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WattenMord (German Edition)

WattenMord (German Edition)

Titel: WattenMord (German Edition)
Autoren: Andreas Schmidt
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winkte ab und stieß die Wolldecke, mit der sie es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte, fort. „Also – was liegt an?“
    „Ich möchte mir die Gegend anschauen.“
    Wiebke kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er schweigen würde wie ein Grab. „Bitte mach mir keinen Ärger.“
    „Keine Sorge, ganz im Gegenteil. Ich werde dich anrufen, wenn ich Fragen habe“, versprach er mit einem spitzbübischen Lächeln auf den Lippen und hauchte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, dann war er draußen. Wiebke stand ein wenig unschlüssig im dunklen Flur und hörte, wie der Motor seines alten Opels röchelnd ansprang, dann entfernte sich das Fahrzeug. Ihr Vater war ein wandelndes Geheimnis, und sie ahnte, dass er sich mal wieder in ihren Fall einmischte. Ein ungutes Gefühl beschlich sie, und Wiebke spielte mit dem Gedanken, ihm hinterher zu fahren. Doch wahrscheinlich war er längst zu weit entfernt, und so verwarf sie den Gedanken rasch wieder. Sie erschrak, als etwas Warmes und Pelziges um ihre Füße strich.
    „Mein Gott, Garfield, hast du mich erschreckt!“ Sie nahm den Kater auf den Arm und kehrte nachdenklich ins Wohnzimmer zurück. Wenn Wiebke eines hasste, dann war es Warten. In der Stube angekommen, trat sie an das große Wohnzimmerfenster und blickte in Heikes Garten. Das Schilf am künstlichen Teich wiegte sich im Abendwind. Wiebke überlegte fieberhaft, was ihr Vater vorgehabt hatte, dann hatte sie eine Idee. Je länger sie nachdachte, umso sicherer wurde sie, dass ihr Vater nach Oster-Ohrsted aufgebrochen war. Sie setzte Garfield, den sie zärtlich gekrault hatte, auf den Boden und ging in die Diele, wo sie das schnurlose Telefon aus der Station nahm. Eilig tippte sie eine Nummer ein. „Ich brauche dringend die Kollegen vom Streifeneinsatzdienst.“
    Der Militärstützpunkt hatte etwas von der mysteriösen Area 51 der Amerikaner, fand Ulbricht. Die Kaserne lag zwischen Ostenfeld und Treia mitten in einem Waldgebiet. Selbst tagsüber herrschte hier kaum Verkehr; nur ab und zu verirrte sich ein Lieferwagen in die Einöde, um über die verkehrsarmen Nebenstrecken zur Bundesstraße 201, die Schleswig und Husum miteinander verband, zu gelangen und so dem einen oder anderem gemütlich dahin schleichenden Wohnmobil ein Schnippchen zu schlagen.
    Beinahe hätte er die enge Einmündung in den kleinen Waldweg übersehen. Als die Lichtfinger der Scheinwerfer über das auseinanderklaffende Buschwerk am Straßenrand wischten, trat er das Bremspedal bis zum Bodenblech durch. Der Wagen schlingerte, dann riss Ulbricht das Lenkrad nach links und brachte es in einem waghalsigen Manöver fertig, ihn im letzten Moment auf den unbefestigten Weg zu bugsieren. Die Stoßdämpfer des alten Opels schlugen ein paar Mal hart durch, als der Wagen durch Schlaglöcher rumpelte, in denen man einen Kleinwagen hätte versenken können. Ulbricht wendete den Vectra, wobei tiefhängende Äste und Zweige über den Lack kratzten. Das Wenden war eine alte Angewohnheit, die er vor zig Jahren in der Polizeischule gelernt hatte und die ihm irgendwann in Fleisch und Blut übergegangen war. Im Zweifelsfall konnte ein vor der Abfahrt durchgeführtes Wendemanöver Leben retten, dann nämlich, wenn er sich einfach in den Wagen setzen und verschwinden konnte. Nachdem der Opel in entgegengesetzter Richtung stand, zog er den Zündschlüssel ab. Stille und absolute Dunkelheit umgaben ihn.
    „Dunkel wie im Bärenarsch“, brummte Ulbricht missmutig und verfluchte, dass die Batterien der Taschenlampe im Handschuhfach leer waren. Er löste den Sicherheitsgurt und stieg aus.
    Obwohl ein seichter Wind durch die Äste der Bäume strich, fror er nicht, als er die Wagentür so leise wie möglich ins Schloss drückte. Das Klicken der Zentralverriegelung kam ihm in der Stille überlaut vor. Ulbricht atmete tief ein und genoss die frische Waldluft. Wäre da nicht der militärisch abgeriegelte Sicherheitsbereich mit Überwachungskameras und den leistungsstarken Scheinwerfern, die die Dunkelheit auch aus dem letzten Winkel peitschten, so wäre dies ein friedlicher, ja, ein idyllischer Ort gewesen. Dies hätte ebenso gut die Lüneburger Heide sein können, oder der Schwarzwald, doch dies war Schleswig-Holstein. Kein Urlauber ahnte, was hier geschah, und Ulbricht war wild entschlossen das Geheimnis zu lüften. Selbst die Menschen, die hier brav als Soldaten ihren Dienst verrichteten, ahnten nicht, welche Geschäfte hier abgewickelt wurden.
    Hier wurden
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