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WattenMord (German Edition)

WattenMord (German Edition)

Titel: WattenMord (German Edition)
Autoren: Andreas Schmidt
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hatte sie eine Idee. Es gab nur einen Menschen, der jetzt fein raus war. Und sie nahm sich vor, diesem Menschen heute auf den Zahn zu fühlen – ob Friedrichs das nun passte oder nicht.
    Polizeiwache Poggenburgstraße, 8.05 Uhr
    Wiebke spürte schon beim Betreten des Gebäudes, dass eine eigenartige Stimmung herrschte. Die Kollegen, denen sie auf dem Gang begegnete, nickten ihr grüßend zu und begannen auf der Stelle hinter ihrem Rücken zu tuscheln. Wiebke fürchtete, dass das mit dem Aufenthalt ihres Vaters auf der Wache zu tun hatte. Gleich würde sie es erfahren – im ungünstigsten Fall von Matthias Dierks persönlich.
    Petersen kam ihr entgegen. Er schwenkte grinsend seine leere Kaffeetasse. „Moin“, rief er, sichtlich gut gelaunt.
    Wiebke blieb stehen. „Moin, Jan. Alles klar bei dir?“
    „Aber sowas von, Mädchen.“ Petersen nahm sie am Unterarm und zog sie in die kleine Teeküche. „Sie hat zugesagt“, gab er ihr leise zu verstehen.
    „Was?“ Wiebke verstand nicht, wovon ihr Partner sprach. „Wer hat zugesagt? Wovon sprichst du, Jan?“
    „Katja“, raunte er ihr zu. „Ich habe sie gefragt, ob sie nicht vielleicht heute Abend schon mit mir essen geht. Und stell dir vor, sie hat ja gesagt.“
    „Mensch, Petersen“, rief Wiebke erfreut. „Das ist doch prima!“ Sie beobachtete ihn, wie er sich am Kaffeeautomaten zu schaffen machte.
    „Auch einen?“, fragte er, ohne sich zu ihr umzublicken.
    „Gern. Ich habe eine verdammt kurze Nacht hinter mir, und mein alter Herr hat unseren Laden seit seiner Ankunft ganz schön aufgemischt.“
    Jetzt wandte sich Petersen zu ihr um. „Das kann man wohl sagen.“ Er nahm eine saubere Tasse aus dem Hängeschrank über der Spüle und schenkte Wiebke einen Kaffee ein. „Da nimmt der mal eben den Hansen hops – unglaublich, wirklich. Aber dass der in solchen Geschäften mitmischt, ist schon ein Hammer. Das hat ihm hier keiner zugetraut, wahrscheinlich war er nur aus diesem Grund noch auf freiem Fuß. Da muss erst einer von auswärts kommen, um uns die Augen zu öffnen.“
    „Ich versteh nur Bahnhof“, gab Wiebke zu und massierte sich die Schläfen. „Was waren das für Geschäfte, in die Peer Hansen verwickelt war?“
    „Waffengeschäfte“, erwiderte Petersen lapidar und füllte seine Tasse, nachdem er Wiebke den ersten Steinbecher gereicht hatte. „Er hat in seiner Werft Baugruppen gefertigt, die in Afghanistan in Panzern und Flugzeugen verbaut werden.“ Er rieb bezeichnend Daumen und Zeigefinger aneinander. „Hat ein Schweinegeld damit verdient, aber das nutzt ihm jetzt auch nichts mehr. Ich hab es von Katja erfahren. Sie hat Hansen in die Mangel genommen. Die Werft gehört seinen Schwiegereltern, seine Ehe ist im Eimer. Und im Falle einer Scheidung hätte er die Werft verloren. Also hat er sich mit den Waffengeschäften wohl ein zweites Standbein aufgebaut, um ein wenig unabhängiger zu sein. Wäre seine Affäre mit Beke Frahm ans Licht gekommen …“ Jan Petersen winkte ab.
    „Auch ’ne Art, sich an Hartz IV vorbeizumogeln“, äußerte Wiebke mit einem Kopfschütteln. „Und mein Dad hat ihn dabei erwischt und seine zweite Karriere mit einem einzigen Schlag beendet. Unglaublich.“
    „Dafür hätte er einen Orden von Peter Harry Carstensen verdient“, grinste Petersen.
    „Lass den Ministerpräsidenten da raus, sonst wird mein alter Herr noch übermütig“, warnte Wiebke lächelnd. Seite an Seite verließen sie die kleine Teeküche und betraten das gemeinsame Büro.
    „Mensch, Kind, wo bleibst du denn?“ Norbert Ulbricht rutschte von der breiten Fensterbank, auf der er voller Ungeduld gehockt hatte. Zu Wiebkes Verwunderung wirkte er kein bisschen übernächtigt. Er war ein zäher Knochen und ließ erst dann locker, wenn alle Täter hinter Gittern saßen. Und genau das war der Grund für ihre Mutter gewesen, sich von ihm zu trennen. Doch die bedrückende familiäre Vergangenheit rückte in diesem Augenblick in den Hintergrund. Ulbricht fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. „Es gibt Arbeit satt. Aber alles nach der Frühbesprechung. Ich habe schon mit Dierks gesprochen.“
    „Worüber?“, fragte Wiebke und setzte sich an ihren Schreibtisch, wo sie betont gemächlich ihren Computer einschaltete und sich ihrem ersten Bürokaffee widmete.
    „Das wird er dir gleich alles selbst sagen.“ Ulbricht blickte zu Petersen hinüber, der das Vater-Tochter-Gespräch sichtlich amüsiert von seinem Schreibtisch aus verfolgte. Er blickte
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