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Weil du mich liebst

Weil du mich liebst

Titel: Weil du mich liebst
Autoren: Beth Kery
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Ian zu tun habe, sie sich aber deswegen keine Sorgen zu machen brauchten. Sie schrieb, dass sie zurückkehren und ihre Zeichnungen beenden wolle, so schnell sie konnte. Sie fühlte sich schuldig, heimlich ein Taxi bestellt und leise das Haus verlassen zu haben, doch sie hatte Angst, dass Anne und James ihr das Vorhaben ausreden würden, wenn sie ihnen davon erzählte. Seinem Großvater hatte Ian mitgeteilt, dass er wünschte, sie möge noch bleiben. Und sie wusste, dass sie ihre Sorge um Ian in einem Gespräch mit James von Angesicht zu Angesicht nicht würde verbergen können. Also versprach sie in dem Brief, sich bald bei ihnen zu melden, und bat noch einmal darum, sich keine Sorgen zu machen.
    Am Flughafen recherchierte sie die Adresse von Trevor Gaines’ Haus. Sie fand im Internet einen Artikel über Gaines’ Gefängnisjahre, in dem auch seine Adresse genannt war. Mit diesen Angaben in der Hand flog sie zu einem kleinen Flughafen in Nordfrankreich und mietete sich dort ein Auto.
    Manoir Aurore lag anderthalb Autostunden vom Flughafen entfernt. Sie erreichte den einsam gelegenen Landsitz erst kurz vor Sonnenuntergang. Obwohl Aurore und Belford Hall beides elegante, aristokratische Gutshäuser waren, hätte die Lage nicht unterschiedlicher sein können, wurde Francesca deutlich, als sie über eine vernachlässigte, bröckelige Straße durch einen ungepflegten, wild aussehenden Wald fuhr. Ihr Blick wurde von einer merkwürdigen Erscheinung unter den dunklen Bäumen angezogen, dort, wohin das letzte Sonnenlicht fiel. Das, was da halb so groß wie ein Mensch war – nur die obere Hälfte, die Hüfte der Gestalt war auf Bodenhöhe –, bewegte sich. Dann senkte sich dieser Schatten und verschwand vollständig. Vor Schreck kniff Francesca kurz die Augen zusammen, dann griff sie fest ums Lenkrad und konnte so verhindern, dass sie mit dem Mietwagen von der Straße abkam. Sie erschauderte, von dem unerklärlichen Anblick irritiert, und sofort tauchten Assoziationen von Geistern, Feen und legendären Waldmenschen in ihrem Kopf auf.
    Ein halber Mensch, der im Waldboden versinkt? Was um alles in der Welt hatte sie da eben erblickt?
    Diese unerklärliche Vision verstärkte noch die beklemmende Atmosphäre, die sie umgab – ganz zu schweigen von dem Wissen über den Mann, dem all dies hier einmal gehört hatte –, sodass sie sich ausgesprochen unwohl fühlte.
    Das Gebäude selbst erinnerte sie an eine Art dunklen, riesigen Greifvogel, einen im leuchtenden Sonnenuntergang geduldig wartenden Geier. Schwach, aber auch erleichtert fühlte sie sich, als sie zwei ganz normal wirkende, luxuriöse Limousinen auf der mit Unkraut überwucherten Einfahrt stehen sah. Sie hatte schon begonnen, sich wie das einzige Lebewesen in einer von Toten und Geistern bewohnten Landschaft zu fühlen. Ihre Augen öffneten sich weit, als sie einen Mann mit einem dunklen Mantel im steinernen Portikus vor dem Eingangstor stehen sah, der auf unheimliche Weise völlig unbeweglich dastand. Erst als sie ihren Mietwagen hinter dem silbern glänzenden Auto geparkt hatte, trat er in das Abendlicht.
    Ian .
    Sie blickte ihn mit zunehmender Verblüffung an, als sie den Motor abstellte. Er kam auf sie zu, sein dunkler, geöffneter Mantel blähte sich hinter dem großen, durchtrainierten Körper auf. Er trug Jeans, die zu seinen langen Beinen und den schmalen Hüften perfekt passten, dazu braune Arbeitsstiefel, ein einfaches weißes T-Shirt und ein aufgeknöpftes Hemd. Sein Unterkiefer war mit dunklen Bartstoppeln übersät. Schmerzlich kam ihr sofort der einsame, edle Wilde ins Gedächtnis, den sie vor Jahren auf einer verlassenen Straße Chicagos gemalt hatte, das Bild, das sie und Ian letztlich zusammengebracht hatte. Seine blauen Augen flammten auf, als er sie durch die Windschutzscheibe hindurch mit seinem Blick fixierte. Er schien alles andere als erfreut zu sein, sie dort zu sehen.
    Aber er machte auch den Eindruck, als wäre er nicht überrascht, sie dort zu sehen. Woher wusste er, dass sie kommen würde?
    Er öffnete die Fahrertür.
    »Was machst du hier?«, wollte er ohne Einleitung wissen.
    Seine grobe Frage stieß sie ein wenig vor den Kopf, doch dann hob sie trotzig ihr Kinn.
    »Ich habe dich natürlich gesucht. Woher weißt du, dass ich herkommen würde?«
    »Short«, zischte er nur mit schmalem Mund. Ein kühler Windhauch fegte durch die offene Tür. Sie zitterte, doch Ian schien davon unbeeindruckt.
    »Arthur Short? James’ Mitarbeiter? Aber wie
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