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Weinzirl 04 - Gottesfurcht

Weinzirl 04 - Gottesfurcht

Titel: Weinzirl 04 - Gottesfurcht
Autoren: Nicola Förg
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anderen blieben
ihm eine Antwort schuldig, bis Hansl Schorschis Hand nahm. »Gehen wir heim,
Schorschi. Denk dir nix. Was der Pfarrer will, muss nicht das sein, was der
Herr will. Das weiß der Karli auch.«
    Wusste er das?,
fragte Karli sich. Der Hansl, der war mutig und zach. Wütend stapfte er nach
Berg hinauf. Pauli kam kaum hinterher.

2
    Gerhard lag auf dem
Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Der Wind umtoste das Haus,
überall klapperte es, die Bäume rauschten, mal murmelten sie leise, mal schrien
sie an gegen den Wintersturm. Er entspannte sich, er begann in die Matratze
hineinzusinken. Diese Wohnung war doch ein Geschenk des Himmels. Okay, es roch
wirklich etwas muffig, aber er wohnte mitten im Wald, nur fünf Minuten von
Weilheim entfernt.
    Seine Vermieter
würde er hoffentlich bald mal treffen, um sich zu bedanken. Außerdem wollte er
die Leute mit den Säulen und einem riesigen Holzhaus und mehreren Nebengebäuden
kennen lernen. Sie führten einen Doppelnamen mit einem adligen »von«. Keine
Ahnung, wovon die lebten, keine Ahnung, wer überhaupt zur Familie gehörte. Aber
ein Familienmitglied stellte sich soeben vor: ein schwarzer Kater, der ihn kurz
ansah und dann ohne zu zögern seinen dicken Katerkopf zwischen Decke und seinen
Oberschenkel zwängte, ein Stück weit in die Höhle kroch, sich umdrehte, ein
wenig kreiselte und dann liegen blieb und zu schnurren begann, monoton,
beruhigend und gedämpft unter der Decke.
    Wie pflegte
Katzenmama, katzenverrückte, katzenabhängige Jo zu sagen? »Es gibt drei Sorten
von Katzen. Fußwärmer, das sind die angenehmsten, die rollen sich adrett auf
deinen Füßen zusammen. Dann gibt es Kragen, die liegen am liebsten so, dass du
im Hochsommer das Gefühl hast, ‘nen Angorakragen umzuhaben. Und dann gibt’s
Schlüpfer, die müssen unter die Decke.« Der da war ein Schlüpfer. Ach Jo, der
würde dir gefallen. Vielleicht würde der Kater sie ja milde stimmen, denn
Gerhards Abgang war alles anders als ruhmreich gewesen am letzen Freitag, wo
alles so Jo-typisch begonnen hatte.
    Er starrte zur
Decke, als würde dort einer der Krimis laufen, die ihn immer so nervten, weil
die Ermittler in sechzig oder neunzig Minuten die Fälle lösen konnten. Dann
waren sie alle so starke Charaktere voller bizarrer Marotten. Und sie waren
stets so wortwitzig! Allein die »famous last words« bei C.S.I. , bevor der Abspann kam. Immer trefflich, immer
hochintelligent, immer so lässig. So was fiel ihm nie ein, Baier wohl auch
nicht. Aber sie waren eben auch nicht Horacio aus Miami.
    Gerhard starrte
weiter an die Decke, wo ein Film lief. Einer aus seiner jüngsten Erinnerung,
und den hätte er lieber verdrängt. Aber der ließ sich nicht verjagen.
    »Jo, das sind jetzt
schon die zehnten! In Worten: zehnten. Und die haben auf mich einen netten
Eindruck gemacht, einen richtig netten. Ich fand die sehr sympathisch«, hatte
Gerhard gesagt. Damit war es losgegangen.
    »Ja, aber die Kinder
sind zu laut!«
    »Jo, deine so
genannten Kinder sind zwölf und vierzehn, der Junge machte mir einen etwas
verdruckten Eindruck, und das Mädchen wirkt nicht so, als ob sie wilde Partys
feiern würde. Das sind doch keine kreischenden Babys mehr«, hatte er lachend
gemeint.
    »Ja schon, aber das
mit den Partys kann doch noch kommen!«
    Gerhard hatte den
Kopf geschüttelt und sich dem Kühlschrank zugewandt. Mit einem Plopp hatte er
sein Weißbier geöffnet, und er war auf einen Stuhl gesunken. Seine hatten Jos
Augen gesucht, und er hatte sie kopfschüttelnd angegrinst.
    »Jetzt schau nicht so.
Die waren es eben nicht«, hatte Jo gesagt und ihm die Zunge rausgestreckt.
    »Ja, die nicht und
auch nicht die letzten neun. Und auch nicht Patti …«
    »Komm, die hat ja
nun wirklich ein schreiendes Kleinkind«, hatte Jo ihn sofort unterbrochen.
    »Okay! Geschenkt.
Aber auch nicht Evi ohne Kleinkind.«
    »Ja, aber die ist ja
nie zu Hause«.
    »Sie hätte zwei
genommen, und die hätten dann ja wohl ‘nen Kumpel und ‘nen Garten.«
    »Gerhard, ich mag
Evi wirklich, aber für so was ist sie zu, na ja, zu karrieristisch!«
    Gerhard hatte mit
den Augen gerollt, und er spürte es auch jetzt noch ganz deutlich wie sein
Amüsement begonnen hatte in leisen Ärger umzuschlagen. »Und die Kohlrossens?
Mensch, so mit Kneipe, was da alles abfällt an Köstlichkeiten«, war sein
nächster Vorschlag gewesen.
    »Ja schon, aber die
Straße!«
    »Jo, Diepolz ist
doch nicht der Stachus.«
    »Ha! Weißt du, wie
die da
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