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Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Titel: Wehe Dem, Der Gnade Sucht
Autoren: C. E. Lawrence
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sein.
    Diesel war nicht so zurückhaltend – er stieg in die Limousine und schaute sich um.
    »Nichts anfassen«, befahl Butts. »Die werden später den Wagen auf Fingerabdrücke untersuchen.«
    Diesel nickte. Er zog ein Taschentuch hervor und wickelte es um seine Finger, bevor er eine Ecke des Schlafsacks hochhob. Er schlug sie um und entdeckte darunter eine Rolle Klebeband. Danach kletterte er wieder aus dem Wagen.
    »Ich kann kein Blut sehen – das Klebeband hat er wahrscheinlich als Knebel benutzt, damit sie nicht schreien kann. Also«, sagte er, »wollen wir den Wanderweg absuchen?«
    »Ja«, sagte Butts. »Auf geht’s.«
    Sie gingen über die Straße zum Anfang des Wegs. Auf einem Schild stand:
     
    Buttermilk-Falls-Wanderweg
    2 Meilen bis zum Wasserfall
     
    Lee schaute Butts an. »Hier geht es sehr steil nach oben, schaffen Sie das?«
    Der Detective schnaubte. »Was stehen Sie hier noch rum, verdammt, bewegen Sie sich.«
    Unter Lees Führung machten die drei sich an den Aufstieg. Ein heftiger Wind pfiff durch die Äste der Bäume, und der Himmel verdunkelte sich. Nach wenigen Minuten fielen die ersten Tropfen auf das Blätterdach. Schnell wurde der Regen dichter und drang durch das Blattwerk. Die drei Männer waren bald durchnässt.
    »Toll, ganz toll«, murmelte Butts, während er hinter Lee hertrottete. »Genau das hat uns noch gefehlt.«

KAPITEL 61
    Charlotte war müde … so müde. Sie wollte einfach nur, dass das alles aufhörte. Mühsam quälte sie sich vor ihrem Entführer den Hügel hinauf und taumelte über den steinigen Weg. Ihr Kopf war immer noch benebelt vom Laudanum und dem, was der Mann ihr gespritzt hatte. Jedes Mal, wenn sie strauchelte, stieß er ihr mit seinem Wanderstock in den Rücken und trieb sie an. Charlotte bemühte sich sehr, nicht zu stolpern, aber sie war so erschöpft, und es war nicht einfach, mit vor dem Körper zusammengebundenen Händen die Balance zu halten. Sie hatte keine Ahnung, wo er sie hinbrachte, und es war ihr auch egal. Am liebsten hätte sie sich einfach zwischen die Blätter und Büsche gelegt und wäre eingeschlafen.
    Nachdem sie dem Mann in der Nacht in die Arme gesunken war, hatte er sie mit seiner Spritze in einen traumlosen Drogenschlaf versetzt. Als Charlotte schließlich das Bewusstsein wiedererlangt hatte, befand sie sich in einem fahrenden Auto, und es war Tag. Das Sonnenlicht schmerzte in ihren Augen, obwohl die getönten Scheiben die Helligkeit abmilderten. Erst nach einer Weile begriff sie, dass sie sich in einem Auto befand und auf einem Schlafsack lag. Die Glasscheibe, die den Fahrgastraum vom vorderen Teil der Limousine trennte, war geschlossen, aber Charlotte konnte dennoch den Hinterkopf ihres Entführers sehen. Als sie versuchte sich zu bewegen, bemerkte sie, das ihre Hände vor ihrem Körper mit Klebeband zusammengebunden waren. Das Handy, das Lee ihr gegeben hatte, steckte immer noch in ihrer Tasche. Doch sie schaffte es, die Hand hineinzustecken und es herauszuholen.
    Obwohl ihr Bruder moderne Technologien ablehnte, war Charlotte interessiert, Neues kennenzulernen und hatte oft beobachtet, wie ihre Kolleginnen im Krankenhaus Kurzmitteilungen verschickt hatten. Sie wagte es nicht die Polizei anzurufen, weil sie befürchtete, dass ihr Entführer sie hören könnte, und so schrieb sie eine hastige SMS. Dann tat Charlotte wieder so, als sei sie bewusstlos. Ihr Herz schlug wie wild, und ihr Kopf dröhnte.
    Die Limousine war eine kurvenreiche Straße entlanggefahren, und der Motor brummte laut. Deshalb hörte der Mann nicht, dass Charlotte sich bewegte. Nach einer Weile hatte sie es geschafft sich aufzusetzen. Sie hatte den Rücken an die Lehne gepresst, um nicht zur Seite zu rutschen, und starrte nach vorn. Irgendwie war ihr der Hinterkopf des Mannes bekannt vorgekommen …
    Warum hat er mich entführt, und weshalb kommt Martin nicht, um mich zu retten, überlegte Charlotte, während sie nun weiter den Berg hinaufstieg. Das ergab alles keinen Sinn – aber das tat so vieles nicht in letzter Zeit. Über ihnen verfinsterte sich der Himmel und drohte mit Regen. Je schlechter das Wetter wurde, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass sie andere Wanderer trafen. Charlottes Chancen auf eine Rettung sanken. Inzwischen wusste sie natürlich, wer sie entführt hatte.
    Seine Stimme zerriss die Stille des Sommertages.
    »Wir machen eine Pause. Du kannst dich hier hinsetzen und ausruhen.«
    Charlotte setzte sich vor einer großen alten Eiche ins
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