
    Bei diesen Worten streckte Simon die Hand zur Seite hin aus und Sami holte einen länglichen Gegenstand aus einer Tragetasche. Noch bevor Lewin erkennen konnte, um was es sich bei diesem Gegenstand handelte, unterbrach unerwartet eine heisere Stimme das Geschehen.
    Durch die Menge arbeitete sich nun eine kleine, runde Person, deren Kopf immer wieder kurz zwischen den Leuten aufblitzte. Lewin konnte das Gesicht des Neuankömmlings erst erkennen, als er direkt neben Simon stand und ihm in die Augen starrte. Überrascht zog er eine Augenbraue nach oben.
    Ganz offensichtlich war Galen rechtzeitig zurückgekehrt, um dieses Spektakel noch mitzuerleben.

Sieben
    Galens Blick wirkte hektisch und sein kleiner Körper rang nach Luft, als er sich endlich den Weg durch die Menge gekämpft hatte und bei Simon angelangte. Er beugte seinen Oberkörper nach vorn und stützte die Arme schwer auf die Oberschenkel, wie jemand, der einen Marathon hinter sich hatte und deshalb am Ende seiner Kräfte war.
    Unwillkürlich musste Lewin wieder lächeln. Simon, Sami und alle anderen schauten jetzt nur noch auf den keuchenden alten Mann, er selbst schien völlig vergessen zu sein.
    Nach einer Weile hatte Galen sich wieder gesammelt. Er richtete sich auf, wischte sich mit dem Hemdsärmel über das Gesicht und schaute Lewin lange und tief in die Augen. Dann wandte er sich um und begann mit Simon zu sprechen. Sein Tonfall war genauso besonnen, wie Lewin es von ihm gewohnt war. Allerdings klang das, was er sagte, für Lewin so, als hätte der alte Mann auf dem Weg hierher seinen Verstand verloren.
    „Hör zu, Simon. Ihr dürft das nicht tun. Ich weiß was hier los ist und ich weiß, wie schwer das ist, aber ihr dürft ihn noch nicht aufgeben! Das ist eine Phase, ich habe so etwas schon befürchtet, aber das bekommen wir wieder in den Griff. Wir haben so viel Zeit und Energie investiert, das dürfen wir jetzt nicht so einfach aufgeben. Ich kann das nicht so einfach zulassen, das verstehst du doch oder?!“
    Galen blickte Simon fragend an und der nickte zweifelnd. Er schien einen Augenblick zu überlegen und schüttelte dann plötzlich den Kopf. „Er hat Kneif getötet. Und Aaron und den alten Mann in seinem Haus. Er ist völlig außer Kontrolle geraten, Galen. Das Risiko ist einfach zu hoch. Sieh dich doch mal um. - Die Leute haben Angst. Ich kann sie dem nicht länger aussetzen. Ich weiß, wie viel in diese Sache investiert wurde; wie viel du investiert hast, aber so können wir nicht mehr weitermachen!“
    „Du hast Recht. Er ist außer Kontrolle geraten. Ich habe keine Ahnung wie das passieren konnte. Irgendetwas muss geschehen sein, von dem wir nichts wissen.“ Galen blickte ratlos in Lewins Richtung, schien ihn aber nicht wirklich wahrzunehmen. Sein Blick glitt durch ihn hindurch und er murmelte leise etwas vor sich hin. Dann schüttelte er hastig seinen Kopf, der Blick klarte sich auf und er wandte sich wieder Simon zu. „Ich verstehe eure Sorge, aber so oder so wird es nicht viel ändern. Lass mich
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