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Way Out

Way Out

Titel: Way Out
Autoren: Lee Child
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zwischen die Geschossdecken packen lassen. Auch die Außenmauern und Zwischenwände waren dick. Das ganze Gebäude wirkte wie aus Stein gehauen. Was bestimmt ein Vorteil war, dachte Reacher, als John Lennon hier gewohnt hat.
    »Okay«, sagte Lane. »Genug gesehen?«
    »Kann ich mir den Schreibtisch mal ansehen?«
    »Wozu?«
    »Er gehört Kate, stimmt’s?«
    »Richtig.«
    »So würden die Cops vorgehen.«
    Lane zuckte mit den Schultern, und Reacher fing mit den unteren Schubladen an. In der linken fand er Schachteln mit Briefpapier und -karten, die nur den aufgedruckten Namen Kate Lane trugen. Die rechte enthielt eine Hängeregistratur, deren Inhalt ausschließlich Jades Erziehung betraf. Sie besuchte eine Privatschule neun Straßen weiter nördlich. Eine teure Schule, wie die Rechnungen und Überweisungsbelege zeigten. Alle Überweisungen waren von Kates Privatkonto erfolgt. In den beiden oberen Schubladen lagen Bleistifte und Kugelschreiber, Umschläge, Briefmarken, Adressaufkleber, ein Scheckbuch. Und Kreditkartenabrechnungen. Aber nichts Auffälliges. Nichts aus jüngster Zeit, zum Beispiel nichts von Staples.
    Die mittlere Schublade enthielt nur zwei US-Reisepässe, einen für Kate, einen für Jade.
    »Wer ist Jades Vater?«, fragte Reacher.
    »Ist das wichtig?«
    »Vielleicht schon. Wäre dies eine gewöhnliche Entführung, würden wir uns ganz sicher mit ihm befassen müssen. Kinder werden oft von entfremdeten Elternteilen geraubt.«
    »Aber dies ist eine Entführung, um Lösegeld zu erpressen. Und die Kerle hatten es auf Kate abgesehen. Jade war nur zufällig mit dabei.«
    »Entführungen lassen sich tarnen. Und ihr Vater würde sie kleiden und ernähren und für ihre Ausbildung aufkommen müssen. Vielleicht bräuchte er Geld.«
    »Er ist tot«, erklärte Lane. »An Magenkrebs gestorben, als Jade drei war.«
    »Was hat er beruflich gemacht?«
    »Er war Juwelier. Kate hat sein Geschäft anschließend noch ein Jahr weitergeführt. Nicht sehr gut. Sie hatte als Model gearbeitet. Aber so habe ich sie kennengelernt. In ihrem Geschäft. Ich wollte eine Armbanduhr kaufen.«
    »Irgendwelche anderen Verwandten? Großeltern, Onkel, Tanten mit Besitzansprüchen?«
    »Ich habe niemanden kennengelernt. Folglich hat sich in den letzten Jahren niemand für Jade interessiert. Folglich gibt’s niemanden mit Besitzansprüchen.«
    Reacher schloss die mittlere Schublade. Rückte das Foto zurecht und drehte sich um.
    »Kleiderschrank?«, fragte er.
    Lane wies auf eine von zwei schmalen weißen Schleiflacktüren. Dahinter lag ein Einbauschrank – groß für ein Apartment in New York City, klein für eine Wohnung anderswo. Die Innenbeleuchtung ließ sich durch einen Zug an einer Messingkette einschalten. Der Schrank war dreigeteilt: Im oberen Regal lagen Blusen und Pullover, dann kamen zwei verchromte Kleiderstangen, und unten standen Schuhe, Stiefel und Sandalen. Überall schwacher Lavendelduft. Auf dem Schrankboden lag ordentlich zusammengelegt ein Jackett. Es soll in die Reinigung, dachte Reacher. Er hob es auf. Das Jackett war bei Bloomingdale’s gekauft. Er sah in den Taschen nach. Sie waren leer.
    »Was hat sie angehabt, als sie aus dem Haus gegangen ist?«, fragte er.
    »Weiß ich nicht genau«, antwortete Lane.
    »Wer würde es wissen?«
    »Wir sind alle vor ihr weggegangen«, sagte Lane. »Ich glaube nicht, dass noch jemand da war. Außer Taylor.«
    Reacher machte das Licht aus, schloss die Kleiderschranktür und trat an den halbhohen Schrank. Er hatte oben zwei Türen, darunter Schubladen. Die oberste war eine in Fächer unterteilte Schmuckschublade. Eine weitere enthielt allen möglichen Kram wie Plastiktüten mit Ersatzknöpfen für neue Kleidungsstücke, Papiertaschentücher und Kleingeld aus irgendwelchen Taschen. Die beiden letzten enthielten Spitzenunterwäsche: BHs, Slips, alle weiß oder schwarz.
    »Darf ich Jades Zimmer sehen?«, fragte Reacher.
    Lane führte ihn durch einen kurzen Verbindungsgang. Jades Zimmer war in blassen Pastellfarben gehalten und quoll von Kindersachen über. Teddybären, Porzellanpuppen, Spielzeug, Spiele. Ein niedriges Bett. Auf dem Kopfkissen ein zusammengelegter Schlafanzug. Ein Kinderschreibtisch, auf dem Zeichnungen mit Wachsmalkreiden auf Konzeptpapier lagen. Ein ordentlich daruntergestellter kleiner Stuhl.
    Nichts, was einem Militärpolizisten irgendeinen Hinweis gegeben hätte.
    »Ich bin fertig«, sagte Reacher. »Tut mir leid, dass ich hier herumschnüffeln musste.«
    Er
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