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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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eben Mühe geben, dich davon zu überzeugen, wie großartig du bist und dass ich keine Hintergedanken habe, wenn ich in deiner Nähe sein will. Es geht weder um dein Kind noch um deine Wohnung. Ich mag dich, weil du’s bist.«
    »Wirklich?«, flüsterte ich und fühlte mich mit einem Mal sehr lebendig und begehrenswert. Auch richtig mächtig und war mir meines Frauseins und seines Mannseins bewusst, spürte das Vibrieren der unausweichlichen körperlichen Anziehung zwischen uns. Seine Augen wurden dunkel, das Blau war fast schwarz.
    »Ich will dich«, sagte er sehr ernsthaft. Mit einem Mal wurde es still im Zimmer. Nicht einmal Kate gab einen Mucks von sich. Man hätte die sexuelle Spannung mit dem Messer schneiden können. Ich löste sie auf, bevor einer von uns beiden oder wir beide plötzlich in Flammen standen.
    »Eins wüsste ich gern«, sagte ich, bemüht, meine Stimme geschäftsmäßig klingen zu lassen. »Was tust du in London?«
    »Ich hab ’ne Stelle«, sagte er, als wäre das die vernünftigste Erklärung von der Welt.
    »Und dein Studium?«, fragte ich verwirrt. »Gibst du das auf?«
    »Nein«, sagte er. »Ich mach ein Abendstudium.«
    »Warum das?«, fragte ich, da ich immer noch nicht richtig verstand.
    »Weil ich jetzt arbeiten muss. Schließlich hab ich ein Kind zu unterhalten. Hier in Dublin gibt es keine Stellen. Mein Vater hat mich an eine Handelsbank in London vermittelt. So kann ich trotzdem meinen Abschluss machen. Ich muss es einfach ein bisschen anders anpacken, und es dauert ein bisschen länger.«
    »Und was ist mit Molly?«, klagte ich. »Gerade erst hast du sie kennengelernt und musst sie schon wieder verlassen. Das ist doch schrecklich!« Diesmal sah er verwirrt drein.
    »Aber sie kommt mit«, sagte er. Es klang ein wenig erstaunt. »Ich nehme sie mit nach London.«
    »Großer Gott«, flüsterte ich. »Sag mir nicht, dass du sie entführst? Ich hab schon von Vätern gehört, die so was tun.«
    »Ach!«, sagte er ärgerlich. »Hannah möchte, dass ich sie mitnehme. Sie hat für eine Weile genug von der Verantwortung und will auf Weltreise gehen. Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass sie mit einem Mal Gewissensbisse kriegte, weil sie mich Molly nicht hatte sehen lassen. Vermutlich ist ihr mit einem Mal aufgegangen, dass sie für ein Jahr ein Kindermädchen braucht.«
    »Toll«, sagte ich. »Das klingt ideal. Und warum wollen sich Hannahs Eltern nicht um die arme Molly kümmern?«
    »Sie hat sich mit ihnen zerstritten, als sie ihnen erklärt hat, dass sie ein Jahr wegwill«, erklärte Adam. »Und ich denke, dass Molly es bei mir gut haben wird. Ich geh mit ihr zum Therapeuten, sobald sie reden kann.
    Es ist nur ein Scherz«, sagte er, als er mein entsetztes Gesicht sah. »Klar, dass es für ein Kind nicht ideal ist, aus seiner Umgebung gerissen zu werden und bei seinem Vater aufzuwachsen, der es nicht mal kennt, während sich die Mutter ein Jahr lang auf und davon macht. Ich kann nur versuchen, mein Bestes zu tun.«
    »Und was ist, wenn Hannah zurückkommt und sie wieder mit nach Irland nehmen möchte?«, fragte ich, von Sorgen zerfressen.
    »Ach, Claire«, sagte er sanft und nahm meine Hand. »Reg dich doch nicht unnötig auf. Wer weiß, was in einem Jahr ist? Darüber zerbrech ich mir den Kopf, wenn es so weit ist. Können wir nicht einfach eine Weile in der Gegenwart leben?« Ich sagte nichts. Ich dachte nach. Er hatte recht.
    Wenn das Glück im Leben eines Menschen eine Gastrolle spielt, ist es wichtig, die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Vielleicht bleibt es nicht lange. Wenn es aber erst einmal fort ist – wäre es dann nicht schrecklich, die ganze Zeit darüber nachgegrübelt zu haben, wie lange das Glück bleibt, statt es einfach zu genießen?
    »Jetzt würde ich gern zum Hauptgrund meines Besuchs kommen«, fuhr er mit einem Mal zielstrebig fort. »Darf ich dich was fragen?«
    »Natürlich.« Ich lächelte.
    »Wenn ich zu direkt bin, sag’s mir«, fuhr er mit zögerndem Charme fort, »aber meinst du, wir könnten uns in London ab und zu mal treffen? Vielleicht könnten wir uns ja einen Babysitter teilen. Natürlich bin ich jederzeit gern bereit auszuhelfen, wenn du mal jemand brauchst, der auf Kate aufpasst.«
    »Danke, Adam«, sagte ich in höflichem Ton. »Ich würde dich sehr gern in London sehen. Und wenn du mal jemand brauchst, der auf Molly aufpasst, kannst du mich selbstverständlich fragen.«
    »Im Ernst«, sagte er mit einer Stimme, die um mehrere Oktaven gesunken
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