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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind
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dich, wenn du versuchst, mich zu fressen, dann vergifte ich dein Wasser, und du bekommst eine ganz schlimme Blaseninfektion.« Tatsächlich war ihre Sprache noch ein wenig deutlicher (und zynischer); sie redete von ›Blut im Pipi‹, aber Nimby war mit solch niedrigem Dialekt nicht vertraut.
    Also fürchtete sie immerhin nicht um ihre Sicherheit. In der Tat konnte sie alles Wasser durch ihre Berührung vergiften und dadurch ein Geschöpf töten, wenn es sein mußte. Mit Nimby konnte sie das nicht machen, denn er war ein Dämon, aber er durfte nicht das Risiko eingehen, daß sie davon erfuhr. Und außerdem mußte er mit ihr vorliebnehmen; in gewisser Weise klebte er an ihr, oder sie an ihm – aber der Ausgang der Wette stand weiterhin aus, und vielleicht vermochte er als abgeschlagener Außenseiter doch noch zu gewinnen. Also nickte er, um ihr zu zeigen, daß er ihre Warnung verstanden hatte.
    »Mach mich schön«, forderte sie.
    Nichts einfacher als das. Nimby konzentrierte sich auf Chlorine und transformierte ihre diversen Körperteile. Aus ihren grüngelben Haarzotteln machte er schimmernde, grünschillernde Goldmähne, die sich gerade genug zu Locken bog, um interessant zu wirken. Ihren gelblichen Teint veränderte zu der hellsten Haut, die man je in Xanth gesehen hatte. Ihren eher an ein großes Ei erinnernden Körper formte er zu einer schlanken Sanduhr, indem er die Substanz ihres Körpers neu arrangierte. Aus den plumpen Quanten in den Holzschuhen machte er zierliche Füßchen in hauchdünnen Pantoffeln. Und ihre formlose Tracht ordnete er neu zu einem eleganten Gewand, das sich wie ein kunstvoller Geliebter an ihre plötzlich so festen Kurven schmiegte. Nun stand eines der atemberaubendsten Exemplare ihrer Spezies vor ihm.
    Sie schaute an sich hinab und schien angesichts der Veränderungen über alle Maßen entzückt zu sein. »Ooooh! Ist das echt? Ich meine, keine Illusion? Es kommt mir so echt vor!« Verstohlen kniff sie sich in den prächtigen Po, um sich seiner den Verstand betäubenden Realität zu vergewissern.
    Nimby nickte und bestätigte so, daß alles echt sei – so lange ihre Beziehung anhalte.
    »Ich brauche einen Spiegel«, sagte sie. »Ich will mein Gesicht sehen.«
    Nimby ließ eine seiner Schuppen spiegelblank werden und drehte sich so, daß sie hineinblicken konnte. Atemlos betrachtete Chlorine sich.
    Dann überlegte sie. »Ich sah nicht nur dämlich aus, ich bin auch dämlich. Das hat man mir schon oft genug gesagt. Kannst du mich auch klug machen?«
    Zwar als Frage formuliert, handelte es sich doch eindeutig um eine Bitte, genau wie die Sache mit dem Spiegel. Nimby konzentrierte sich auf das schwammige Innere ihres Kopfes und erhöhte die Effektivität ihres Verstandes.
    Sie lächelte. »Ich werde klüger. Das kann ich spüren! Ich verstehe mit einemmal Dinge, die ich früher einfach nicht begriffen habe. Meine Perspektive weitet sich geradezu unfaßbar.« Sie hielt inne. »Und mein Vokabular ebenfalls. So hätte ich früher nie reden können.«
    Nimby nickte. Er hatte nicht nur das Niveau ihres Intellekts, sondern auch dessen Umfang erhöht. Jetzt war sie in der Lage, Probleme durch die Macht der Vernunft zu lösen, und verfügte über das Urteilsvermögen, zu entscheiden, wann das erforderlich war… – sie würde nun in der Tat das Wort ›Blaseninfektion‹ benutzen können.
    Sie legte den Kopf schräg und sah ihn an. »Weißt du, wenn ich das alles nicht träume, dann bist du wirklich ein bemerkenswertes Geschöpf. Du besitzt ein wahrhaft machtvolles Talent. Aber andererseits besitze ich nun genug Verstand, um dem geschenkten Drachen ins Maul zu schauen. Warum tust du das für mich? Du sagtest, du würdest meine Begleitung benötigen, aber ich bin alles andere als eine auserlesene Gesellschaft. War es Zufall oder Absicht, was dich zu mir geführt hat?«
    Diese Frage konnte Nimby nicht beantworten, deshalb sah er Chlorine einfach nur an.
    Dank ihres neuen Intellekts begriff sie rasch, was los war. »Dann will ich meine Frage anders formulieren: War es Zufall?«
    Er nickte bejahend. Er hatte nach Miß Geschick gesucht, und ein dummer Zufall brachte ihn statt dessen mit Chlorine zusammen.
    »Ein Zufall, daß du mich gefunden hast«, sagte sie langsam und versuchte, sich in dem leistungsfähigen Verstand, den sie nun besaß, zurechtzufinden. Allmählich wurden ihr die möglichen Bedeutungsvarianten und Verzweigungen dieser Information bewußt. »Aber eine Absicht mußt du verfolgt
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