Weil du mich liebst
und sprang auf, um nach dem Laptop zu greifen. Sie wollte das Bild, das sie in einem solch verletzlichen Moment zeigte, auslöschen. Ian setzte ihr nach und hielt sie an der Schulter fest, denn auch Gerard war bei ihrer plötzlichen Bewegung gestartet. Er schob den Laptop ein wenig zur Seite und schloss den Deckel, doch die Aufnahme lief weiter, das verbotene Geräusch ihres Liebesspiels war weiterhin zu hören. Gerard trat näher an die Stelle, an der sie jetzt auf dem Bett saßen, und spielte bedrohlich mit der Waffe.
»Ich wollte dir das nicht zeigen, Francesca. Aber du musstest es mit eigenen Augen sehen. Ich war sicher, dass du es wissen wolltest, dass er gar nicht so anders ist als sein Vater – dieser Kriminelle, Trevor Gaines.«
»Woher weißt du von Gaines’ Vergangenheit?«, fragte Francesca ungläubig.
»Er denkt, er weiß alles«, sagte Ian ruhig. »Doch da irrt er sich.«
»Ich irre mich nicht«, gab Gerard bissig zurück, in seinen glasigen Augen blitzte Wut auf.
»Ich habe diese Filme von dir nicht gemacht, Francesca. Die meisten von ihnen nicht«, sagte Ian. Dabei sah er nicht sie, sondern Gerard an. »Den einen habe ich aufgenommen, aber das weißt du. Ich würde dir so etwas nie antun«, erklärte er unerschütterlich. Sein Kiefer trat vor Anspannung kantig hervor.
»Das weiß ich.«
Die Pistole zuckte leicht nach oben bei Francescas Worten.
»Was?«, rief Gerard verblüfft aus. »Jetzt erzähl mir nicht, du glaubst ihm? Einfach so?«
»Natürlich glaube ich ihm«, flüsterte Francesca, die Gerard mit wachsender Furcht beobachtete. »Ian würde mir das nie antun. Ohne meine Erlaubnis würde er mich nicht filmen. Und Ian würde mich auch niemals so unglücklich sehen wollen.«
Ian warf ihr einen raschen Blick zu. Sie sah Dankbarkeit und Erleichterung in seinen blauen Augen. Trauer und Mitleid durchflossen sie. Er hatte Angst gehabt, sie würde Gerard Glauben schenken.
»Er hat dir beim Masturbieren zugesehen, Dummkopf. Und sich dabei einen runtergeholt, während er dich ausspioniert hat«, brüllte Gerard.
»Nein, das hast du getan«, spuckte Francesca aus. Sie konnte nichts dagegen machen, bei dieser Vorstellung lief wieder ein Schauder des Abscheus und Entsetzens über ihren Körper.
Gerards Gesicht wurde rot und fleckig. Ihre unverblümte Weigerung, seiner Darstellung von Ian als Perversem zu glauben, der sie ohne ihre Einwilligung ausspioniert und die Aufnahmen hinterher für seine sexuelle Stimulation verwendet hatte, schien seine Wut nur noch mehr zu steigern.
»Mein Gott, was bist du für eine Idiotin. Du hast ihn wirklich verdient«, sagte er verbittert. Dann zuckte er plötzlich mit den Schultern. »Ich hätte dich ohnehin getötet, also ist es eigentlich auch ganz egal.«
»Aber warum hast du es mir denn dann gezeigt?«, wollte Francesca verbittert wissen.
»Es wäre für ihn um ein Vielfaches schöner gewesen, wenn er noch hätte sehen können, wie du mich verraten hättest, bevor er uns umbringt. Er hätte dich nicht am Leben lassen können. Er weiß, dass ich dir im Falle meines Todes alles vermacht habe.«
»Hast du?«, fragte Francesca benommen. Das alles erschien ihr unwirklich. So fühlt es sich also an, wenn einem klar wird, dass man sterben wird? Sie hätte gedacht, dass sie in diesem Moment viel panischer sein würde.
Ian nickte.
»Und mit Großvater an zweiter Stelle. Aber das spielt Gerard ja in die Hände, schließlich ist er nach meiner Großmutter dessen Erbe, falls ich sterbe. Alles, was er tun muss, ist abzuwarten. Und dass er geduldig sein kann, hat er bewiesen. Was hast du mit Lucien gemacht?«, fragte er übergangslos. »Ist er tot?«
»Nein, noch nicht. Ich habe ihm so hart auf den Hinterkopf geschlagen, damit hätte ich auch einen Baum fällen können. Wenn das Feuer nachher ausgebrochen ist, wird er sicher nicht rechtzeitig aufwachen, um noch entkommen zu können.«
Francesca ließ ein ersticktes Geräusch hören. Warum blieb Ian so ruhig? Unter diesen Umständen war das unheimlich mitanzusehen.
»Du willst … warte, es aussehen lassen, als wäre ich schließlich doch verrückt geworden, hätte Francesca erschossen, dann alles angesteckt und mich zuletzt selbst gerichtet?« Ruhig blickte Ian zum staubigen, alten Betthimmel. Sein entspanntes Verhalten verwirrte Francesca zusehends und trug noch weiter dazu bei, dass sie sich in dieser Situation völlig unwirklich vorkam. »Keine schlechte Idee. Ich habe mir selbst schon ein halbes Dutzend Mal
Weitere Kostenlose Bücher