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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier
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»Kapiert, Gary Wasserspeier.« Sie musterte ihn nachdenklich. »Ich werde den Eindruck nicht los, daß du doch nicht ganz so dumm bist, wie du aussiehst.«
    »Ich sehe nicht dumm aus. Ich sehe einfach nur häßlich aus, g e nau, wie es sich gehört. Und ich für meinen Teil werde den Ei n druck nicht los, daß du ganz und gar nicht so achtlos bist, wie du scheinst.«
    »Weißt du was? Wenn du nicht so häßlich wärst, könnte ich glatt der Versuchung erliegen, darüber nachzudenken, dich irgendwann vielleicht sogar zu mögen.«
    »Und wenn du weniger hübsch wärst, würde ich vielleicht in Versuchung geraten, dich nicht zu verabscheuen.«
    Wieder lösten sich ihre Konturen auf. »Du magst es also hä ß lich?« rief sie. »Wie passend!«
    »Ich bin schließlich ein Wasserspeier. Wir sind die häßlichsten Kreaturen Xanths – und rechtschaffen stolz darauf.«
    »Und was ist mit den Ogern?«
    Gary überlegte. »Na ja, die könnte man wahrscheinlich auch als häßlich bezeichnen. Sofern man den Typ nicht mag«, räumte er mürrisch ein.
    »Vielleicht treffen wir unterwegs ja welche. Dann können wir selbst sehen.« Da fiel ihr etwas anderes ein. » Du bist ebensowenig menschlich wie ich. Warum sollten dir Höschen also etwas ausm a chen?«
    »Tun sie ja gar nicht. Aber dir offensichtlich.«
    »Na ja, wenn man Menschengestalt annimmt, gibt es einen ga n zen Haufen von Verhaltensregeln, die man beachten muß, sonst bleibt die Nachahmung unvollkommen. Ah! Das bringt mich auf eine Idee.« Sie löste ihre Umrisse auf und erschien wieder als wei b licher Wasserspeier von schier überwältigender Häßlichkeit. »Und wie gefalle ich dir jetzt, Gary?«
    Er musterte sie. »Ich wünschte, du wärst echt. Dann könnten wir zusammen ein bißchen Wasser speien.«
    »Ha! Heißt das, ich kann dich in dieser Gestalt in Versuchung führen und damit endlos quälen? Das verspricht ja doch noch ziemlich interessant und unterhaltsam zu werden!«
    »Machen wir uns lieber auf den Weg«, erwiderte Gary kurz ang e bunden.
    »Das Flußbett hinunter«, ergänzte sie. »Das führt uns zum Sü d rand des Golfs.«
    »Aber ich kann doch nicht schwimmen«, protestierte er. »Ich würde glatt in den Tiefen versinken.«
    »Dann meiden wir das Wasser eben. Wir gehen einfach die Küste entlang. Außer…« Sie hielt inne und wartete offensichtlich auf Garys Frage.
    »Außer was?« erkundigte er sich pflichtschuldig.
    »Außer der Spalte. Die zu überqueren dürfte dir schwerfallen.« Da hellte ihre Miene sich wieder auf. »Aber vielleicht finde ich ja noch einen Ausweg. Vorwärts!«
    »Vorwärts«, stimmte er zu.
    Und so machten sie sich auf den Fußweg, das Flußbett entlang, Sprung um Sprung, wobei sie mit ihren kleinen Flügeln die Sprü n ge aussteuerten, wie Wasserspeier es eben so tun.
    Es dauerte nicht lange, da färbten sich die Flußufer und wurden gelb. Gary machte eine Pause. »Was ist mit dem Boden los?«
    Mentia blickte genauer hin. »Nichts. Der macht nur, was er i m mer macht.«
    »Aber er ist doch von einem ganz kränklichen Gelb!«
    »Nein, ist er nicht.« Sie fuhr mit einer Klaue durch das Erdreich. Goldmünzen kullerten in den Kanal hinab. »Das ist nur eine Ufe r bank. Und dort drüben ist eine Pfeffermünze.« Sie zeigte auf eine Pflanze mit merkwürdigen, länglichen grünen Blättern und runden Goldblüten, deren Ränder Einkerbungen aufwiesen. »Das ist die Bank, wo das Geld herkommt.«
    »Das Geld? Was macht man damit?«
    »Nichts Gutes, soweit ich weiß. Aber ich hab’ gehört, daß man in Mundania ganz wild darauf ist.«
    »Wirklich?«
    »Es heißt, die Liebe zum Geld sei die Wurzel allen Übels.« Sie betrachtete die Münzwurzeln, die tatsächlich ziemlich schlimm aussahen, wenn auch nicht ausgesprochen übel.
    »Aber das würde ja bedeuten, daß man in Mundania das Geld für etwas Schlechtes hält.«
    »Nein. Mundania ist so scheußlich, daß man dort alles Üble ei n fach lieben muß.«
    Gary nickte. »Das leuchtet ein.«
    Sie schritten weiter, bis sie an ein Schild kamen:
     
    WARNUNG: IM MORAST DER HUND DICH FASST.
     
    »Ich sehe keinen Morast«, wandte Gary ein. »Und ich sehe ke i nen Hund. Aber vielleicht macht das ja nichts. Es sind nur Kni t telverse.«
    Auf der Uferbank erschien eine neue Baumart. Sie vernahmen Gebell. »Hundeholz«, erklärte Mentia. »Es ist harmlos, solange man sich nicht an der Bellrinde reibt. Die ist nämlich schlimmer als der Biß.«
    Doch dann erschienen auch echte Hunde. »Ich dachte,
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