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WattenMord (German Edition)

WattenMord (German Edition)

Titel: WattenMord (German Edition)
Autoren: Andreas Schmidt
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sicher, immerhin ist sie eine Arbeitskollegin“, bemerkte Petersen nun.
    „Das wäre ich auch – beispielsweise.“
    Er ging nicht auf Wiebkes Bemerkung ein. „Aber der alte Grundsatz … ,Not inside the company‘ …“
    „Liebe ist ein Gefühl, das man nicht mit Dienstbeginn ausklammern kann.“
    Petersen wiegte nachdenklich den Kopf. „Weise Worte“, murmelte er und trank von seinem „Flens“.
    „Möglicherweise ist es völlig übertrieben, zu behaupten, ich wäre in Katja verknallt. Aber ich denke halt öfter mal an sie. Und da bin ich mir nicht sicher, ob es gut ist, ein Verhältnis mit einer Kollegin zu haben.“ Er lächelte. „Aber ich werde die Dinge auf mich zukommen lassen. Vielleicht lasse ich mich auch versetzen, wenn das mit Katja nicht gut geht.“
    „Du willst Husum verlassen?“
    Jan Petersen zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Aber gern würde ich nicht gehen.“ Er deutete auf seine Brust. „Die graue Stadt am Meer ist mir ans Herz gewachsen. Ich bin hier groß geworden und kenne jeden Baum und jeden Strauch. Vielleicht hast du recht – es wäre wohl ein großes Opfer, mich versetzen zu lassen. Und ich weiß nicht, ob ich bereit bin, diesen Schritt zu gehen.“
    Mit einem eleganten Schwung, für den sie sich insgeheim selbst bewunderte, beförderte Wiebke die Bügelflasche zurück in den Kasten. „So“, sagte sie dann gedehnt. „Ich muss auch mal wieder los.“
    „Du gehst schon?“ Er blickte enttäuscht auf.
    Wiebke nickte, während sie sich erhob. „Ich wollte nur mal nach dem Rechten sehen. Hab mir ein wenig Sorgen gemacht in den letzten Tagen. Aber wenn du mir versprichst, jetzt wieder ganz der Alte zu sein, dann bin ich ja beruhigt.“
    Ostenfelder Landstraße, 19.10 Uhr
    Mit gemischten Gefühlen trat Wiebke den Weg nach Ostenfeld an. Einerseits war sie erleichtert, dass ihr Verhältnis zu Jan Petersen auch künftig nicht von privaten Gefühlsduseleien beeinträchtigt werden würde. Andererseits war sie auch ein wenig enttäuscht, weil er sich für Katja Graf entschieden hatte. Wiebke mochte Katja als Mensch und schätzte sie als Kollegin, und trotzdem fühlte es sich noch ein wenig seltsam an, dass ihr Partner sich offenbar zu ihr hingezogen fühlte.
    Aber wahrscheinlich, so machte sich Wiebke Mut, war es gut so. Schwieriger wäre es gewesen, wenn er sich falsche Hoffnungen auf sie gemacht hätte. Hoffnungen, die sie womöglich nie erfüllt hätte. Es war nur vernünftig, dass er sich nicht die Frau ausgesucht hatte, mit der er Schreibtisch und Dienstwagen teilte. Wäre es anders, würden private Probleme sich wohl auch negativ auf die Arbeit auswirken.
    Petersen und Katja … Wiebke versuchte sich vorzustellen, wie die beiden Händchen haltend durch Husums Straßen flanieren, frisch verliebt und immer wieder zärtliche Küsse austauschend. Dennoch war es eigenartig, dass Jan etwas für eine andere Frau zu empfinden schien. War sie etwa eifersüchtig?
    Unsinn, schalt sie sich selbst eine Närrin, während sie das Seitenfenster ein wenig öffnete und die einströmende Luft tief in die Lunge sog.
    „Wir sind schließlich erwachsene Menschen, wir sind Profis, und da würde eine Liebe nicht in den Job passen. Basta.“
    Wiebke gönnte Jan von Herzen, dass er im Privatleben endlich wieder eine Frau an seiner Seite hatte. Zwar wusste niemand, ob sich daraus überhaupt eine Liebe entwickelte, doch ihr war das verliebte Blitzen in seinen Augen nicht entgangen, als er von ihr gesprochen hatte. Auch Wiebke würde irgendwann den richtigen Mann finden. Eines Tages würde er ihr über den Weg laufen, ganz bestimmt sogar. Nur eines wusste sie jetzt schon: Es war ganz sicher nicht Tiedje.
    Ihr war aufgefallen, dass sie während ihres Besuches bei Jan nicht ein einziges Mal über den Fall gesprochen hatten. Und vielleicht war das auch gut so, denn mitunter tat es einfach gut, sich um private Dinge zu kümmern. Wiebke dachte an Petersens gescheiterte Ehe. Sie wusste, dass seine Exfrau ihm das Leben schwer machte. Dass er diesen Monat nicht einmal in der Lage war, seine Miete zu bezahlen, ahnte sie nicht.
    Hinter Mildstedtfeld brach die Sonne durch die Wolkentürme, die der Wind ins Landesinnere geschoben hatte. Der Asphalt der Ostenfelder Landstraße glitzerte, und Wiebke setzte ihre Sonnenbrille auf. Sie atmete noch ein paar Mal tief durch und gewann langsam den nötigen Abstand, um sich auf den Feierabend mit ihrem Vater freuen zu können. Es gab noch so viel zu besprechen, sie
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