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Weihnachten mit Mama

Weihnachten mit Mama

Titel: Weihnachten mit Mama
Autoren: Alex Thanner
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trendigfarbenem Leder, Karin von Charlotte die böhmischen Kristallgläser. Bernard nahm von mir das Buch Sagen und Legenden der bayerischen Alpen , ich von ihm das Buch Die alltägliche Physik des Unglücks von Marisha Pessl – ein Titel, den Bernhard für sich wohl nicht so ganz adäquat empfand; ich jedoch war neugierig auf den Roman.
    Dorle – eine mit teuren Pflegeprodukten gefüllte Kosmetiktasche – und Laura – eine Brosche und eine dazu passende Haarklammer, die irgendwie vintagemäßig aussahen – tauschten geschwisterlich.
    Julie interessierte sich für Omas nachtblaues Kaschmirtuch und verehrte ihr dafür ihren superteuer aussehenden Regenschirm mit Super-Klapp-Automatik. Seit wann gilt Münster als Regenloch Deutschlands? – Unerfindlich blieb mir Mamas Geschenk für meine Frau. Max konnte mit meinem Mobiltelefon etwas anfangen – seines hatte er kurz vor Weihnachten verloren –, ich etwas mit seinem Schweizer Taschenmesser – so eines wollte ich immer schon mal haben. Tina – ein Reise-Schuhputzzeug-Set – und Bernhard – ein goldenes Feuerzeug, er rauchte gar nicht! – wechselten ebenfalls ihre Geschenke.
    Robert tauschte nichts. Er bekam ohnehin jedes Jahr mehr oder weniger dasselbe. Diesmal war es eine Krawatte – Robert hasste Krawatten! – und eine Strickweste, die er wohl doch ganz passabel fand.
    Nur die Zwillinge waren restlos zufrieden mit ihren Geschenken. Zwar vielleicht nicht so ganz mit den Pullovern und Schlafanzügen, die Mama für sie – neben dem üblichen Spielkram, versteht sich – ausgesucht hatte. Wohl aber mit all dem nutzlosen Krempel, der Kinderherzen höher schlagen lässt.
    »Kinder, Kinder«, sagte Mama, als endlich alle mit den »richtigen« Geschenken versorgt waren, »ihr könnt mich alte Frau ganz schön auf Trab halten.« Aber sie war doch erleichtert, dass die Bescherung ziemlich reibungslos über die Bühne gegangen war und alle nun zufrieden waren.
    Na also, geht doch. Das Christkind war nur etwas erschöpft und geistig nicht mehr voll auf der Höhe gewesen, als es die Geschenke der Familie Siebenschön verteilt hatte. Kann man doch verstehen, oder?

23
    Wie kannst du es wagen?
    D ann kam die Bescherung der Jubilarin. Für Mama hatten sich die Gäste mächtig ins Zeug gelegt. Sie konnte mit ihrer »Ausbeute« rundweg zufrieden sein. Auf dem Vertiko stapelten sich schließlich eine von Jules und Jim überreichte Menage – Salz- und Pfefferstreuer in einer silbernen Halterung, jeder mit einem eingravierten »E« –, zusammen mit einem selbst gebastelten Fotokalender für das kommende Jahr. Eine Gesamteinspielung ( CD und DVD ) von La Bohème mit Anna Netrebko in der Rolle der Mimi – von Julie. Ein riesiger prunkvoller, mit dunkelrotem Samt bezogener Bilderrahmen und ein liebevoll gestaltetes Fotoalbum mit Bildern aus Kindheit und Jugend der Rosner-Schwestern – von Karin und Bernhard. Ein Gutschein für ein sündteures Wochenende in Schloss Elmau – von Robert und Tina. Entzückende Kreolen, die wir in Venedig entdeckt hatten – von mir. Chanel No. 5 – o là là – von Max und von Dorle dazu einen seidenen Bademantel. – »Ach, Dorle, ganz lieb … aber ich hab doch schon einen …« – Da sollte sie sich unwissentlich täuschen, denn ihr hundsmäßig misshandeltes Schmuckstück lag wohlverstaut in meinem Koffer und würde morgen in der Mülltonne versenkt werden. Von Charlotte bekam meine Mutter eine Schreibmappe aus Leder und von Annerose einen Waterman-Füllfederhalter. – »Damit du deine Schecks würdig ausstellen kannst!«
    Das alles packte Mama nach und nach aus. Jeder bekam einen dankbaren Blick, ein Lächeln, ein »Ach, wie schön!« und »Oh, wie hübsch!« Zuletzt nahm sie das Päckchen mit der rosa Schleife in die Hand, so groß wie ein Schuhkarton.
    »Das ist von mir«, sagte Laura leise.
    Ich hoffte inständig, dass es nicht wieder eine dieser entzückenden Nichtigkeiten von Princesse Tamtam war, die sie so oft verschenkte – sowohl Julie als auch Dorle nannten ganze Schubladen voll davon ihr Eigen. Aber der Schuhkarton deutete dann doch eher auf hyperhohe Stilettos hin, die Mama so gerne trug – »ungeachtet meines hohen Alters«, wie sie gern trotzig zu bemerken pflegte. Schuhe! Nicht das originellste Geschenk zum fünfundsechzigsten Geburtstag, dachte ich, auch wenn sie sicherlich sündteuer und italienischer Provenienz sind.
    Doch die leichte Missbilligung wandelte sich in ungläubiges Erstaunen, wie übrigens bei jedem
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