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Weg in die Verdamnis

Weg in die Verdamnis

Titel: Weg in die Verdamnis
Autoren: Jason Dark
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klar.
    Suko hatte dafür keinen Blick. Er mußte dorthin schauen, wo die vordere Gondel schaukelte, und er würde den Weg so weit verfolgen, bis das Rad stoppte.
    Weil die Gondeln auch von innen beleuchtet waren, gelang es ihm, einen Blick durch die Scheiben zu werfen, und er sah die in der Kabine versammelten Gestalten. Es war zwar genügend Platz für alle, trotzdem hatten sie sich zusammengedrängt, und er konnte als Umriß den fürchterlichen Santerre sehen.
    Nur John Sinclair entdeckte er nicht.
    Das machte Suko nicht mutlos. Er wußte, daß sich John in der Gondel vor ihm befinden mußte, und er sah auch, daß Santerre den Kopf gesenkt hielt, als wäre er dabei, auf jemand nieder zuschauen, der kleiner war als er. Auf eine sitzende Person, zum Beispiel.
    Suko rechnete nach.
    Es würde nicht mehr lange dauern, dann hatten sie die höchste Stelle erreicht. Bis es soweit war, mußte er zumindest alle Vorbereitungen getroffen haben.
    Geduckt bewegte er sich auf den Ausstieg zu. Auch er war mit einer Scheibe versehen. Die Tür konnte, wenn sie entriegelt war, zur Seite geschoben werden, und Suko hatte sie erst gar nicht verriegelt. Noch immer mit dem Boden in Kontakt, zerrte er die Tür auf und spürte augenblicklich den scharfen Wind, der durch die Lücke fegte und sein Gesicht erwischte.
    Durchatmen, nur nicht die Ruhe verlieren, geduckt bleiben, sich auf die weitere Fahrt konzentrieren.
    Allmählich wurde Suko die Zeit lang. Er hoffte, daß sie das Ende der Fahrt bald erreicht hatten und die Kabine endlich zur Ruhe kam. Dann erst konnte er eingreifen.
    Sekunden liefen davon.
    Suko wartete.
    Er schob die Tür noch weiter auf. Um seine Ohren herum erklang das Pfeifen. Ein Ruck.
    Und dann stand die Kabine.
    Suko hatte bereits festgestellt, daß die Schräglage nicht mehr vorhanden war.
    Es war perfekt, sie hatten die höchste Stelle erreicht. Wenn es passierte, dann hier.
    Suko wußte, daß er eingreifen mußte. Und er wußte auch, auf welches Risiko er sich einließ, als er den Ausstieg weiter öffnete und sich ins Freie schob.
    Es gab nur eine Möglichkeit für ihn. Er mußte auf das Dach der Gondel klettern und von dort aus auf das Dach der anderen springen. Ein Risiko, fürwahr, und zugleich eines, das mit seinem Tod enden konnte…
    ***
    Das Rad stand!
    Das war genau der Moment, auf den Santerre gewartet hatte. Ein jeder konnte sehen, wie er die Arme leicht anhob, die Finger spreizte und sie dann zu Fäusten schloß, als hätte er sich endlich damit abgefunden, genau das Richtige zu tun.
    »So!« hörten alle sein Flüstern. »Jetzt haben wir zehn Minuten Zeit, um den Weg in die Verdammnis zu gehen, und wie ich es euch versprochen habe, wird der Fremde hier den Anfang machen.« Seine Augen schimmerten, er war drauf und dran, sich auf mich zu stürzen, aber er wollte seinen Plan durchführen.
    Mit einer eckigen Bewegung drehte er sich um. Einen Schritt brauchte er nur nach vorn zu gehen, um die Tür zu öffnen. Da sie nicht verriegelt war, konnte er sie ohne Schwierigkeiten öffnen, und er zerrte sie mit einem heftigen Ruck zur Seite.
    Wir alle bekamen den Wind zu spüren. Santerres Kapuze war nach hinten gerutscht.
    Aus seinem Kopf wuchs ein dünnes Gestrüpp aus grauen Haaren, die sich der Gesichtsfarbe angepaßt hatten. Und dieses Gesicht spiegelte all das Böse wider, das er empfand. Es zeigte den Willen zu töten, es zeigte seine Verwandtschaft zur Hölle. Der Mund war verzerrt, die Augen weit geöffnet, der Glanz des Grauens hatte sich darin festgesetzt, und jeder von uns spürte wohl den tödlichen Hauch, der jetzt von dieser unheimlichen Gestalt ausging. Er stand dicht vor der Schwelle. Nur einen Schritt brauchte er zu gehen, um den Weg in die Verdammnis zu vollführen.
    Und er wollte mich!
    »Schafft ihn her!« fuhr er seine Schwarzen Apostel an. »Schafft ihn zu mir. Ich will ihn hinausstoßen!«
    Sie gehörten zu ihm, sie würden ihm gehorchen.
    Dennoch versuchte ich es noch einmal.
    Meine Worte richtete ich an Daniel. »Es ist die letzte Chance«, flüsterte ich ihm zu. »Wirklich die allerletzte. Wenn du sie nicht nutzt, dann ist es vorbei!«
    Er schwieg.
    Ich sprach weiter, während der Wind durch den offenen Ausstieg kalt in mein Gesicht fuhr. »Du hast es in der Hand, ihn zu stoppen. Du hast mein Kreuz. Nimm es. Drück es mir in die gefesselten Hände. Es liegt wirklich an dir!«
    »Kann… kann nicht…«, stöhnte er.
    Es hatte nicht überzeugend geklungen, aber ich machte mir auch keine zu
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