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WattenMord (German Edition)

WattenMord (German Edition)

Titel: WattenMord (German Edition)
Autoren: Andreas Schmidt
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leise. „Den mag ich sehr.“
    „Schön.“ Ulbricht durchsuchte die Schubladen der Küche nach einem Korkenzieher, fand ihn schließlich im Fach neben der kleinen Spülmaschine und machte sich daran, die Weinflasche zu entkorken. Wiebke sah ihm dabei zu, dann ging sie zu einem Hängeschrank und nahm eines der langstieligen Weingläser heraus, die Tiedje ihr irgendwann aus Tønder mitgebracht hatte. Er hatte den kleinen Ort hinter der dänischen Grenze sehr geliebt und war regelmäßig mit ihr dorthin gefahren. Damals, als sie noch ein Paar gewesen waren. Damals, in einem anderen Leben.
    Mit einem satten Geräusch löste sich der Korken vom Flaschenhals, und Ulbricht schenkte ihr das Glas ein. Nicht randvoll, so wie es sich gehörte. Er selbst hatte sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank genommen. Sie stießen an und tranken schweigend.
    „Es ist schön, hier zu sein“, sagte er anschließend und wandte sich eilig ab, um nach dem Braten zu schauen.
    Wiebke sah, dass seine Augen feucht schimmerten, und vermutete, dass ihrem Vater das unangenehm war. Deshalb sprach sie ihn nicht darauf an. Nachdem sie noch einen Schluck von ihrem Wein genippt hatte, stellte sie das Glas auf den kleinen Küchentisch.
    „Ich deck uns schon mal den Tisch“, sagte sie und nahm Teller und Besteck aus dem Küchenschrank, um beides zum Esstisch im Wohnzimmer zu bringen. In einer Schublade fand sie gemusterte Papierservietten, die sie kunstvoll faltete und neben die Teller drapierte. Auch eine Kerze zündete sie an. Maunzend kam Garfield aus seinem Versteck und strich um ihre Beine. Wiebke kraulte den Kater und führte ihn in die Küche. Eilig öffnete sie eine Dose Katzenfutter, um den bereitstehenden Fressnapf damit zu füllen. Der Kater war glücklich und fraß sofort.
    „Wo kommt der denn her?“, wunderte sich Ulbricht.
    Wiebke zuckte die Schultern. „Manchmal macht er es sich im Korb mit der Dreckwäsche bequem.“ Dann lächelte sie. „Was hast du noch so getrieben, während ich Petersen einen Besuch abgestattet habe?“
    „Ich war noch mal bei Johannsen. Er scheint ganz in Ordnung zu sein.“
    „In der Tat, das ist er“, bestätigte Wiebke, dann runzelte sie die Stirn. „Was wolltest du von ihm? Hattest du noch etwas vergessen?“
    Ulbricht nickte. „Sozusagen, ja. Ich habe ihm etwas zur Überprüfung gebracht.“ Nun grinste er wieder jungenhaft. „Sonderlich begeistert war er nicht, aber er hat mir versprochen, sich gleich an die Arbeit zu machen.“
    „Was war das?“, fragte Wiebke.
    Ulbricht schüttelte den Kopf. „Noch nicht, Kind, noch nicht. Ich warte ab, und wenn ich mit meinem Verdacht richtig liege, dann möchte ich dir den Ruhm lassen.“
    „Und wenn nicht?“
    „Dann blamierst du dich nicht bei deinen Kollegen.“ Mit einer Geste deutete ihr Vater an, dass er das Thema vorerst als erledigt betrachtete. „Bei Petersen warst du also“, bemerkte er stattdessen. Schon früher hatte er geschickt das Thema gewechselt, wenn ihm etwas unangenehm war. „Wie ist er, dein Partner? Bildet ihr immer ein Team?“
    „Ja, man hat mich am ersten Tag in der Polizeidirektion Husum gleich in sein Büro gesetzt. Wahrscheinlich sollte er ein wachsames Auge auf mich Küken haben.“
    „Aber du bist nicht zufällig in ihn verknallt?“
    „Papa – bitte!“ Wiebke winkte empört ab. „Woran denkst du?“
    „Glaubst du ernsthaft, es wäre das erste Mal, dass aus zwei Kollegen ein Paar wird?“ Ulbricht schüttelte den Kopf. „Manchmal bist du so gutgläubig wie deine Mutter, Kind.“ Er lachte amüsiert, dann wurde er ernst. „Eines Tages wird auch für dich der Richtige kommen, ganz bestimmt.“
    Nun beneidete Wiebke ihn um sein Talent, in peinlichen Situationen das Thema zu wechseln. Um weiteren Anspielungen aus dem Weg zu gehen, kümmerte sie sich um Garfield.
    „Was hast du vor?“, fragte Wiebke später, als Ulbricht sich erhob und den Mantel vom Garderobenhaken nahm. Im Fernsehen hatten sie gemeinsam einen Krimi geschaut – eine Sache, die sie verband, nicht nur aus beruflicher Sicht. Natürlich war Wiebke nicht verborgen geblieben, dass er unruhig war und immer wieder auf die Uhr geschaut hatte.
    Als er sich gegen zehn erhob und Anstalten machte, zu später Stunde noch einmal das Haus zu verlassen, beschlich Wiebke ein seltsames Gefühl.
    „Es ist ein wunderschöner Abend, und ich muss noch einmal an die frische Luft.“ Er lächelte geheimnisvoll.
    „Verscheißern kann ich mich allein, Papa.“ Wiebke
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