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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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war. »Das ist für mich sehr wichtig. Werden wir uns wirklich in London sehen können?«
    »Selbstverständlich«, sagte ich lachend. »Ich würde dich sehr gern sehen.«
    Ich hob den Blick und sah ihm in die Augen. Das Lächeln gefror mir, als ich den Ausdruck seines Gesichts erkannte. Bewunderung lag darin, Begierde und vielleicht sogar Liebe.
    »Ach, Claire«, stieß er hervor, als er sich niederbeugte, um mich zu küssen. »Du hast mir so gefehlt.«
    In diesem Augenblick muss Kate wohl zu dem Ergebnis gekommen sein, dass man sie lange genug nicht zur Kenntnis genommen hatte, und sie legte los wie eine Polizeisirene.
    Außerdem platzte Helen zur Tür herein und blieb bei unserem Anblick wie angewurzelt stehen. Sie ließ das Bild in Ruhe auf sich wirken, wie wir da beide auf dem Bett saßen, Adam meine Hand hielt und ich den Kopf gehoben hatte, um auf seinen Kuss zu warten. Jedes Wort einzeln betonend sagte sie: »Ich traue meinen Augen nicht.«
    Ich wappnete mich für den Ausbruch. Ihre Vergeltung würde fürchterlich sein. Ich sah zu Boden und hörte mit Entsetzen, wie Helen weinte.
    Helen weinen? Bestimmt irrte ich mich. Das hatte es noch nie gegeben! Ich sah voll schlechten Gewissens und Mitgefühl zu ihr hin, selbst fast in Tränen.
    Und dann begriff ich, dass sie nicht weinte. Das Luder lachte! Sie konnte überhaupt nicht wieder aufhören. »Du und Adam«, sagte sie, den Kopf schüttelnd, während ihr Lachtränen über das Gesicht liefen. »Was für eine Schande .«
    »Wieso das?«, fragte ich verärgert. Mitgefühl und schlechtes Gewissen waren rasch vergessen. »Was stimmt deiner Ansicht nach mit mir nicht?«
    »Nichts«, sagte sie. »Nichts. Aber du bist so alt und ….« Sie hörte auf, konnte nicht weitersprechen. Sie fand das alles so lustig. »Dein Gesichtsausdruck! Als hättest du Angst! Und ich dachte, er ist scharf auf mich!«, rief sie aus und lachte erneut los. Offenbar fand sie die Situation so zum Brüllen komisch, dass sie nicht einmal aufrecht stehen konnte. Sie lehnte sich an die Wand und krümmte sich vor Lachen.
    Ich saß da und sah sie kalt an, während Kate aus Leibeskräften plärrte.
    Adam sah leicht verwirrt drein.
    Sollte an der Sache etwas lustig sein, konnte ich das nicht erkennen.
    Ich nahm Kate auf, bevor ihr ein Blutgefäß platzte, und nickte Adam zu. »Sprich du mit Helen«, bat ich ihn. Er stand auf und folgte ihr aus dem Zimmer.
    Ich wiegte Kate auf den Armen und versuchte, sie zu beruhigen. Sie war ein wunderbares Kind, aber ich schwöre bei Gott, manchmal erwischte sie den völlig falschen Zeitpunkt.
    Ich konnte hören, dass Helen die ganze Treppe hinab lachte.
    Nach einer Weile kam sie wieder.
    »Du verdammtes Miststück«, sagte sie fröhlich und setzte sich neben mich aufs Bett. »Du hast uns alle ausgetrickst. Hast so getan, als wärst du wegen James geknickt, und dabei warst du die ganze Zeit hinter Adam her.«
    »Nein, Helen …«, widersprach ich matt. »So war es nicht.«
    Sie achtete nicht darauf. Sie hatte Wichtigeres im Kopf.
    »Wie ist er?«, fragte sie, schob sich verschwörerisch näher und senkte ihre Stimme zu einem kaum hörbaren Flüstern. »Hat er einen Großen, Dicken?«
    »Wie kannst du so was fragen?«, fragte ich und tat entrüstet.
    »Ich sag es auch nicht weiter«, log sie.
    »Helen!«, sagte ich. Mir war ein wenig schwindlig. Ich glaube, es wäre mir lieber gewesen, sie wäre so richtig wütend auf mich gewesen. Jetzt musste ich erdulden, dass sie meine beste Freundin spielte, um zu ermitteln, wie Adam im Bett war, damit sie es überall rumerzählen konnte.
    »Wo ist er überhaupt?«, fragte ich.
    »In der Küche. Da macht er sich bei Mum lieb Kind. Aber das kann dir ja egal sein«, sagte sie begeistert. »Ich glaube, er liebt dich.«
    »Ach, Helen, hör doch auf«, sagte ich. Allmählich fühlte ich mich erschöpft.
    »Nein, wirklich, ich bin davon überzeugt«, bekräftigte sie.
    »Ehrlich?«, fragte ich. Es war leicht, mich zum Narren zu halten. Ich hätte auf nichts von dem hören sollen, was sie sagte. In meinem Alter hätte ich wirklich mehr Verstand haben müssen.
    »Ja«, sagte sie. Es klang ungewöhnlich ernsthaft.
    »Warum?«, fragte ich.
    »Weil er vorhin einen Mordsständer hatte, als er von dir sprach.« Sie kreischte vor Lachen. »Jetzt hab ich dich aber reingelegt, was?«
    »Ach, hau doch ab«, sagte ich. Ich hatte für einen Tag genug gehabt.
    »’tschuldige.« Helen kicherte. »Nein, wirklich, es tut mir leid. Ich glaube, dass er
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