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Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Titel: Weihnachtsglanz und Liebeszauber
Autoren: Sissi Flegel
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lachen. »Das wäre dann echt beklötert, was?«
    »Warst du schon mal im Norden?« Jan riss die Augen auf. »Woher kennst du das Wort?«
    »Mein Geheimnis«, sagte ich schnell.
    »Mensch, Ally!« Er streichelte Hektor. »Man sollte es nicht für möglich halten, dass Rese deine Schwester ist.«
    Mir blieb fast das Herz stehen. Klar, Rese war der Star in unserer Familie. »Wieso? Weil sie so schön ist?«
    »Ne. Weil du so klasse bist.«
    »Ich bin klasse?«, wiederholte ich verdutzt.
    »Ja. Dir macht es nichts aus, dass deine Jeans voller Blut ist. Und deine Hände auch. Mit einem Mädchen wie du es bist, kann man echt was anfangen. Pferde stehlen, sozusagen. Voll der Wahnsinn.« Er schwieg. Erst nach einer ganzen Weile fragte er leise: »Rese soll schön sein?«
    Ich nickte.
    »Für’n Typ wie Giselbert vielleicht. Aber nicht für mich. Ne. Nicht für mich«, wiederholte er.
    »Pech für dich«, sagte ich und hörte nicht auf, Hektor zu streicheln. »Aber eins sag ich dir: Lass die Finger von unserem Reiterhof. Unsere Pferde sind nichts für dich.«
    »So ganz wörtlich habe ich es nicht gemeint, Ally.«
    »Was denn?«
    »Das Pferdestehlen.«
    Ich zuckte die Schultern. »Gut für dich. Ich hätte dich mit der Mistgabel vom Hof gejagt, wenn ich dich beim Pferdestehlen überrascht hätte.«
    Jan legte den Kopf schief. »Ich seh dich direkt vor mir, wie du mich mit der Mistgabel in den Händen verfolgst, Ally. Sag mal, was würde Rese tun, wenn ich ein Pferd stehlen wollte?«
    »Rese?« Ich lachte spöttisch. »Rese würde dich bitten: › Nimm mich mit, schöner Ritter! ‹ Du würdest sie vor dich auf den Sattel setzen, und gemeinsam würdet ihr in den Sonnenuntergang reiten. Auf dem geklauten Pferd«, setzte ich noch hinzu.
    Nachdem wir Adrian geholfen hatten, Hektor auf den Untersuchungstisch zu legen, schickte er uns nach Hause.
    Im Dezember war’s um diese Zeit natürlich schon längst dunkel; es nieselte leicht. Ich wünschte mir, es würde schneien.
    Aber auch bei Nieselregen war der Heimweg eine Wucht, denn kaum hatten wir Adrians Praxis verlassen, fasste Jan nach meiner Hand.
    »Lass das«, fauchte ich. »Was soll das?«
    »Ich dachte … W…willst du das nicht?«, stotterte er.
    »Bin ich Rese?«, schrie ich. »Nein, ich will es nicht!«
    Er ließ meine Hand los und trabte schweigend neben mir her, bis wir neben der Tanne im Hof standen. Die Birnen brannten, nur ziemlich weit unten war ein schwarzes Loch in der Lichterkette. »Zu viel Aufregungen, um die kaputte Birne zu ersetzen, was?«, fragte Jan leise. Sein Gesicht kam dem meinen näher. Was hatte er vor? »Vielleicht bringe ich morgen eine für euch mit«, sagte er noch leiser, aber dann stopfte er die Hände in die Taschen und ging zu seinem Fahrrad rüber. »Nacht, Ally!«
    Mein kleiner Bruder kam zu spät zum Abendessen. Er rutschte auf die Bank, murmelte eine Entschuldigung und meinte, sein neuer Freund sei echt nicht zu beneiden: die Mutter krank, der Vater ohne Arbeit. Die Familie sei so knapp bei Kasse, dass Sam, so hieß der Freund, nicht mal einen Adventskalender habe. Aber das allerSchlimmste sei, dass seine Katze vor zwei Tagen überfahren worden wäre. Nick hob den Kopf. »Wo ist eigentlich Hektor?«
    »Tja, es war so …«
    Wenn ich den kleinen Nick nicht festgehalten hätte, hätte er sich auf Rese gestürzt, so wütend war er auf sie, auf ihren Giselbert und seinen depperten Bruder. Und dann wollte er natürlich sofort zu Adrian, um Hektor beizustehen, aber das ließen unsere Eltern nicht zu.



5. Dezember

H ektor hatte zwei angebrochene Rippen und eine Fleischwunde, die Adrian genäht hatte. Der Unfall hätte schlimmer ausgehen können; schon am Dienstagabend brachte er unseren Hund zurück. Jetzt lag Hektor in der Küche auf seinem Teppich und wurde von Nick hingebungsvoll gepflegt. Als meine Mutter am Morgen in die Küche kam, schlief er, in seine Decke gewickelt, neben Hektor und hielt seine gesunde Pfote.
    Gestern waren die Reitstunden ausgefallen, weil die Pferde geschont werden mussten, außerdem hatte mein Vater Rese daran erinnert, dass Giselberts Bruder Clemens absolutes Hofverbot habe. Das hinderten Rese und Giselbert aber nicht daran, Hand in Hand auf dem Schulgelände herumzustehen. Allerdings hatte Rese mir am Morgen im Badezimmer gesagt, dass Giselbert nur eine Übergangslösung wäre, bis sie sich den Wikinger endgültig geschnappt hätte.
    »Viel Glück«, sagte ich nur.
    »Hab ich.« Meine Schwester lächelte mich
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