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Weg in die Verdamnis

Weg in die Verdamnis

Titel: Weg in die Verdamnis
Autoren: Jason Dark
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Anführers Daniel auf. Seine Augen blieben bewegungslos. Er wollte meinem Blick auch nicht ausweichen und starrte mich neutral an.
    Das Rad bewegte sich langsam. Für normale Besucher möglicherweise zu langsam, für mich aber immer noch zu schnell, und ich überlegte, was passieren würde, um den Weg in die Verdammnis zu öffnen.
    Mir kam es vor, als hätte Santerre meine Gedanken gelesen, denn in diesem Augenblick drehte er sich um. Das Fenster befand sich jetzt in seinem Rücken. An mir zeigte er kein Interesse, nur an seinen Schwarzen Aposteln.
    »Es wird nicht mehr lange dauern!« erklärte er. »Es wird die letzte Fahrt des Rads für diese Nacht sein. Das weiß ich, das habe ich abgesprochen, und ich habe noch mehr getan. Ich habe dem Mann an der Kasse viel Geld bezahlt, und er ist auf das Geschäft und auf meine Wünsche eingegangen. Er wird das Rad anhalten, wenn es sich an der höchsten Stelle befindet. Dann wird es soweit sein, dann werden wir es verlassen. Ja, wir werden einfach aussteigen und in die Tiefe gehen…«
    Eigentlich hätten seine zwölf Helfer mit einem derartigen Ende rechnen müssen. Mich wunderte es etwas, wie überrascht und auch ängstlich sie waren. Plötzlich kam ihnen zu Bewußtsein, auf was sie sich da eingelassen hatten, und sie konnten es nicht nachvollziehen, selbst Daniel nicht, auf den sich alle Augen richteten. Von ihm erwartete man eine Antwort. Doch er konnte sie so schnell nicht geben, er mußte erst das verdauen, was man ihm gesagt hatte.
    Sein Blick zeigte zwar keine Panik, doch er stand dicht davor, durchzudrehen. Ich kannte mich bei derartigen Menschen aus, sie wirkten, als würden sie jeden Augenblick etwas Schreckliches tun, doch Daniel schaffte es, sich zusammenzureißen.
    »Aber… aber…«, begann er. »Wieso in die Tiefe?« Seine Hand zuckte vor und deutete gegen die Scheibe.
    »Ich… ich… meine… wir können doch nicht einfach springen, wir würden uns den Tod holen und mit zerschmetterten Knochen unten…«
    »Den Tod?«
    »Ja, den Tod!«
    Santerre schüttelte den Kopf. »Nicht den Tod, sondern das Leben. Der Weg in die Verdammnis bedeutet für euch einen Neuanfang. Das ist der Einstieg nicht nur in das Leben, sondern in das ewige Leben, wenn ihr versteht.«
    »Wir verstehen nichts«, flüsterte Daniel. »Überhaupt nichts. Es kann nicht…«
    »Doch, es kann!« widersprach Santerre heftig. »Alles wird so werden, wie ich es mir vorgestellt habe. Das ist der neue Anfang, denn ich bin ihn schon gegangen, und ich habe überlebt. Ich bin einige hundert Jahre alt damit geworden, ich bin…«
    »Aber wir doch nicht!«
    »Was habt ihr geschworen?«
    Daniel senkte den Blick. Sicherlich dachte er an seinen Schwur, aber er sprach ihn nicht aus. Er behielt die Dinge für sich, er wollte und konnte nicht reden.
    Sekundenlang breitete sich ein betretenes Schweigen aus. Ich hörte nur die Atemzüge der Schwarzen Apostel, und sie hatten sich stark verändert. Sie klangen nicht mehr so locker, sondern drangen oft schwer und seufzend über ihre Lippen.
    Wir stiegen noch immer. Ich war noch nicht aufgestanden, meine Position war ungünstig. So konnte ich nicht erkennen, wann wir den höchsten Punkt erreichen würden und die Gondel stoppte. Nur hielt ich es für meine Pflicht, auch als Gefesselter einzugreifen und den jungen Menschen zu erklären, daß sie auf keinen Fall diesem Santerre gehorchen durften. »Er lügt«, sagte ich leise, aber doch so laut, damit jeder meine Stimme verstehen konnte. »Er lügt euch an. Jedes Wort, das er sagt, entspricht der Unwahrheit, das kann ich euch versichern. Es gibt keine Chance für euch, kein ewiges Leben, für ihn ja, denn ihr seid seine Knechte, und ihr werdet dafür sorgen, daß er das ewige Leben bekommt. Durch euren Tod werden dem Satan Seelen zugeführt, denn sie sind einzig und allein ein Zeichen der Verbundenheit, das Santerre dem Höllenherrscher setzen will. Laßt euch nicht einlullen, fangt endlich an zu denken, und kehrt um, bevor der Weg in die Verdammnis erreicht ist!«
    Ich hoffte, daß meine Worte auf fruchtbaren Boden gefallen waren.
    Zunächst einmal erntete ich keine Reaktion. Ich rechnete zumindest damit, sie nachdenklich gemacht zu haben, was sicherlich auch der Fall war, denn keiner von ihnen wagte es, auch nur ein Wort zu sagen. Eine Ausnahme gab es trotzdem – Santerre.
    Er trat einen Schritt vor und ging dabei genau in meine Richtung. Der junge Mann, der in seiner Nähe stand, schuf ihm Platz, und ich rechnete
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