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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind
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nichts an der Tatsache. X(A/N) th hatte jenes stille, alles durchdringende Gefühl aufmerksam studiert, hatte sich bemüht, es zu verstehen, und dabei allmählich Fortschritte gemacht. Am meisten hatte Mary ihm dabei geholfen, Mary, die sich um jeden sorgte, selbst um ihn, als er, vom Fleischschauer besudelt, zurückkehrte. Wie den eigenen Sohn hatte sie ihn behandelt, und obwohl er unvergleichlich viel älter war als sie, brachte er ihr dafür Dankbarkeit entgegen.
    Sie hatte sich um ihn gekümmert und ihm damit ermöglicht, für sie Gefühle zu empfinden. Diese Art von Verbindung bedurfte keiner Zauberei; sie war einfach da, wie Wasser, das still durch den Boden sickerte. Aber es stellte die Grundlage dar, auf der alle dramatischeren Ausprägungen der Liebe fußten.
    So wie die zwischen Sean und Gerte. Sicherlich hatte erst ein gemeinsames Bad in einem Liebesquell sie hervorgerufen. Aber beide wären anders davon beeinflußt worden, hätten sie nicht zuvor solide Familienliebe erfahren und dadurch ein Verständnis der Aspekte der Liebe besessen. Und sie waren bereit gewesen und hatten plötzlich Feuer gefangen. Andernfalls hätte das Wasser lediglich die Wirkung gezeigt, daß sie sich unkontrolliert gepaart und innerhalb kurzer Zeit so oft den Storch gerufen hätten, wie es nur ging. Und dann hätten sie sich nach Art der Tiere getrennt, sobald der Drang verebbte. Statt dessen hatten sie dem Paarungstrieb widerstanden und eine tiefere Beziehung aufgebaut, die sie, Ironie des Schicksals, nicht aufrechterhalten konnten. Denn sie hatten den Wunsch verspürt, ihre Liebe sich gänzlich entfalten zu lassen.
    X(A/N) th hatte eine ganze Weile gebraucht, bis er diese Situation analysieren und nachvollziehen konnte – nachvollziehen, um sicherzugehen, daß er sie in der Tat begriff. Doch dann stellte sich heraus, daß diese Tür, einmal geöffnet, sich nicht wieder schließen ließ. Er liebte Chlorine.
    Und sie hatte nun das Abenteuer beendet, ohne um die Bedeutung ihrer Entscheidung zu wissen. Unfähig, sich selbst zu lieben, hatte sie nicht im mindesten vermutet, daß ein eselsköpfiger Drache sie lieben könnte. Wie sie es sah, war alles nur ein großer Spaß gewesen, ein ruhmreiches Abenteuer, wie es einer Prinzessin anstand. Sie hatte sogar mit einem Prinzen getanzt und mit einem König konversiert, ohne sich dabei eine Blöße zu geben. Das war für sie das höchste erreichbare Ziel gewesen; nun ging sie nach Hause. Und Nimby starb.
    Vielleicht war das ganze Unternehmen von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Von dem Zeitpunkt an, da er unaufmerksam gewesen war und die falsche junge Frau angesprochen hatte. Die junge Frau ohne Tränen.
    Und dennoch vermochte er es einfach nicht zu bedauern, denn er hätte Miß Geschick nicht mehr lieben können als Chlorine. Und wenn er nun auch Wette, Status und das magische Land Xanth verlor, so hatte er zum Ausgleich doch etwas unfaßbar Kostbares erhalten: das Wissen um die Liebe und das Gefühl der Liebe. Vielleicht war es die Folgen sogar wert.
    Und doch, wie anders hätte alles kommen können! Hätte Chlorine nur eine Spur mehr Verständnis vom wahren Wesen der Liebe gehabt, dann hätte sie Nimby darum gebeten, diesen Schimmer zu verstärken, und dann hätte sie sich möglicherweise sogar in ihn verliebt. Aber so mochte sie ihn eben nur gern. Und damit war sein Vorhaben gescheitert.
    Hätte sie ihre einzig verbliebene Träne für ihn vergossen, dann hätte er gewonnen, und welch große, wunderbare Überraschung hätte er für sie gehabt! Sie wäre alles geworden, was sie sich je erträumt hatte, und mehr, viel mehr, als sie sich überhaupt vorstellen konnte. Sie wäre zur Göttin von Xanth geworden und hätte nur noch unter ihm gestanden, denn eine Dämonin konnte er nicht aus ihr machen. Alles Wissen, alle Macht, alle Freude hätten ihr gehört. Er hätte jede Gestalt angenommen, die sie gewünscht hätte, insbesondere diesen stattlichen Nimby-Mann, und ihr in jeder Weise gehorcht. Jedes magische Talent hätte er ihr geben können, nicht mehr fürchtend, daß jemand seine wahre Natur erkennen mochte.
    Aber am wichtigsten von allem war, daß er ihr seine Liebe geschenkt hätte, und dann hätte sie sie erwidern können, wie Sean und Gerte. Als Dank dafür, daß die beiden ihm demonstriert hatten, wie wunderbar vollkommen echte Liebe sein konnte, hätte er Sean das Talent geschenkt, in Xanth ohne Flügel zu fliegen, so daß er Gertes Leben immerfort teilen konnte. Niemand
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