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Weil du mich liebst

Weil du mich liebst

Titel: Weil du mich liebst
Autoren: Beth Kery
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erinnert. Natürlich nicht in dem Ausmaße, aber doch immerhin … Es war schrecklich, die Vorstellung, dass er mit einer Wahnsinnigen als einziger Bezugsperson in seinen ersten zehn Lebensjahren aufgewachsen war. Einen Augenblick lang habe ich an dieses Kind gedacht, als ich ihn da so im Salon sitzen sah. Ich hatte Angst, er würde wie ein in die Enge getriebenes Tier nach Lucien schnappen.«
    »Das würde er niemals tun«, rief Francesca aus. In ihren chaotischen Gedankenfetzen tauchte plötzlich das Bild von Ian auf, wie wild er neulich hinter der Treppe ausgesehen und wie er Luciens Hand von sich weggeschleudert hatte. Nicht für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie, Ian sei verrückt geworden, aber was, wenn er emotional doch zu viel mitgemacht hatte? Sie hatte Angst gehabt, dass das, was er während seiner Suche erlebte, ungesund für ihn sei, doch ihr war es nie in den Sinn gekommen, dass er so weit gegangen war und Trevor Gaines’ Haus gekauft hatte, um dort seine fast besessene Suche durchführen zu können. Und wofür? Was konnte er hoffen, dort überhaupt zu finden?
    Bei diesem Gedanken überflutete sie eine Welle der Übelkeit.
    Was, wenn Gerard recht hatte? Sie hatte befürchtet, dass Ian von den Neuigkeiten über Trevor Gaines und durch den Tod seiner Mutter emotional aufgerieben worden war, aber was, wenn er wirklich am Rand seiner Belastbarkeit war? Was, wenn er manchmal über diesen Rand hinausgelangte? Er hatte immer erklärt, keine andere Wahl zu haben, als diese Suche durchzuführen, und sie hatte diese Vorstellung mit Händen und Füßen bekämpft.
    Aber war es nicht so, dass Menschen, je näher sie dem Wahnsinn rückten, immer weniger Möglichkeiten hatten? Sie verspürten dann einen Zwang, hatten das Gefühl, von anderen Kräften bestimmt zu werden.
    Ich habe nichts davon entschieden. Das Schicksal hat es.
    Sie stöhnte leise auf. Bei dem Gedanken an seine Worte stieg Übelkeit in ihrem Hals auf.
    »Francesca, setz dich doch«, flehte Gerard sie mit erschrockenem Blick an. »Du bist ganz blass.«
    »Nein. Nein, ich möchte jetzt einfach nur alleine sein«, konnte sie gerade noch über die Lippen bringen, sich kaum dessen bewusst, was sie sagte, während Gerard sie stützte. Sie schob seine Hand weg. Irgendwie gelang es ihr, den Raum zu verlassen.
    Francesca eilte in ihre Suite. Die immer größer werdende Panik in ihr wurde von einer sich deutlich abzeichnenden, neuen Aufgabe überlagert, was sich merkwürdig anfühlte. Sie musste Ian finden. Sie musste sich selbst vergewissern, dass alles mit ihm in Ordnung war und er nicht an einen Ort abtrieb, an dem sie ihn nicht erreichen konnte. Niemals hätte sie ihm erlaubt, seine Vergangenheitsbewältigung fortzusetzen, hätte sie gewusst, dass er sich dazu alleine in Trevor Gaines’ Haus begeben und die Reste eines kranken Lebens durchstöbern würde.
    Aber war er wirklich allein, fragte sie sich. Sie hatte schon ihre Schubladen aufgezogen und zögerte nun kurz. Hatte Elise nicht erwähnt, dass Lucien ihn möglicherweise begleiten wollte? Als Elise ihr das erzählt hatte, war Francesca noch davon ausgegangen, dass die beiden womöglich nach Marokko fliegen wollten, damit Ian Fatima über seine Mutter befragen konnte. Sie war nicht gerade glücklich über die Vorstellung gewesen, aber im Vergleich zu dem, was Ian tatsächlich getan hatte und noch tun wollte, war das geradezu ausgesprochen gesund. Gott, wenn Ian wirklich in Trevor Gaines’ Haus war, dann lass bitte Lucien bei ihm sein. Denn Lucien könnte ihn bei dieser bizarren Suche ein wenig stützen. Sie griff nach ihrer Handtasche und zog ihr Handy heraus.
    »Elise?«, fragte sie einen Moment später erleichtert, als sie die Stimme ihrer Freundin hörte. »Ich bin so froh, dass ich dich erwische.«
    »Francesca? Was gibt’s? Was ist denn los?« Elises Fragen machten Francesca deutlich, wie panisch sie klang.
    »Nichts. Hoffe ich. Ich wollte nur … ist Lucien bei Ian?«
    Es entstand eine kurze Pause.
    »Ja. Sie sind beide in Frankreich«, erklärte Elise schließlich.
    »Elise, sind sie in Trevor Gaines’ Haus ?«
    »Ja«, gab Elise leise zurück. »Ich bin ganz und gar nicht glücklich darüber, aber Lucien hat darauf bestanden, dorthin zu fahren, vor allem weil er es für – Francesca, wer hat dir denn eigentlich gesagt, wo die beiden sind? Ian?«
    »Nein, er hat mir immer gesagt, dass vor allem ich es nicht wissen dürfe.« Francesca erschauderte bei der Erinnerung. Er hatte gewusst,
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