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Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Weihnachtsglanz und Liebeszauber

Titel: Weihnachtsglanz und Liebeszauber
Autoren: Sissi Flegel
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und dann begann die Aktion. Die Kette musste nämlich so um den Baum gelegt werden, dass die Lichter gleichmäßig verteilt waren. Nick und ich riefen: »Mehr links!« oder: »Mehr rechts!«. Die Hunde bellten, Benno rauchte seine Pfeife und unsere Mutter hielt eisern die Leiter fest.
    Der spannendste Augenblick kam immer dann, wenn Pa den Stecker in die Steckdose drückte. Ob alle Birnen brannten? Das war eigentlich nie der Fall; aus einem sehr geheimnisvollen, uns unbekannten Grund lockerten sich übers Jahr ein paar, aber wenn man sie wieder festschraubte, leuchteten sie wie eine Eins.
    So war es auch an diesem 1. Advent – ganze vier Birnen verweigerten den Dienst. Alle vier wurden wieder festgeschraubt, doch eine davon flackerte kurz auf und erlosch. Endgültig.
    »Die ist kaputt«, tönte eine Stimme aus der Dunkelheit. »Ich hab sie gezählt; es ist die siebte von unten.«
    »So?« Mein Vater stieg von der Leiter. Der, zu dem die Stimme gehörte, trat in den Lichtschein. »Hallo. Ich bin Jan Jörk.«
    Der Wikinger! Und Rese war oben in ihrem Zimmer! Benno griff nach der langen Leiter. »Kann ich helfen?«, fragte der Wikinger und trug unaufgefordert mit Benno die Leiter in den Schuppen.
    »So ein netter Junge«, lobte meine Mutter.
    Ich hätte den beiden in den Schuppen folgen können. Ich hätte ein unverfängliches Gespräch mit dem Wikinger beginnen können. Ich hätte meinen Charme spielen lassen und den Neuen überzeugen können, dass ich hinreißend schön, unendlich klug, wahnsinnig intelligent und was nicht sonst noch alles war … Ich hätte die einmalige Chance nutzen können. Ja.
    Aber ich wollte ja keinen Freund, und schon gar nicht den blöden blonden Wikinger. So.



3. Dezember

M ontags hatten wir in der ersten Stunde Englisch. Die meisten Mädchen meiner Klasse schwärmten für unseren Englischlehrer, Simon Krause. Er war Referendar, jung, echt witzig, und vor allem sah er die Sache mit der Disziplin nicht so eng wie die alten Knacker. Was bedeutete, dass ich mich eigentlich auf seine Stunden freute.
    An diesem Montag war er mir egal. Ich konnte einfach nicht aufpassen, weil meine Gedanken immer wieder zum Wikinger drifteten. Nimm dich bloß zusammen, Ally, befahl ich mir. Und dann ertappte ich mich dabei, dass ich ein Smiley malte. Und noch eins. Und wieder an den Wikinger dachte. Ich war echt ein Loser. Mann, war ich behämmert!
    Ich seufzte, bis mir Jule, meine Nebensitzerin und beste Freundin – ich hatte ihr Sonntagabend in einem langen Handygespräch berichtet, wie Rese voll auf Jan Jörk abgefahren war – den Ellbogen in die Seite rammte und zischte: »Hast du Kopfweh, Ally? Oder Bauchweh?«
    »Wie bitte?«
    »Du stöhnst! Bist du krank?«
    Ich fühlte mich sterbenselend.
    »Ich bin todkrank«, hauchte ich und rief mir den gestrigen Abend in Erinnerung.
    Benno und der Wikinger trugen die Leiter in den Schuppen. Mein Vater, meine Mutter und Nick standen um den Baum herum und bewunderten die brennenden Lichter. Ich grämte mich, weil ich den Mund nicht aufbekam und sich meine Chancen mit jeder Sekunde verschlechterten. Und dann, gerade als Jan Jörk zurückkam, fühlte ich mich endlich fit genug, ihm ein paar Fragen zu stellen: Du willst wirklich reiten lernen? Bist du überhaupt schon mal auf einem Pferd gesessen? Solche Fragen wollte ich ihm stellen. Ich dachte an das winzige Marienkäferchen, drückte mir selbst die Daumen und sagte: »Ich bin Ally. Der kleine Nick ist mein Bruder.«
    Und da, genau in diesem Augenblick, hörte ich meine Schwester neben mir: »O, hallo! Super, dass du bei uns Reitstunden nehmen möchtest. Ich bin Rese!«
    Sie trug ihre beste Reithose samt nagelneuem Pulli und hohen Stiefeln. Das Augen-Make-up muss sie den halben Nachmittag gekostet haben, ihre Haare waren auffällig unauffällig verwuschelt, und alles in allem sah meine Schwester aus, als wäre sie von der Titelseite des angesagtesten Reitermagazins gesprungen.
    Ich hörte, wie Jan nach Luft schnappte. Seine Augen kullerten fast aus den Höhlen, er stammelte: »H … Hallo Resi!«
    Meine Schwester war entzückt. Ich fürchtete schon, sie würde vor Entzücken in die Hände klatschen, was natürlich voll peinlich gewesen wäre, aber auch ihr Lachen war schon peinlich genug. »Resi ist ein bayrischer Name«, erklärte sie mit ihrem sexy Augenaufschlag. »Meine Eltern ließen mich auf den Namen meiner Urgroßmutter taufen: Therese. Die Abkürzung ist Rese. Ganz einfach, nicht wahr?«
    »W… wenn
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