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Weiblicher Alltag

Weiblicher Alltag

Titel: Weiblicher Alltag
Autoren: Frau Huhn
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Kaufpreis zurück – garantiert.

    Also hatte ich ja immer noch mein Hintertürchen. Notfalls könnte ich mir mein Geld zurückholen. Nur wie? Im eigenen Forum wimmelte es von begeisterten Angestellten – nee, ich meinte natürlich: Verbraucherinnen. Als Download gab es hier einen 10-Euro-Rabatt-Coupon; leider keinen „Return“-Aufkleber.

    Das konnte doch gar nicht sein. Irgendwie musste das Versprechen doch einzulösen sein. Ob ich mit Kassenbon und Packung zurück in die Drogerie musste? Irgendwann kam mir der Gedanke, die Packung nach einer Telefonnummer abzusuchen. Und siehe da, auf der Bodenunterseite, stand sie – mit zwei (!) Sehhilfen auch für Hühner meines Alters lesbar. Eine kostenlose telefonische Verbraucherberatung! Na, da hielt mich doch nichts mehr auf.

    Schon nach kurzer Zeit in der Warteschleife wurde mir klar, warum die Telefonnummer kostenlos ist. Hier war aktive Mitarbeit gefordert! Nach dem üblichen „wenn sie….., dann wählen sie…“ kam der nächste Hinweis zur Mitarbeit: „wenn sie nicht wollen, dass das Gespräch aufgezeichnet wird….“. Ich überlegte kurz: Ach, sollten die mich ruhig zu Trainingszwecken abhören…….Musik……..

    Dann: „Bitte bleiben Sie nach dem Gespräch am Apparat, wir möchten Sie im Rahmen…..befragen“. Ich überlegte wieder: Na, das kann ich ja erst mal abwarten……Musik…. „Der nächste freie Mitarbeiter….“ ….Musik… von Adele, chasing pavements:

    Should I give up? Or should I just keep chasing pavements? Even if it leads nowhere, Or would it be a waste?

    Ist das nicht genial? Was für eine tolle Idee, das Verbraucherhuhn in der Warteschleife zum Nachdenken zu bringen, ob es diesen Anruf wirklich tätigen soll. Nein, mich hielt das nicht auf, ich sang mit. Laut genug, um nicht sofort zu merken, dass „der nächste freie Mitarbeiter“ bereits am Telefon war. Kurzes Räuspern. Ein Kerl! Nee, das kann ich nicht leiden: Schönheitstipps von Kerlen. Das ist genau wie diese männlichen „Make-up-Artists“. Jungs, was stimmt mit euch nicht? Na egal, ich schilderte mein Anliegen und wurde weiterverbunden. Solche schwierigen Fragen: „Wie bekomme ich denn jetzt mein Geld zurück?“ darf natürlich nicht jeder beantworten. …..Musik…..noch einmal der Hinweis auf die Aufzeichnung des Gespräches….Musik….freier Mitarbeiter, der schwierige Fragen beantworten darf.

    Ja, also, natürlich bekäme ich mein Geld zurück, wenn

    a. mein Pflegesystem nicht älter als 30 Tage ist
b. wenn ich alles samt Kassenbon nach Mainz schicke
c. ausreichend frankiert (also Päckchen) versteht sich
d. wenn ich meine Kontonummer mit internationalen Daten wie IBAN und BIC angebe
und e. wenn ich amerikanische Dollar akzeptiere.

    Also gut, e. habe ich mir gerade erst ausgedacht – aber der Rest stimmt.

Wo ist der Bus?

    Ein Paragraph von „Murphys Law“ besagt:

    „ Wenn Frau Huhn während der Schulzeit unter der Woche einen Tag frei hat, dann ist damit zu rechnen, dass ein Küken morgens aus verschiedenen Gründen in die Schule gefahren werden muss.“

    Ich hatte frei! Als Einzige im Hühnerstall, was mir ein gewisses Ausschlafen verwehrte. Da K2 aber erst um 8:45 Uhr in der Schule sein musste, lagen wir mit diversen Frühstücksgetränken und ausreichend Lesestoff im großen Bett und ließen es uns gut gehen. Diese gemütliche Idylle wurde um 6:56 Uhr durch einen Handyanruf von K1 unterbrochen.

    Sie: „Mama, der Bus kommt nicht!“
Ich: „Der MUSS kommen – irgendwann.“ >Aufgeregtes Stimmengewirr im Hintergrund.<
Sie: „Wart’ mal – ich glaube, da kommt er. Ach nee, ist der andere…. Was soll ich jetzt machen?“ >ich erkenne Stimmen von Freundinnen<
Ich: „Was machen M und D denn?“
Sie: „Die fahren mit B, die hat gerade zu Hause angerufen“.
Ich: „Dann fahr’ doch auch mit B.“
Sie: „Geht nicht. Bs Schwester ist auch hier. Die will auch noch Freundinnen mitnehmen.“
Ich: „Ist L denn da? Oder P?“
Sie: „Ich weiß nicht, wo P ist. Aber L fährt doch mit dem Rad.“ >ich seufze; K1 klingt jammernd< „Ich komm’ jetzt heim.“

    Ich blickte auf die Uhr: 7:07 Uhr. Hm – dann könnte K1 ja noch mit dem Rad fahren.
Wenn es je einen Vorteil gegeben hat, hier in dieser Straße zu wohnen, dann der, dass die Bushaltestelle gleich um die Ecke ist, und dass jeder Bus am Hühnerstall vorbei muss – zwei Mal sogar, weil er so komisch kreiseln muss. Und während ich aus dem Fenster schaute, überlegte, was ich machen sollte
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