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Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Titel: Weihnachtsglanz und Liebeszauber
Autoren: Sissi Flegel
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die Schultern. »Absolut.«
    »Es wäre nämlich nicht gut für dich«, fuhr Jule fort, »wenn du dich in einen hoffnungslosen Fall verlieben würdest. Das schadet dem Selbstbewusstsein.«
    »Klar.«
    Jule packte mich an den Armen und schüttelte mich. »Sag, dass du dich nicht in den Wikinger verliebt hast! Los! Sag’s!«
    Ich schloss die Augen. »Ich. Will. Keinen. Freund. Schon. Gar. Nicht. Den. Wikinger.«



4. Dezember

D er M ontagnachmittag hatte es in sich: Außerhalb der Ferienzeit gaben mein Vater und Benno täglich von 14.30 Uhr bis 16 Uhr Reitunterricht. An diesem Tag verkündete Nick beim Essen, er würde die Hausaufgaben bei einem neuen Freund machen, und ich verzog mich in mein Zimmer. Mein Schreibtisch stand schon immer vor dem Fenster, und wenn ich den Kopf hob, hatte ich den Hof voll im Blick. Gestern sah ich denn auch, wie so kurz nach 14 Uhr die ersten Kids eintrudelten. Die waren voll gierig auf Pferde und machten sich gern nützlich. Eine, sie hieß Lotta, schnappte sich immer sofort das Abmist-Set und jagte Pferdeäpfel.
    Gestern war sie schon mit der Schaufel unterwegs, als Jan auf dem verrosteten Dreigang-Rad auf den Hof fuhr und es an die Mauer lehnte. Sofort marschierte Lotta auf ihn zu und zeigte ihm erst mal, wo der Platz für die Räder war. Brav stellte er sein Rad neben die anderen und sah sich um.
    Als hätte sie ein Stichwort bekommen, schlenderte meine Schwester Rese aus der Tür. Sie biss in einen Apfel, ihr Blick fiel rein zufällig auf Jan Jörk, den Wikinger, sie stutzte, ihr Gesicht leuchtete auf wie sämtliche Scheinwerfer bei ’ner Oscarverleihung, noch zwei, drei Schritte, dann legte sie Jan die Arme um den Hals und gab Küsschen. Bäh!
    Danach wurd’s erst recht interessant. Um nicht gesehen zu werden, zog ich den Vorhang etwas vor und verfolgte gespannt das Geschehen auf dem Hof.
    Wie immer dauerte es eine Weile, bis alle Reitschülerinnen und -schüler mit Sturzkappen und Reitgerte ausgestattet waren und auf ihrem Pferd saßen. Fünf trabten selbstständig los und immer im Kreis herum, einen Anfänger hielt mein Vater am Führzügel, den anderen hatte Benno an der Longe.
    Jan und Rese lehnten am Zaun und sahen zu. Eigentlich hätte Rese dem Neuling die Sattelkammer und das Sattelzeug, die Bürsten, Schwämme und Tücher, die Sattelseife und das Lederöl zeigen und ihm beibringen können, wie eine Trense überm Trensenhalter zu hängen hatte.
    Sie hätte ihm die Ausrüstung vorführen können, die man zum Reiten so braucht: den Sattel natürlich, die Steigbügel, das Zaumzeug, Halfter … aber nichts da. Meine Schwester lehnte neben Jan am Zaun und schaute verträumt auf die Erlen am Zipfelbach.
    Ich ahnte, dass sich Benno mächtig über Rese ärgerte, denn immer wieder blickte er mit finsterer Miene in ihre Richtung. Unsere Hunde machten wie üblich ihre Kontrollgänge durch den Stall und über den Hof, Sepi schlief auf dem Fenstersims und ließ sich die müde Wintersonne auf den Buckel scheinen, hin und wieder gab mein Vater kurze Hinweise – es war ruhig und geruhsam und so wie immer.
    Auf der anderen Seite des Zipfelbachs führte eine kleine Landstraße zum nächsten Dorf. Ab und zu hörte ich ein Auto, aber natürlich erschrickt kein Mensch, wenn er in der Ferne einen Motor hört. Zuerst achtete ich auch nicht auf das Knattern eines Mopeds, aber als das Knattern näher kam und dabei lauter und lauter wurde, wusste ich, dass jemand von der Straße abgebogen war und unsere Auffahrt herauf fuhr.
    Plötzlich jaulte der Motor auf, das Moped schoss auf den Hof – und der Friede war Schnee von gestern.
    Unsere Hunde sprangen dem irren Fahrer in den Weg, die Pferde bockten, und weil die Kids sie nicht unter Kontrolle bekamen, rannten sie vor Schreck wiehernd wild umher. Und schon lagen eins, zwei, drei Kinder am Boden – wie der Blitz jagte ich aus dem Zimmer die Treppe runter, übern Hof und dann … dann blieb mir fast das Herz stehen: Hektor, unser Schäferhund, lag neben der Tanne, Jash stupste ihn an, jaulte leise, stupste wieder, leckte ihn ab, aber Hektor rührte sich nicht.
    Ich kniete mich nieder, direkt auf einen spitzen Stein, aber das kümmerte mich nicht, und nahm seinen Kopf in die Hände. Aus seinem Maul sickerte Blut, Tränen schossen mir in die Augen, Stiefel tauchten neben mir auf, ich hob den Kopf – Jan stand neben mir und hatte das Handy in der Hand. »Die Nummer vom Tierarzt! Hast du sie?«
    Jeder von uns auf dem Reiterhof wusste sie auswendig.
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