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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier
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der Gegend selten ein Exemplar zu sehen.«
    »Weil die meisten von uns das Wasser reinigen, das von Mund a nia einströmt, wie es unserem Geis entspricht«, erklärte Gary. »Wenn ich allerdings eine bessere Methode wüßte, um…«
    »Natürlich«, erwiderte sie sofort. Gary fiel ein, daß Zentauren ausgesprochen helle waren. »Und dafür mußt du die Spalte übe r fliegen. Schön, dabei kann ich dir bestimmt helfen.«
    »Wirklich?« fragte er erstaunt. »Aber mein Gewicht…«
    Sie drehte sich um und berührte ihn mit einem kurzen Schni p pen ihres Schweifs. Plötzlich fühlte er sich ganz leicht an Kopf und Leib. Probehalber ließ er die Flügel schwingen und stieg s o fort in die Lüfte auf. Sie hatte ihn so leicht gemacht, daß er fliegen konnte!
    »Danke«, sagte Mentia. »Dafür werde ich eines Tages mal darauf verzichten, dir was Böses anzutun, wenn sich die Gelegenheit bi e tet.«
    Chex lächelte. »Das scheint mir ein guter Tausch zu sein. Auße r dem brauchen wir sauberes Wasser. Und überhaupt – wir Flüge l ungeheuer müssen einander unterstützen.«
    Mentia erhob sich in die Lüfte. »Das habe ich gewußt«, sagte sie. Und dann, an Gary gewandt: »Bewegung, Ungeheuer! Du willst doch wohl nicht, daß der Zauber ausgerechnet in dem Augenblick nachläßt, wo du mitten über der Spalte schwebst!«
    »Wie groß ist diese Spalte überhaupt?« wollte er wissen.
    »Du wirst schon sehen.«
    Sie flogen nach Süden weiter, während die Sonne im Osten ein Nest aus Farben baute und sich aus den Wolken hob. Plötzlich klaffte unter ihnen eine gewaltige Erdspalte. Sie war so breit und so tief, daß einige der rosa Morgenwölkchen darin nisteten. Gary konnte nicht bis zum Spaltenboden hinuntersehen, denn dieser war immer noch von Dunkelheit umhüllt. Doch er verspürte ein zunehmendes Drängen, auf die andere Seite zu gelangen; er spürte schon, wie er langsam schwerer wurde.
    Sie landeten auf der gegenüberliegenden Seite der Spalte und sanken auf etwas herunter, von dem die Dämonin Gary versiche r te, es sei ein verzauberter Weg. Er konnte nur von Leuten benutzt werden, die in rechtmäßigen Angelegenheiten unterwegs waren; und solange sie sich auf diesem Weg befanden, blieben sie von Ungeheuern verschont.
    »Aber ich bin doch selbst ein Ungeheuer!« protestierte Gary.
    »Dann mußt du zur Abwechselung eben mal ein nettes Ung e heuer sein. Meinst du, das stehst du durch?«
    »Ich war noch nie ein fieses Ungeheuer. Nur ein häßliches.«
    »Dann dürftest du auch keine Schwierigkeiten damit haben. Wir werden schon bald am Schloß sein.«
    »Ich bin froh, wenn ich die Sache hinter mir habe.«
    Sie warf ihm einen schrägen Blick zu. »Da sind noch ein bis zwei Kleinigkeiten, die ich vielleicht noch nicht erwähnt habe.«
    »Die letzten ein bis zwei Kleinigkeiten, die du nicht erwähnt hast, waren die Entfernung und die Spalte. Ich hoffe, die hier sind nicht ganz so schlimm.«
    »Nein, nicht ganz so schlimm«, versicherte sie lächelnd. »Schlimmer.«
    »Schlimmer! Warum hast du mir das nicht vorher gesagt, du ve r rückte Kreatur?«
    »Danke. Ich hab’ mir gedacht, so würde es interessanter. Du mußt nämlich wissen, daß man nicht einfach ins Schloß des Guten Magiers hineinspazieren kann. Dazu mußt du erst drei Prüfungen bestehen, weil der Gute Magier sich nicht gern von Leuten stören läßt, die es eigentlich gar nicht richtig ernst meinen.«
    »Wenn ich das gewußt hätte…«
    »Gewiß«, stimmte sie ihm in einem derart lieblichen Tonfall zu, daß auf ihrer Hautoberfläche Zuckerflocken kristallisierten.
    Gary mühte sich, seine störrischen Wallungen in den Griff zu bekommen. »Und was ist das für eine weitere Kleinigkeit?«
    »Der Gute Magier hat seinen Preis.«
    »Seinen Preis?«
    »Einen Jahresverdienst pro Frage, die er beantworten soll.«
    »Einen Jahresverdienst!« wiederholte er empört. »Das ist doch lächerlich!«
    »Ganz gewiß«, pflichtete sie ihm noch lieblicher bei. Jetzt troff sogar klebriger Sirup aus ihren Poren. »Na ja, jedenfalls führt di e ser Weg direkt ans Ziel. Du kannst dich also nicht mehr verirren. Ich muß jetzt weg, um mich mit meiner besseren Hälfte wiederz u vereinigen. Tschüß.«
    »He, nun warte doch mal einen Augenblick!« sagte Gary.
    Doch da war sie bereits verschwunden.

2
Guter Magier
    Gary betrachtete das Schloß. Es sah ganz normal aus und glich in etwa dem Bild, das er sich im voraus davon gemacht hatte. Da gab es Mauern und Zinnen und Brüstungen und alles
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