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Weg in die Verdamnis

Weg in die Verdamnis

Titel: Weg in die Verdamnis
Autoren: Jason Dark
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aus wie ein altes Gemälde, in das der Maler alles hineingezeichnet hatte. Jede Furche, jede Mulde, Rinde wie von einem knorrigen Baumstamm, einfach schlimm.
    Die Furchen schimmerten grau, grünlich und auch leicht gelb. Der Mund bestand aus einer klaffenden Öffnung, und ich merkte auch, daß mir ein Geruch entgegenströmte, der mich schaudern ließ. Er war einfach widerlich, so daß ein gewisser Ekel in mir hochstieg.
    Hinzu kamen die Augen!
    Keine menschlichen. Etwas anderes war da in seine Höhlen hineingedrückt worden. Glas oder vielleicht eine gallertartige Masse?
    Möglicherweise traf beides zu, aber darüber machte ich mir keine Gedanken. Ich spürte nur den Triumph dieser alten Gestalt, und ich sah auch, wie er die Lippen bewegte. »Diesmal wirst du mir nicht entkommen. Ich weiß, daß du mich gejagt hast, das aber ist vorbei und vergessen. Ich bin derjenige, der dich vernichten wird, und ich werde dich mitnehmen auf den Weg in die Verdammnis. Was für meine Freunde zum Segen werden wird, das endet für dich mit dem Tod.«
    »Und deine Diener glauben daran?«
    »Ja, weil sie auch an die Kraft der Hölle glauben. Wer von den Menschen nur betrogen wird, der muß sich einen anderen Partner suchen, um zu überleben.«
    »Die Hölle?« höhnte ich.
    »So ist es.«
    »Niemals, Santerre, und das weißt du genau. Niemals ist die Hölle oder der Teufel ehrlich zu Menschen gewesen. Wer sich damit einläßt, muß wissen, daß er sein Leben, sein irdisches zumindest, verloren hat. Die Hölle ist anders, sie verlangt nur, aber sie gibt nicht. Das sollten deine Diener wissen. Auch die Schwarzen Apostel werden durch den Satan nicht das ewige Leben erhalten. Der Weg in die Verdammnis wird zu ihrem Ende werden, darauf kannst du dich verlassen!«
    Die Worte hatten Santerre nicht geschmeckt. Seine Hand zuckte in die Höhe. Ich rechnete mit einem Schlag. Tatsächlich aber faßte er nur nach der puddingartigen Haut in seinem Gesicht, drehte sie für einen Moment zwischen den Fingern und zog sie dann ab. Ich wollte ihn nicht noch mehr provozieren, deshalb fragte ich auch nicht, wer ihm diese Verletzung beigebracht hatte, statt dessen kam ich auf das Ereignis zu sprechen, über das mich Ignatius aufgeklärt hatte.
    »Wie ist es denn damals gewesen, Santerre, als schon einmal elf deiner Schwarzen Apostel den Weg in die Verdammnis beschritten haben? Kannst du dich daran noch erinnern, oder willst du es nicht? Soll ich deinen neuen Freunden die Wahrheit sagen?«
    »Du wirst gar nichts. Du wirst einsteigen!«
    Der Mann an der Kasse hatte mitgehört. Für ihn war wohl alles etwas befremdend, doch er sah keinen Grund, etwas zu unternehmen. Nur drängte er uns, endlich einzusteigen.
    »Ja, das ist gut«, sagte Daniel, der neben mir stand. »Laß uns endlich einsteigen!«
    Auch Santerre hatte ihn gehört. Sein Mund zeigte plötzlich ein wissendes und zugleich böses Grinsen. Dann nickte er, riß die Tür zur Seite und betrat als erster die Gondel.
    Ich war der zweite. Fäuste drückten gegen meinen Rücken und schoben mich voran. Schon bald befand sich unter meinen Füßen der Holzboden.
    Ich sah in der Mitte der Gondel den Holztisch, ich sah auch die beiden Holzbänke an den Längsseiten und natürlich die breiten Scheiben, die sich öffnen ließen.
    Ich hatte mich unwillkürlich verkrampft und war dabei leicht ins Stocken geraten, was den Typen hinter mir nicht gefiel.
    Der nächste Tritt erwischte mich härter, und ich stolperte in die Gondel hinein. Aus der Bewegung heraus drehte ich mich und fiel auf einen der Sitze nieder.
    Die anderen elf drängten sich ebenfalls in diesen schwingenden Holzkasten hinein. Sie verteilten sich, aber sie blieben so stehen, daß sie mich im Auge behalten konnten.
    Das leichte Schaukeln verebbte. Der letzte knallte die Tür zu und legte den Riegel vor. Jetzt waren wir unter uns!
    Am Fenster stand Santerre. Nur der Ausdruck in seinen Augen hatte sich verändert. In sie war ein kalter Glanz getreten, als wäre irgendwelches Höllenwasser, vorausgesetzt, es gab so etwas, eingefroren.
    Sekunden wurden mir lang, und trotzdem verging die Zeit sehr schnell.
    Keiner sprach ein Wort. Jeder wartete darauf, daß sich die Gondel endlich in Bewegung setzte.
    Der Ruck.
    Wir schaukelten für einen Moment. Ich hatte mit meinen gefesselten Händen Mühe, das Gleichgewicht auf der schmalen Holzbank zu halten.
    Dann erwischte uns der nächste Ruck.
    Er war gleichzeitig der Start.
    Der Weg in die Verdammnis hatte
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