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WattenMord (German Edition)

WattenMord (German Edition)

Titel: WattenMord (German Edition)
Autoren: Andreas Schmidt
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Container für den Einsatz in Afghanistan montiert und aufbereitet. Doch kaum jemand wusste, dass vor dem mannshohen Kasernenzaun noch andere Geschäfte getätigt wurden, die nichts mit der Bundeswehr zu tun hatten. Doch die Täuschung funktionierte perfekt, denn kaum ein Außenstehender würde sich Gedanken darüber machen, wenn hier Militär-Lastwagen anhielten und beladen wurden. Ulbricht wollte endlich wissen, was hier umgeladen und für den Transport vorbereitet wurde.
    Der Wind frischte auf und erzeugte in den Kronen der Bäume ein sanftes Rascheln. Es dauerte einen Augenblick, bis der Mond durch die Wolken drang und die Szenerie in ein kaltes Licht tauchte. Nun konnte er sich zumindest ein wenig orientieren. In der Nacht sah alles anders aus, und erst, als er die Stelle erreicht hatte, an der die Schienen die Straße kreuzten, konnte er seine augenblickliche Position bestimmen. Ein paar Meter weiter gab es auf der rechten Seite ein großes Tor. Die Einfahrt selbst lag im Wald und war für die Insassen vorbeifahrender Autos nur schlecht einsehbar. Wahrscheinlich, so überlegte Ulbricht, war dies durchaus beabsichtigt. Keine Armee der Welt ließ sich gern in die Karten blicken; das galt für die Bundeswehr genauso wie für die amerikanische Armee. Er blickte sich um. Die Stelle, an der er den Vectra im Wald geparkt hatte, konnte man von seinem jetzigen Standort nicht mehr ausmachen. Gut so. Niemand durfte mitbekommen, dass er hier war. Ulbricht hoffte, dass die Bundeswehr keine Wachposten durch den nächtlichen Wald scheuchte, um das Areal auf mögliche Feinde zu durchkämmen. Als er noch einmal zum Himmel blickte, sah er, dass der Wind die Wolken nun vollständig vertrieben hatte. Ulbricht suchte sich eine Stelle, von der aus er das Haupttor des Kasernengeländes gut beobachten konnte. Er fand hüfthohes Dickicht auf der gegenüberliegenden Straßenseite und stellte sich dicht an den Stamm einer Eiche. Er wartete und hätte gern eine Zigarette geraucht. Doch auch wenn die Waldbrandgefahr nach den Regenfällen in den letzten Tagen äußerst gering war, so wusste er doch, dass die Glut einer Zigarette in der Dunkelheit unnatürlich hell war und seine Anwesenheit verraten würde. Also zog er ein Hustenbonbon aus der Tasche seines Mantels, wickelte das Papier ab und schob sich das Bonbon in den Mund. Der starke Minzgeschmack brannte in seinem Rachen, doch er glaubte zu fühlen, wie sich das Volumen seiner Lunge vergrößerte. Die Minuten verrannen zäh wie Sirup. Als sich aus der Ferne ein Motorengeräusch näherte, beschleunigte sich der Pulsschlag des alten Hauptkommissars. „Es geht los“, knurrte er zu sich selbst und presste sich tiefer in den Schatten des alten Baumes.
    Ulbricht musste kein Fachmann zu sein, um am Geräusch zu hören, dass es sich um ein schweres, hubraumstarkes Fahrzeug handelte. Ein Sechs- oder Achtzylinder näherte sich ziemlich schnell. Bald schon sah Ulbricht die Lichtbalken der Scheinwerfer, die dem Wagen vorauseilten und die Dunkelheit zerschnitten. Grelles Xenonlicht, wahrscheinlich die Grundausstattung einer Limousine der gehobenen Preisklasse. Nach endlosen Sekunden tauchte der dunkle Mercedes der S-Klasse in Ulbrichts Sichtfeld auf. Der Fahrer bremste das schwere Gefährt mit quietschenden Reifen wenige Meter hinter der Einfahrt zur Kaserne auf dem befestigten Seitenstreifen der Landstraße. Der Motor erstarb mit einem letzten Blubbern, dann klappte die Wagentür auf, und der Fahrer stieg aus. Ulbricht spähte durch das Buschwerk und erkannte eine hochgewachsene Gestalt in dunkler Kleidung. Wahrscheinlich war das Peer Hansen, der Freund von Beke Frahm. Unwillkürlich fragte er sich, was das für Geschäfte waren, die ein gestandener und offenbar angesehener Unternehmer aus Husum nachts und in aller Einsamkeit eigenständig abzuwickeln hatte. War Hansen in illegale Waffengeschäfte verwickelt?
    Wieder vergingen einige Minuten, der Mann auf der gegenüberliegenden Straßenseite wanderte ungeduldig neben seinem Mercedes auf und ab, blickte dabei immer wieder auf die Armbanduhr und schüttelte den Kopf.
    Dann tat sich auf dem Kasernengelände etwas. Ein Lieferwagen rollte im Schritttempo auf das große Tor zu. Der Fahrer stoppte an der Schranke, ein Wachmann trat an das Fenster auf der Fahrerseite und beugte sich ins Innere des Transporters. Die Männer wechselten ein paar Worte, dann legte der Wachmann grüßend eine Hand an die Krempe seiner Mütze und öffnete erst die Schranke,
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