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WattenMord (German Edition)

WattenMord (German Edition)

Titel: WattenMord (German Edition)
Autoren: Andreas Schmidt
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brummte Ulbricht und zog das Handy aus der Manteltasche, um seiner Tochter vom dramatischen Ausgang der Aktion zu berichten.

VIERZEHN
    Ostenfeld, 6.30 Uhr
    Als sie um halb acht von Kindergeschrei aufgeweckt wurde, überlegte Wiebke schlaftrunken, ob sie sich vielleicht doch einen anderen Weckton auf dem Handy einstellen sollte. Immerhin stand sie am Beginn ihrer Karriere als Kriminalkommissarin und da passte ein Kind einfach nicht in ihre Planung. Am frühen Morgen schon mal gar nicht.
    Gähnend griff Wiebke nach dem Handy auf dem Nachtschrank, blinzelte auf das Display und schaltete das nervige Kindergeschrei ab. Nachdem sie die Bettdecke fortgestoßen hatte, trat sie unter die Schräge des kleinen Schlafzimmers und öffnete das Fenster. Tief atmete sie die frische Luft ein. Morgentau glitzerte auf den Wiesen hinter dem Haus. Beim Nachbarn krähte wie immer der Hahn, ansonsten umgaben sie Vogelgezwitscher und die dörflich-friedliche Stille von Ostenfeld. Die Blüten von Heikes liebevoll gepflegten Blumen auf der Veranda setzten wunderschöne, bunte Akzente, und die Welt schien um diese Zeit noch in Ordnung zu sein.
    Wiebke streckte sich und wandte sich ab. Im Flur sah sie das gleißende Sonnenlicht durch die Milchglasscheibe der Küchentür. Sie sehnte sich nach einem starken Kaffee. Höchste Zeit, den Tag zu beginnen. Während sie sich an der Kaffeemaschine zu schaffen machte, kreisten ihre Gedanken um den Fall. Im Gegensatz zu gestern hörte sie keine Geräusche aus der Küche. Schlief ihr Vater noch? Auf dem Weg ins Bad machte sie an der Tür des Gästezimmers Halt und lauschte. Absolute Stille, kein Schnarchen, nichts.
    „Papa?“, rief Wiebke und klopfte an die Tür. Nachdem sie keine Antwort erhielt, öffnete sie die Tür einen Spaltbreit und spähte in das kleine Zimmer. Das Schlafsofa unter der Schräge war nicht angerührt worden. Akkurat lag die Tagesdecke auf der sorgsam gefalteten Bettwäsche. Wiebke warf einen Blick auf die Garderobe im Flur. Sein Trenchcoat fehlte ebenfalls. War ihr Vater noch immer unterwegs?
    Wieder einmal hatte er sich massiv in ihre Arbeit eingemischt, wieder einmal war er losgezogen, um eine seltsame Nacht- und Nebelaktion hochgehen zu lassen. Man hatte Peer Hansen verhaftet, nachdem er beim Zugriff einen Mann erschossen hatte. Womöglich war Ulbricht in der Polizeidirektion, um den Kollegen unter die Arme zu greifen. Wiebke konnte es immer noch nicht glauben, dass der in Husum hoch angesehene Peer Hansen einen Mann erschossen hatte. Wahrscheinlich aus Vorsicht, denn der Mann war ein Mitwisser, der ihm unbequem werden konnte. Doch nun würde man ihn wegen Mordes hinter Gitter bringen, daran würde auch der beste Anwalt der Welt nicht viel ändern können. Dieser Fall nahm seltsame Formen an, fand Wiebke und empfand plötzlich Mitleid für ihre Kollegen in der Husumer Wache, die sich in diesem Augenblick mit ihrem Vater herumschlagen mussten.
    „Die werden sich bedanken“, murmelte sie ironisch, während sie sich auf den Weg ins Bad machte. Jetzt brauchte sie erst mal eine Dusche. Während die heißen Wasserstrahlen auf sie niederprasselten, schüttelte sie die Müdigkeit ab und dachte nach. Wer steckte hinter dem Mord an Gabriele Heiners? Streng genommen war sie aus dem Fall raus: Die zweite Tat hatte sich in Glücksburg zugetragen und fiel damit in das Hoheitsgebiet von Hauptkommissar Friedrichs – ohne Wenn und Aber. Dennoch war Wiebke nicht ganz glücklich, den Fall nur zur Hälfte gelöst zu haben. Sie war sicher, dass es zwischen beiden Taten einen Zusammenhang gab. Jemand hatte seinen Nutzen aus dem Tod von Heiners gezogen und dessen hinterbliebene Frau aus dem Weg geräumt, um sich so einen Vorteil zu verschaffen. Doch wer, um Himmels willen, kam für eine solche Tat infrage?
    Eilig frottierte sie sich ab, cremte ihre Haut ein und föhnte sich die Haare, bevor sie ein dezentes Make-up auflegte und sich in Slip und BH ins Schlafzimmer begab, wo sie in eine Jeans schlüpfte und ein figurbetontes T-Shirt überstreifte. In der Küche duftete es bereits wundervoll nach frischem Kaffee. Wiebke öffnete das Küchenfenster und atmete die frische Morgenluft tief ein. Gedankenverloren nahm sie am kleinen Esstisch Platz. Während in den Nachrichten auf Radio Schleswig-Holstein noch immer von einem Doppelmord am Ehepaar Heiners die Rede war, grübelte Wiebke angestrengt darüber, wer vom Tod der beiden profitieren würde. Prompt verbrannte sie sich die Lippen an dem Kaffee, dann
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