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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind
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Wischiwaschi« wurde.
    »Ach du lieber Himmel«, hauchte sie. »Nun erst begreife ich, was für eine Gewitterziege ich gewesen bin, und das aus solch unbedeutenden Gründen. Da habe ich einiges wiedergutzumachen. Und zu gegebener Zeit werde ich das auch tun.« Erneut sah sie Nimby an. »Und was ist mit meinem Talent? Kannst du mir ein besseres geben?«
    Das war gefährlich. Sie konnte um das Talent der Allwissenheit bitten, und wenn sie es bekam, würde sie alles über ihn erfahren – und dann hätte er den Wettkampf verloren. Ohnedies war ihre Intelligenz bereits gefährlich hoch. Also schüttelte er den Kopf.
    »Na, dann nicht«, antwortete sie freundlich, aber realistisch. »Du hast schon so viel für mich getan, daß es unangemessen gierig wäre, noch mehr zu verlangen. Dennoch, nachdem ich all das bekommen habe, würde ich wiederum gerne dir etwas Gutes tun. Kannst du dich verwandeln, wie du mich verwandelt hast?«
    Daran hatte Nimby noch gar nicht gedacht. Selbstverständlich konnte er das – aber sollte er das wirklich? Er entschied, daß ihm daraus kein Schaden erwachsen könne. Also nickte er.
    »Dann verwandele dich in meinesgleichen an Leib, Verstand, Gesundheit und Charakter«, forderte sie ihn auf. »Damit meine ich, in einen Märchenprinzen von Mann!«
    Also wurde Nimby zu einem stattlichen, intelligenten, gesunden, freundlichen, aber realistischen Märchenprinzen. Damit hatte Chlorine nicht nur ihre eigene, sondern auch seine Häßlichkeit besiegt.
    »O ja«, hauchte sie. »Du bist die Sorte Mann, von der ich immer geträumt habe, von der ich aber wußte, daß sie nie einen zweiten Blick an mich verschwenden würde.« Sie taxierte ihn mit ihren Blicken. »Sieh mich an.«
    Sie schien zu glauben, er müsse ihr gehorchen. Das war nicht der Fall, spielte also kaum eine Rolle, deshalb scherte es ihn nicht. Er sah sie an.
    »Umarme mich«, sagte sie. »Küß mich.«
    Und so nahm er sie in die Arme und küßte sie. Chlorine hatte mittlerweile kaum noch etwas an sich, das nicht von Nimby geformt worden wäre, und seine eigene Gestalt war ihm höchst unvertraut, aber dennoch fand er die Erfahrung interessant und in gewisser Weise sogar angenehm. Vermutlich lag das daran, daß er sich eine komplette menschliche Gestalt erschaffen hatte, zu der eine Begeisterungsfähigkeit für Frauen gehörte, die so aussahen und sich so verhielten wie Chlorine. Ihr exquisit geformter Frauenkörper entlockte seinem überaus gesunden männlichen Leib gewisse Reaktionen. Er begriff, daß er zum ersten Mal in seiner langen Existenz einen Hauch menschlichen Verlangens verspürte.
    Sie beendete den Kuß und seufzte. »Zu schade, daß du in Wirklichkeit ein eselsköpfiger Drache bist«, sagte sie. »Wärst du ein echter Mann, würde ich dich auf der Stelle heiraten.«
    Welche Illusion! Aber gut, daß sie von ihm als dem Monster dachte, und nicht als dem Dämon X(A/N) th .
    »Und du bist immer noch stumm?«
    Er nickte und war über den Vorteil dankbar, der sich aus diesem Zustand ergab: Seine wahre Identität konnte er selbst versehentlich nicht verraten.
    »Na gut. Dann muß ich eben das Reden für uns beide übernehmen.« Nachdenklich verstummte sie. »In diesem Zustand kann ich natürlich nicht nach Hause gehen«, sagte sie mit großem Realitätssinn. »Meine Familie würde mich nie erkennen, und wenn doch, dann wäre sie nur neidisch. Also glaube ich, ich verschwinde erst mal für ein paar Tage. Vermissen werden sie mich sowieso nicht.«
    Sie küßte ihn wieder und schmiegte sich eng an ihn, so daß sein Körper auf Touren kam und sich in alarmierender, wenn auch nicht unangenehmer Weise erwärmte. Dann löste sie sich kokett von ihm. »Machen wir uns also auf einen langen Spaziergang, der uns in unbekannte Gefilde führt. Wenn mich das langweilt, dann überlege ich mir, was wir als nächstes tun könnten. Denn wenn ich nur vorübergehend so bin wie jetzt, dann will ich so viel davon haben wir nur möglich.« Wieder beäugte sie ihn abschätzend. »Ich nehme an, du besitzt nicht viel Erfahrung mit menschlichen Romanzen.«
    Nimby nickte. Um genau zu sein, hatte er nicht die leiseste Idee, wovon sie eigentlich sprach. Obwohl er versuchte, ihre Gedanken mit seinem Bewußtsein zu erfassen, gab es dort nichts, zu dem er Bezug hatte. Was war eine Romanze? Konnte das etwas mit der Erwärmung seines Körpers beim Küssen zu tun haben?
    Chlorine lachte. »Hab keine Angst, Nimby, ich bringe es dir schon noch bei! Bisher hatte ich keine
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