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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier
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bekommst du auch auf deine eine Antwort, du Geisterbah n flüchtling. Was bist du?«
    »Ich bin ein Wasserspeier.«
    »Wer bist du?«
    »Gary Gar.«
    »Und was tust du da, Gary Wasserspeier?«
    »Ich verhalte mich gemäß meinem Geis. «
    »Was ist denn ein Geis?«
    »Das schmink dir mal ab, Dämonin! Du hast mir versprochen, meine Frage erst dann zu beantworten, wenn du deine drei Fragen gestellt hast.«
    Sie runzelte allerliebst die Stirn. »Also gut, Gary Garfisch. Dann stell doch deine blöde Frage.« Ein großer Becher erschien in ihrer Hand. »Möchtest du vielleicht erst einen Schluck aus diesem Ei n steinbecher?«
    »Was ist denn ein…«, begann er zu fragen, beherrschte sich aber gerade noch. Sie versuchte nur, ihn hereinzulegen, damit er seine blöde Frage vergeudete. »Nein, ich weiß nicht, was das ist. Deshalb werde ich es auch nicht riskieren, daraus zu trinken.«
    »Zu schade«, meinte sie. »Ein Schluck hätte dich zur schlauesten Kreatur von ganz Xanth gemacht, die noch dazu imstande gew e sen wäre zu folgern, daß Eeeh gleich Emmcee zum Quadrat ist.« Der Becher verschwand wieder.
    »Auf diese Binsenweisheit kann ich getrost verzichten«, erwiderte er. »Wer bist du?«
    Sie zappelte umher und verlor dabei ein wenig an Kontur. »Das ist schwer zu beantworten.«
    »Dann streng dich gefälligst an, Qualmgesicht.«
    Ihre Gesichtszüge bildeten sich wieder aus, hübscher denn je. »Ich bin D. Mentia, aber das ist nur die halbe Wahrheit.«
    »Was ist dann die andere Hälfte der Wahrheit?«
    »Ich bin das Alterego der Dämonin Metria. Sie hat etwas ganz Abscheuliches getan; deshalb bin ich jetzt allein unterwegs.«
    »Was hat sie denn gemacht?«
    »Sie hat geheiratet, eine halbe Seele abbekommen und sich ve r liebt – genau in dieser Reihenfolge. Und jetzt ist sie so nett gewo r den, daß ich sie nicht mehr ausstehen kann.«
    »Dämonen, die heiraten?«
    »Vergiß es, Wasserhahn! Ich habe dir schon drei Fragen bean t wortet. Jetzt bin ich wieder dran. Was ist denn nun ein Geis?«
    »Eine Ehrschuld.«
    »Was versteht denn ein so häßlicher Typ wie du von einem so hehren Begriff wie Ehre?«
    »Das ist schon deine vierte Frage. Erst kommt meine:
    Warum trägst du einen Rock mit der Öffnung nach oben und e i ne Bluse, die mit dem Oberteil nach unten hängt?«
    Mentia blickte an sich herab. Die Kleidung verblaßte und ließ dabei einen Körper von solch unverhohlener Üppigkeit zurück, daß jeder gewöhnliche Mann, der ihn erspäht hätte, schon einen halben Moment später in Ohnmacht gefallen wäre. »Das ist schwer zu erklären.«
    »Dann streng dich mal ein bißchen an, Kahlvisage«, erwiderte Gary und blickte leicht gelangweilt drein, obwohl ihr Gesicht ja nun wirklich den allergeringsten Anteil an ihrer Kahlheit hatte.
    »Na ja, meine bessere Hälfte – ich meine, D. Metria – hat gewi s se Schwierigkeiten mit Wörtern. Beispielsweise würde sie sagen, daß du wirklich nicht besonders aerodynamisch aussiehst, und darauf würdest du antworten…«
    »Nicht besonders was?«
    »Und sie würde antworten: Federn, Auftrieb, Flattern, Himmel, Schwingen…«
    »Flugtauglich?«
    »Und dann würde sie antworten: Wie dem auch sei. Und zwar verärgert.«
    »Ist denn das die Bedeutung von ›aerodynamisch‹?«
    »Nichts da, Garfield! Jetzt habe ich dir schon wieder drei Fragen beantwortet. Wie war das nun mit der Ehre?«
    Gary seufzte. Das war eine beachtliche Leistung; denn sein ste i nerner Körper war überwiegend hohl. »Seit grauer Urzeit ist meine Familie von Wasserspeiern für einen Fluß verantwortlich, den Schwanenknie, der aus dem gefürchteten Mundania nach Xanth strömt, wie du sehen kannst.« Er deutete mit einem Flügel darauf. Und tatsächlich, im Norden wand sich das trockene Flußbett u n glücklich durch eine wahrhaft öde Landschaft. Die Grenzlinie – dort, wo die Magie Xanths zur Wirkung gelangte – war von z u nehmend magisch werdender Vegetation gekennzeichnet, zum Beispiel Schuhbäume, Pantoffelsträucher und Eicheln. Ihre mun d anischen Gegenstücke wirkten im Vergleich regelrecht armselig. »Normalerweise strömt das Wasser gen Süden, und unser Geis hat seine Reinheit stets garantiert, damit Xanth nicht von mundan i schem Schmutz heimgesucht wird.
    Das Wasser war überwiegend sauber; deshalb hat es uns keine großen Schwierigkeiten bereitet. Aber im Laufe der letzten Jah r zehnte ist es immer schmutziger geworden, bis regelrechter Drec k schlamm daraus wurde. Das war vielleicht
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