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Was vom Tode übrig bleibt

Was vom Tode übrig bleibt

Titel: Was vom Tode übrig bleibt
Autoren: P Anders
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für die BRK-Wache in Eching gefahren. Mein Leben war praktisch rund um die Uhr: Feuerwehr und Rettungsdienst. Und ich fand es schade um jeden Einsatz, bei dem ich nicht dabei war, als würde ich dann ganz bestimmt das Abenteuer meines Lebens verpassen. Es fällt mir übrigens auch heute noch schwer, irgendeinen Einsatz nicht mitzumachen. Ich war also glücklich und mit schön viel Feuerwehrerei versorgt, bis dieses Fax kam.
    Das muss etwa 1997 gewesen sein. In diesem Fax stand, dass irgendwo in Deutschland ein Schädlingsbekämpfer eine Freiwillige Feuerwehr erfolgreich auf Unterlassung und Schadensersatz verklagt hatte, weil sie ein Wespennest beseitigt hatte. Das bedeutete, dass das mittelfristig auch für uns gelten würde. Im Prinzip ist das auch sehr vernünftig: Wenn in der Nähe ohnehin ein Schädlingsbekämpfer arbeitet, muss die Feuerwehr nicht eingreifen– außer, wenn akut Gefahr droht. Wir öffnen ja auch nur dann Türen, wenn eine Notsituation eingetreten ist oder befürchtet wird. Ansonsten sagen wir Anrufern: » Ja, das ist für Sie zwar unangenehm, aber dafür haben Sie in Ihrer Stadt einen Schlüsseldienst. Und der kommt rund um die Uhr.« Jetzt ist ein Wespennest zwar nicht angenehm, aber auch nicht jedes Mal eine schlimme Bedrohung: Man kann den Leuten in den meisten Fällen also durchaus zumuten, dass sie die Fenster in ihrer Wohnung schließen, bis der Schädlingsbekämpfer bei ihnen eintrifft– was er übrigens häufig genauso rund um die Uhr macht wie der Schlüsselkollege.
    Im Sommer gibt es jede Menge Wespen, und ich wusste aus eigener Erfahrung bei der Feuerwehr, dass sehr oft das Anstrengendste bei dieser Arbeit die Anfahrt ist. Dieses Geschäft habe ich den Profis nicht gegönnt, zumal ich ja nicht weniger Profi bin als die. Außerdem ist es ein schönes Gefühl, Wespen zu entfernen: Die Leute sind oft sehr beunruhigt, sehr besorgt, und wenn ich dann komme und die Sache in die Hand nehme, ist das eine richtig schöne kleine Portion Heldentum für zwischendurch– das wollte ich auch weiter machen. Also habe ich 1997 meine eigene Schädlingsbekämpfungsfirma gegründet: » Wespi München«. Und ab da war ich nach Feierabend auch noch nebenberuflicher Wespenjäger. In einem gewissen Sinne sogar Bauunternehmer, weil Wespennesterbeseitigen in Deutschland als Bauleistung gilt, weshalb man bei großen Wohnungsverwaltungen immer noch einen Bauauftrag braucht, bevor man ein Wespennest entfernt. Warum das so ist, weiß ich nicht. Ist halt Deutschland.
    Alles andere war 1997 noch viel einfacher. Ich habe ein Gewerbe angemeldet, gesagt, was ich machen möchte, die IHK gefragt, ob ich irgendwelche Voraussetzungen erfüllen muss oder eine Ausbildung brauche. Brauchte ich aber nicht. Ich hab den Wirkstoff, den ich verspritzen wollte, angegeben, das ging alles noch ohne Gefahrstoffverordnung, das konnte damals im Grunde jeder machen, der Beruf war weder geschützt noch sonst was, und ein Feuerwehrler konnte das dann natürlich schon dreimal. Ich hab die Hausverwaltungen angeschrieben und angefangen. Das lief ganz gemütlich an, ist dann aber immer schneller gewachsen, bis ich 2005 sogar die Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr aufgeben musste. Und es ist auch nicht bei den Wespen geblieben.
    Wenn man mit so etwas anfängt, bleibt es nicht aus, dass einen die Leute auch in anderen Fällen um Rat fragen. Hornissen, Ameisen, Silberfischchen, Speckkäfer, Mäuse, Schaben, Ratten. Also sagt man: Warum nicht? Und stellt fest, dass man in manchen Fällen mit verschiedenen Insektiziden hantieren muss und den Nachweis der entsprechenden Sachkenntnis braucht, um sie zu kaufen. Also habe ich verschiedene Fortbildungen gemacht, bei der FHT, der Fachhochschule für Hygienetechnik, und alles gelesen, was mir so unterkam. Ich lese keine Romane, aber in Fachbücher fresse ich mich richtig rein. Ich habe die Fachblätter der Branche abonniert, PestControl und DPS, das ist das Vereinsblatt des Bundesverbands und steht für Der praktische Schädlingsbekämpfer. Ich weiß, was man im Freien einsetzt, was in Innenräumen, was für welche Tierart, und habe mir nach und nach so meine Tricks erarbeitet, wie man welches Tier auch dazu bringt, das passende Mittel einzunehmen. Heute löse ich so ziemlich jedes Problem, das einem als Schädlingsbekämpfer unterkommen kann. Marder, Bienen, Flöhe, einfach alles. Und deshalb kam das Münchner Kriseninterventionsteam KIT auch auf mich zu, als sie 2007 einen 24 -Stunden-Notdienst
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