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Way Out

Way Out

Titel: Way Out
Autoren: Lee Child
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Klasse kosteten, und Möbel, die teurer als viele US-Autos waren. Auf der Prince Street bog er wieder nach Westen ab und umrundete so den Block. Ging auf dem West Broadway nach Süden weiter und fand auf dem östlichen Gehsteig einen geeigneten Hauseingang. Vor der Tür befand sich ein fast einen halben Meter hoher Treppenabsatz. Reacher beförderte etwas Müll mit einem Tritt beiseite und streckte sich dann auf der Seite liegend so aus, dass sein Kopf in der linken Armbeuge ruhte. Er hätte ein schlafender Betrunkener sein können, aber seine halb geöffneten Augen blieben auf die gut vierzig Meter entfernte Haustür gerichtet.
     
    Kate Lane hatte strikte Anweisung, sich nicht zu bewegen und nicht das leiseste Geräusch zu machen, aber sie beschloss, das Risiko trotzdem einzugehen. Selbstverständlich fand sie keinen Schlaf. Jade natürlich auch nicht. Wie hätte jemand unter diesen Umständen schlafen können? Also stand Kate leise aus ihrem Bett auf, packte es am Fußende und rückte es zur Seite.
    »Mom, nein«, flüsterte Jade. »Du machst Krach.«
    Kate gab keine Antwort. Schlich nur ans Kopfende ihres Betts und rückte es ebenfalls zur Seite. Nach drei vorsichtigen Hin-und-Herbewegungen hatte sie erreicht, dass ihre Matratze eng an Jades anschloss. Dann kroch sie wieder unter die Decke und nahm ihre Tochter in die Arme. Hielt sie an sich gedrückt. Mussten sie schon wach sein, so waren sie es wenigstens gemeinsam.
     
    Die Uhr in Reachers Kopf zeigte wenige Minuten vor sechs an. Auf dem Boden der Stahl- und Ziegelschluchten von Soho war es noch dunkel, aber der Himmel darüber begann schon hell zu werden. Die Nacht war warm gewesen. Reacher hatte es nicht unbequem gehabt. Er hatte sich schon an schlimmeren Orten aufgehalten. Viele Male und oft weit länger. Bisher gab es an der mattroten Tür keinerlei Aktivitäten. Aber die Frühaufsteher waren schon auf den Beinen. Auf der Straße fuhren Autos und Lastwagen; auf beiden Gehsteigen waren die ersten Passanten unterwegs. Aber niemand achtete auf ihn. Er war nur irgendein Kerl in einem Hauseingang.
    Er wälzte sich auf den Rücken und sah sich um. Die Tür, die er blockierte, war eine schlichte graue Stahltür ohne äußere Klinke. Vielleicht ein Notausgang, vielleicht ein Lieferanteneingang. Mit etwas Glück würde er hier bis sieben Uhr nicht gestört werden. Er wälzte sich auf die Seite und sah wieder nach Süden und Westen. Machte ein Hohlkreuz, als wollte er eine Verkrampfung lösen, und schaute dabei nach Norden. Wer kommen wollte, würde vermutlich bald Stellung beziehen. Diese Leute waren keine Dummköpfe. Sie würden die Übergabe sorgfältig vorbereiten. Sie würden Dächer, Fenster und geparkte Autos auf wachsame Cops hin kontrollieren. Vielleicht würden sie auch die Hauseingänge in der näheren Umgebung überprüfen. Aber Reacher war noch nie für einen Cop gehalten worden. Ein Cop, der sich absichtlich schäbig anzieht, wirkt nie ganz echt. Reacher dagegen war echt.
    Cops, dachte er.
    Das Wort verhakte sich in seinen Gedanken wie ein in der Strömung treibender Ast, der sich am Flussufer verfängt. Es blieb kurz hängen, dann riss es sich los und trieb weiter. Im nächsten Augenblick sah er einen richtigen Cop in einem Streifenwagen, der langsam nach Norden fuhr. Reacher stemmte sich hoch und lehnte sich mit dem Rücken an die graue Tür. Lehnte den Kopf an das kalte, harte Metall. In der Öffentlichkeit liegend zu schlafen, schien ein Verstoß gegen die Verordnung gegen Stadtstreicherei zu sein. Andererseits schien es ein von der Verfassung garantiertes Recht zu geben, sich sitzend auszuruhen. Sehen New Yorker Cops einen Kerl in einem Hauseingang oder auf einer Bank liegen, lassen sie ihre Sirene aufheulen und rufen ihn durch ihren Lautsprecher an. Sehen sie ihn im Sitzen schlafen, mustern sie ihn nur scharf und fahren weiter.
    Der Streifenwagen fuhr weiter.
    Reacher legte sich wieder hin. Verschränkte die Arme hinter dem Kopf und ließ die Augen halb offen.
     
    Vier Meilen nördlich von ihm fuhren Edward Lane und John Gregory im Dakota Building mit dem Aufzug ins Erdgeschoss. Lane trug den prallvollen Seesack aus Leder. Draußen in der grauen Morgendämmerung stand der blaue BMW am Randstein bereit. Der Mann, der ihn aus der Tiefgarage geholt hatte, stieg aus und übergab Gregory die Schlüssel. Gregory benützte die Fernbedienung, um den Kofferraum zu öffnen, und Lane warf den Seesack hinein. Er starrte ihn noch eine Sekunde lang an, dann
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