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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind
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drüberzugehen und es an meine Standards anzupassen. Damit hätte mich die Sache nur einen Monat gekostet, und das wäre ganz in Ordnung gewesen. Ich vergleiche das Romanverfassen gern mit dem Bau einer Straße: Zuerst wird das Gelände vermessen, dann plant man die Route auf der Karte, besorgt sich das Recht, das Land zu benutzen, räumt die Wegstrecke frei, planiert Erhebungen, füllt Einschnitte, überbrückt Sümpfe und Flüsse, flacht alles ab… und dann ist man soweit, daß man die Materialien heranschaffen und mit dem Aufbau der Fahrbahn beginnen kann. All das hatte der Co-Autor bereits getan, nur daß man auf seiner Fahrbahn noch nicht fahren konnte, ohne ab und zu durchgeschüttelt zu werden oder ins Schleudern zu geraten, sie mußte also noch abgeschliffen und poliert werden. Das Abschleifen konnte Alan übernehmen, dann würde ich mit meiner Polierausrüstung daherkommen und die Arbeit vollenden.
    Also fragten wir bei dem Co-Autoren nach, ob er einverstanden sei; er stimmte zu, und Alan machte sich an die Arbeit.
    Unglücklicherweise bedeutete das jedoch, daß ich nun ohne Rechercheur dastand, denn Alan besaß kein Vierteljahrhundert Erfahrung im Redigieren von Romanen, also kam er wesentlich langsamer voran. Damit war er für die nächste Zeit in Anspruch genommen, und knirschend kam die Arbeit an Hope für den Rest des Jahres zum Stillstand.
    Was sollte ich tun? Ein trübes Licht flammte auf: Schreib doch einfach den nächsten Xanth-Roman! Ihn hatte ich für 1995 eingeplant, aber meine Liste mit den Vorschlägen, die Fans mir einreichen, lief bereits über, obwohl ich mehr als 150 davon für ›Vogel-Scheuche‹ benutzt hatte. Einige davon waren recht gehaltvolle Gedanken, wie zum Beispiel der, den Dämon X(A/N) th die Form eines Sterblichen annehmen und in Xanth Abenteuer erleben zu lassen, oder daß eine Mundanierfamilie namens Baldwin ¯ von einem Sturm dorthingeweht werden könnte. Aha, wie ich sehe, erinnern Sie sich an diese Ideen. Also, ich schrieb diesen Roman als Notlösung.
    Dann stürzte mein 85jähriger Vater unglücklich und brach sich die Hüfte. Operationen und Rehabilitation wurden von unzähligen Komplikationen heimgesucht, und alles gipfelte darin, daß meine Tochter Penny und ich nach Pennsylvania reisten, um uns zu vergewissern, daß alles in Ordnung war. Ich glaube, in mancherlei Weise haben wir ihm das Leben verschönert und auch einige Familienbande neu geknüpft. Diese Zeit fehlte mir natürlich zum Schreiben des Buches.
    Aber das war nicht der große Zeitverlust. Der entstand dadurch, daß ich mich in ein neues Textverarbeitungsprogramm eingearbeitet habe. Sechs Jahre lang hatte ich Sprint von Borland benutzt und mochte das Programm sehr gern. Aber es hatte nie ein Update gegeben, und es hieß, die Firma werde das Programm nicht weiterführen. Es brauchte einen Patch, um überhaupt auf einem 486er zu laufen; was, wenn ich mir einen 586er zulegte? Also schien es mir an der Zeit, mir ein Textverarbeitungssystem zuzulegen, das ich auch in Zukunft ohne Verrenkungen benutzen konnte. Nachdem ich die Spreu vom Weizen getrennt hatte, blieben für meinen IBM-PC-Clon eigentlich nur zwei Möglichkeiten übrig: Word Perfect oder Microsoft Word. Davon konnte nur letzteres mehrere Dateien gleichzeitig öffnen. Da ich bei der Arbeit normalerweise neun Dateien offen habe (für den Text, Inhalt, Charaktere, Anmerkungen usw.), stand die Entscheidung fest. (Später erfuhr ich dann, daß Word Perfect for Windows bis zu neun Dateien gleichzeitig öffnen kann; MS Word for Windows hingegen scheint da keine Grenze zu kennen.) Also probierte ich Word for DOS aus, stieg aber schon nach einer Woche auf Word for Windows um, denn es war wenigstens zwei Upgrades weiter fortgeschritten und besaß eine Reihe von Funktionen, auf die ich Wert lege. Ich bin einer von denen, die weder Windows noch das Benutzen einer Maus besonders mögen, und ich umging das Problem, indem ich mir einen Trackball anschaffte und dann Möglichkeiten fand, seine Benutzung zu vermeiden. Windows, Word und verwandte Programme erwiesen sich als sehr schwierig zu erlernen und waren ganz offensichtlich von Programmierern entwickelt, die sich schon vor langer Zeit von der realen Welt abgetrennt hatten. Ich weigere mich, die Voreinstellungen zu akzeptieren, ich möchte, daß die Maschine mir dient und nicht umgekehrt. Word ließ sich einfach nicht völlig meistern, aber trotzdem gelang es mir nach einer Weile, es so umzustricken, wie ich es
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