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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind
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ich. »Ich freue mich, die Übersetzung für Sie machen zu dürfen, und fühle mich geehrt, daß Sie dabei zuerst an mich gedacht haben.«
    »Zuerst? Wieso?« wollte der Lektor wissen und hüstelte echauffiert.
    »Ach so… äh… na ja, also… wegen der Bezahlung noch… Vielleicht könnten Sie mir diesmal etwas mehr zahlen als sonst, weil ich nämlich neue Schuhe brauche, und es geht auf den Winter zu, und wenn ich wieder in den Wald gehe, um Holz zu klauen, also ich weiß nicht, der Förster hat mir letztes Jahr gesagt, beim nächsten Mal nimmt er keinen Hasenschrot mehr, und überhaupt, ich meine, das ist ja auch eine Menge Arbeit, die ganzen Wortspiele, die sind bei Anthony so schwierig…«, sprudelte ich hervor und wurde abgewürgt: »Darüber reden wir, wenn Sie Ihren Konjunktiv verbessert und gelernt haben, kurze Sätze zu benutzen. Ich schicke Ihnen das Buch einfach zu, Sie sehen sich es an. Und geben Sie mir rechtzeitig Bescheid, sollten Sie damit nicht zurechtkommen.«
    »Ich brauche doch auch noch Zeit, meinen großen deutschen SF-Roman zu schreiben«, klagte ich. »Sie wissen schon, der in der nahen Zukunft spielt und in dem entwurzelte Jugendliche, die sich eins a mit Computern auskennen, in die virtuelle Realität des Datennetzes eines alles beherrschenden multinationalen Konzerns eindringen und dort verhindern, daß…«
    »Ich fürchte, für solch originelle Ideen ist die Leserschaft einfach noch nicht weit genug«, wandte der Lektor ein. »Kommen wir zurück zu dieser Übersetzung.«
    Ohne daß ich eine Gewohnheit daraus machen wollte, schluckte ich noch einmal und fragte: »Also alles neu, richtig? Ja, und die Leser? Werden die nicht enttäuscht sein, wenn einige Dinge plötzlich anders heißen und andere nicht?«
    »Die Leser sind… äh, anpassungsfähig«, beruhigte mich der Lektor. »Sie haben sich auch daran gewöhnt, daß Raumschiff Enterprise plötzlich Star Trek heißt und der liebgewonnene Sol-Antrieb auf einmal Warp-Triebwerk. ¯ Von da ist es zur Akzeptanz einer neuen Xanth-Nomenklatur nur ein kleiner Schritt. Das ist so, als würde ein Vergnügungspark, in dem man viele sommerliche Sonntage verbracht hat, schließen, umgebaut werden und unter neuem Management wieder aufmachen. Dann heißt die Wildwasserbahn eben plötzlich… äh, Westernrutsche.«
    »Aber Wildwasserbahn klingt viel besser als Westernrutsche«, wandte ich ein.
    »Natürlich«, sagte der Lektor, »aber so ist das, wenn man das Rad neu erfinden muß. Man fängt zunächst mit einem viereckigen Rad an – bestenfalls mit einem Sechseck. In Ihrem Fall – eher mit einem Dreieck. Aber die Bahn ist doch noch immer dieselbe, und an den neuen Namen gewöhnt man sich irgendwann schon und weiß gar nicht mehr, daß sie je anders geheißen hat.«
    »Aha«, lobte ich das Marketinggeschick des Lektors. Viel mehr zu sagen gab es nicht; er wollte mir das Buch binnen der nächsten Tage zustellen lassen, und ich konnte ihn schließlich doch noch überreden, mir ein neues Farbband mitzuschicken. Bald würde ich mich an die Arbeit machen, und nach längerer Pause würde der Xanth-Vergnügungspark wieder eröffnen… also hereinspaziert, Herrschaften… alles noch viel besser und viel schöner unter neuem Management… und lassen Sie sich nicht verwirren… hinter der neuen Fassade ist alles noch beim alten…

1
Nimby
    Allzu oft versammelten sich die Dämonen des Sonnensystems nicht gerade. Da mußten schon Streitfragen zur Klärung oder eine faszinierende Wette anstehen. Diesmal war es von beidem ein wenig.
    »Ihr müßt einfach betrogen haben!« rief die Dämonin V(E\N) us anklagend. (Selbstverständlich kommunizierten die Dämonen nicht wirklich in Worten untereinander und benutzten auch weder Hervorhebungen noch Satzzeichen, doch der Verständlichkeit halber seien ihre Interaktionen zu solch niederer Prosa hinabgewürdigt.) »In letzter Zeit gewinnt Ihr jede einzelne Wette.«
    »Ich habe lediglich gelernt, wie ich spielen muß, damit ich gewinne«, erwiderte der Dämon X(A/N) th ruhig. »Meine Siege sind ehrlich verdient.«
    »Fragen werfen sich auf«, warf der Dämon E(R/D) e ein. »Es wirkt verdächtig, daß dieser törichte sterbliche Junge im allerletzten Augenblick auf seine Siegesprämie verzichtete und Ihr dadurch unseren Einsatz gewannt.«
    »Und wie diese verrückte niedere Dämonin feststellte, daß der scheinbar unschuldige Vogel doch schuldig war, so daß Ihr unseren Einsatz gewannt!« fügte V(E\N) us hinzu.
    »In meiner
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