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Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Titel: Wehe Dem, Der Gnade Sucht
Autoren: C. E. Lawrence
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bedeckten. Und es roch immer nach Zwiebeln – Lee nahm sich vor, Käse, Cracker und Zwiebelringe zu bestellen. Die hatte es im 19. Jahrhundert in solchen Kneipen traditionell aufs Haus gegeben.
    Die Glocke über der Tür schellte, und Detective Butts kam herein. In der Hand hatte er eine lederne Sporttasche. Er nickte dem Barmann zu, einem großen kräftigen Iren. Bestimmt ein Expolizist. Er hievte gerade ein halbes Dutzend gefüllte Krüge auf eines der massiven Eichentabletts, als wären sie federleicht.
    Butts ließ sich mit einem Stöhnen in den Stuhl neben Lee fallen und stellte die Sporttasche auf dem Boden ab.
    »Ich komme gerade aus dem Fitnessstudio«, sagte er triumphierend. »Heute Bankdrücken und Bauchmuskeln.«
    »Finden Sie nicht, dass Sie die Nummer übertreiben?«, fragte Lee und schob ihm den Krug hin.
    Butts sah das Bier an. »Das sollte ich lassen«, sagte er, während er sich auf den ansehnlichen Bauch klopfte. »Ach, zur Hölle«, entschied er dann, zuckte mit den Schultern und packte den Krug. »Man lebt schließlich nur einmal, oder?«
    Er nahm einen großen Schluck und setzte den Krug zufrieden wieder ab.
    Der Kellner erschien erneut, seine Hände an der langen weißen Schürze abtrocknend, die in seiner Hose steckte.
    »Bereit für die nächste Runde?« Sein Akzent wies ihn als waschechten Iren aus.
    »Ja«, sagte Butts. »Die geht auf mich.«
    Die Krüge mussten oft nachgefüllt werden, aber so blieb das Bier immer frisch und kalt. Lee lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Nach ein paar Bieren war die Kneipe gleich noch einmal so gemütlich.
    »Okay«, sagte Butts. »Ich habe ein paar Antworten auf die offenen Fragen, die Sie noch hatten.«
    »Na dann mal los.«
    »Inzwischen konnten wir feststellen, das McNamara unser Glatzköpfchen im Jack Hammer aufgegabelt hat. Als ich dort Fotos von ihm herumgezeigt habe, erinnerten sich ein paar von den Jungs daran, dass er öfter dort gewesen ist.«
    »Das Schäferstündchen mit McNamara ging dann wohl irgendwie schief und …«
    »Und schon war’s vorbei mit Glatzköpfchen. McNamara muss mit in die Wohnung des Typen gegangen sein. Was da dann genau geschah, werden wir wohl niemals erfahren.«
    »Und der Doktor? Der Anästhesist?«
    Butts nahm einen tiefen Schluck und wischte sich den Mund ab.
    »Soweit ich feststellen konnte, war er einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Er hat bei Fleet Limo einen Wagen bestellt, und McNamara wurde zum Roosevelt Hospital geschickt. Irgendwas muss dann während der Fahrt schiefgelaufen sein – vielleicht die falsche Anmache, was weiß ich. Jedenfalls wurde McNamara sauer und hat den Doc erledigt.«
    Butts genehmigte sich einen weiteren Schluck. »Das Labor hat noch mal bestätigt, dass bei allen Opfern GHB gefunden wurde, die berühmten K.-o.-Tropfen. Manche haben das Zeug getrunken, den anderen hat er es injiziert.« Butts zog mit dem Finger eine der tiefen Rillen im dunklen Holz des Tisches nach. »Ich – äh – habe mir auch noch ein paar von diesen Videokassetten angesehen.«
    »Ja?«
    »Das ist ganz schön schräge Scheiße, das kann ich Ihnen sagen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Na ja, Perkins hat diesen Caleb davon überzeugt, dass er in einem früheren Leben seine Mutter umgebracht hat. War wohl irgendeine verdrehte Form der Therapie, um rauszukriegen, was dem Jungen wirklich in seiner Kindheit zugestoßen ist.«
    »Und als er Charlotte zum Wasserfall gebracht hat, wollte er diesen Vorfall aus seinem früheren Leben also noch einmal durchspielen.«
    »So in der Art, ja – aber da war der Junge schon dermaßen durchgeknallt, dass man nicht genau sagen kann, was in seinem Kopf vorging.«
    »Wie geht es Charlotte?«, wollte Lee wissen.
    »Man hat sie nach Rikers verlegt. Was glauben Sie wohl, wie es einem da geht?«
    Lee musterte den runden Eichentisch, der voll mit eingeritzten Initialen war, die die Gäste im Laufe von anderthalb Jahrhunderten dort hinterlassen hatten.
    »Sie hätte ihn nicht erschießen dürfen«, sagte Lee.
    Butts machte eine wegwerfende Geste. »Sie wird nicht lange sitzen. Ich kann mir keine Jury auf der Welt vorstellen, die kein Mitleid mit ihr hätte, nach allem, was passiert ist.«
    »Ja, da dürften Sie recht behalten.«
    »Wie geht es Diesel?«, fragte der Detective.
    »Der arbeitet schon wieder. Ich glaube, er genießt den ganzen Rummel – dass man ihn für einen großen Helden hält, weil er eine Kugel abbekommen hat.«
    Butts schlug den Blick nieder und sah in seinen
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