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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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vermutlich zierlich und schön war.
    Gott im Himmel! Konnte man je erreichen, dass ich zufrieden war? Ich musste lachen. Es war albern von mir.
    »Ja, Adam, ich bin froh, dass du nicht versucht hast, sie durch mich zu ersetzen. Aber jetzt gehst du am besten wieder zu Helen«, sagte ich und stand auf.
    Dann stand er auf, und sofort kam ich mir winzig vor. Wir standen beide da, ohne recht zu wissen, was wir sagen sollten. Ich wusste nur, dass ich nicht Lebewohl sagen wollte.
    »Du bist eine ganz besondere Frau«, sagte er. Er zog mich an sich und legte seine Arme um mich. Ich Dummkopf ließ es geschehen. Großer Fehler. Gewaltiger, kolossaler, enormer Fehler.
    Bis zu dieser Umarmung hatte ich mich nicht schlecht gehalten. Doch kaum lag ich in seinen Armen, brach an der Gefühlsfront die Hölle los. In seinen Armen empfand ich Sehnsucht, Verlangen, Wollust (ja, sogar noch mehr!), Verlust und ein unbestimmtes warmes Gefühl. Unwillkürlich kam mir die Erinnerung daran, wie ich mich mit ihm gefühlt hatte. Ich hatte geglaubt, ich hätte vergessen, wie großartig es mit ihm war. Aber all das stürmte wieder auf mich ein.
    Mein Kopf ruhte an seiner Brust. Durch den dünnen T-Shirt-Stoff spürte ich seinen Herzschlag, roch die gleiche angenehme Andeutung von Seife und warmer Männerhaut, an die ich mich erinnerte.
    Ich wollte immer an seinen schönen, festen Körper gedrückt bleiben, zärtlich von seinen Armen gehalten, sicher vor allem Bösen.
    Ich löste mich von ihm.
    »Du bist auch nicht schlecht«, antwortete ich. Ich konnte nicht verstehen, warum mir dabei Tränen in den Augen standen.
    »Lass es dir gutgehen«, sagte er.
    »Du dir auch«, erwiderte ich. Ich entwand mich seinen Armen.
    »Also dann. Leb wohl«, schniefte ich.
    »Warum ›Leb wohl‹?«, fragte er mit einem Lächeln.
    »Weil ich am Sonntag zurück nach London muss. Also werde ich dich wohl nicht wiedersehen.« Ich merkte, dass ich kurz vor einem Tränenausbruch stand. Warum zum Teufel lächelte er? Wer gab ihm das Recht, so selbstzufrieden und glücklich dreinzuschauen? Hatte er kein Gespür für die Bedeutung des Augenblicks? Das war nicht zum Lachen! Ganz im Gegenteil.
    Ich fühlte mich derart elend. Es war qualvoll. Wenn er doch nur gehen würde!
    »Gehst du dann nie wieder aus?«, fragte er. »Findet sich niemand, der sich um Kate kümmert?«
    »Natürlich«, sagte ich traurig. »Trotzdem könnte ich dich nicht sehen, es sei denn, du fliegst gelegentlich für einen Abend nach London. Und das sehe ich nicht so recht.«
    »Nein«, sagte er nachdenklich. »Du hast recht. Es wäre nicht sinnvoll, für einen Abend nach London zu fliegen, wenn ich schon da bin.«
    Einen Augenblick lang dachte ich, ich hätte ihn falsch verstanden. Dann sah ich ihn an, sah sein lächelndes Gesicht und wusste, dass ich richtig gehört hatte.
    Hoffnung durchströmte mich, ein so wunderbares Gefühl, dass ich glaubte, davon platzen zu müssen.
    »Wovon redest du?«, fragte ich und konnte kaum atmen. Ich musste mich setzen.
    »Ich, äh, ich zieh nach London«, sagte er. Er setzte sich neben mich auf das Bett. Obwohl er sich bemühte, ein ernsthaftes Gesicht zu machen, trat ein Lächeln auf seine Züge.
    »Tatsächlich?«, sagte ich mit quäkender Stimme. »Aber warum?« Und dann kam mir ein Gedanke.
    »He, sag nichts – ich weiß schon. Du hast keine Bleibe und möchtest wissen, ob du bei mir auf dem Fußboden schlafen darfst. Nur ein paar Nächte, nicht länger als ein Jahr. Stimmt’s?«, sagte ich bitter.
    Er platzte vor Lachen. »Claire, du bist wirklich komisch!« sagte er.
    »Wieso?«, fragte ich verärgert. »Worüber lachst du?«
    »Über dich!«, sagte er und konnte sich überhaupt nicht beruhigen. »Ich habe eine Wohnung. Ich bin nicht so blöd, nett zu dir zu sein, nur um dich fragen zu können, ob ich bei dir wohnen darf. Ich bin doch kein Selbstmörder. Als ob ich nicht genau wüsste, dass du mich in dem Fall umbringen würdest!«
    »Dann ist es ja gut«, sagte ich, ein wenig besänftigt. Zumindest hatte er eine Spur Achtung vor mir.
    »Glaubst du, ich wäre deswegen raufgekommen, um mit dir zu reden?«, fragte er sehr viel ernsthafter. »Vielleicht bin ich ja der Dümmere von uns beiden, aber ich hatte gedacht, ich hätte deutlich gesagt, wie sehr ich dich mag und wie viel mir an dir liegt. Glaubst du mir nicht?«
    »Du kannst mir keinen Vorwurf machen, dass ich misstrauisch bin«, sagte ich grollend.
    »Da hast du recht«, seufzte er. »Dann müssen wir uns
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