Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was uns nicht gehört - Roman

Was uns nicht gehört - Roman

Titel: Was uns nicht gehört - Roman
Autoren: Nagel , Kimche AG <Zürich>
Vom Netzwerk:
aussteigen sah.
    «Du kommst gerade ein bisschen ungelegen», sagte ich, «ich bin auf dem Flughafen. Meine Maschine geht gleich.»
    «Auf dem Flughafen?», keuchte Sonja. «Verdammt, du bist auf keinem Flughafen. Das höre ich doch, du bist sonst irgendwo, aber auf keinem Flughafen. Und außerdem ist es auf einem Flughafen nicht schön, du musst dir deine Lügen schon ein bisschen besser ausdenken.»
    «Jetzt», sagte ich, und tatsächlich, jetzt stieg jemand aus dem Wagen und ging ins Haus. Ein Mann oder eine Frau, ich konnte es aus der Entfernung nicht erkennen.
    «Nimmst du Drogen?», hörte ich Sonja fragen, ein bisschen fern schon und ruhiger als zuvor. «Du klingst, als ob du Drogen genommen hättest.»
    Ich nickte.
    «Ja, vielleicht», sagte ich, und ohne eine Erwiderung Sonjas abzuwarten, legte ich auf und ließ mein Handy in die Hosentasche gleiten.
    Sofort klingelte es noch einmal, aber ich zog es nicht mehr hervor und setzte mich stattdessen zurück in den Wagen. Ich nahm meinen Geldbeutel aus der Hosentasche und zählte 2,37 Euro, mehr, als ich gedacht hatte, und als ich wenig später an einem kleinen Dorfsupermarkt vorbeikam, kaufte ich mir ein Glas mit Knackwürstchen und zwei Brötchen vom Vortag, genug, um über den Tag und den Abend zu kommen. Am Morgen, so dachte ich, würde sich schon irgendetwas ergeben, aber am Morgen ergab sich nichts, nichts außer einem Würstchen, das ich am Abend übriggelassen hatte und das mir zu allem Unglück auch noch aus der Hand glitt und auf dem Teppich einfluste. Ich sehnte mich nach meinen guten alten Frühstückstagen im Café Hornstein zurück, nach den Enten am Teich und dem Vietnamesen, der allmorgendlich ihren Krieg schürte, und dass er Laote war, glaubte ich noch immer nicht.
    Ich hatte die Nacht unbehelligt auf dem Parkplatz eines Supermarkts verbracht, und nachdem ich mir nach meinem kärglichen Würstchenfrühstück die letzten Reste von Müdigkeit aus dem Körper geschüttelt hatte, fuhr ich weiter. Immer wieder fiel mein Blick auf die abgelaufene Tankuhr, und auch wenn ich nicht wusste, für was es letztlich gut sein sollte, bemühte ich mich, Benzin zu sparen. Ich ließ den Wagen vor Kreuzungen ausrollen und vermied es auch sonst, den Motor auf Touren zu bringen, trotzdem war es irgendwann vorbei. Mit bereits aussetzender Zündung schaffte ich es gerade noch auf den Parkstreifen einer aufgegebenen Bushaltestelle, und als ich schließlich ausstieg und mit gepackten Sachen die Tür hinter mir schloss, kam mir mein Abschied überraschend kühl und sachlich vor, gerade so, als sei er von Anfang an Teil eines festgefügten Plans gewesen.
    Meine Tasche in der Hand, ging ich die Straße entlang und stieß auf weitere aufgegebene Bushäuschen, die mir mit zunehmender Strecke immer verwahrloster erschienen, und als eins der wenigen Autos, die an mir vorüberfuhren, anhielt, und mir der Fahrer wortlos anbot, mich ein Stück mitzunehmen, schüttelte ich genauso wortlos den Kopf und lenkte meine Schritte abrupt auf einen angrenzenden Acker. Die Erde unter meinen Füßen war weich, bisweilen sogar schlammig, und obwohl ich ein ums andere Mal bis zum Knöchel einsank, änderte ich meine einmal eingeschlagene Richtung nicht. In der Ferne sah ich ein paar Traktoren auf- und abfahren, in einem Baum saßen Krähen, die auf irgendetwas zu warten schienen. Ich hob einen Stein auf und warf ihn in ihre Richtung, aber die Vögel störten sich nicht daran, und nur ein einziger sah für einen Moment in meine Richtung, zu kurz, um mir sicher zu sein, dass er mich meinte.
    Ich ging, ohne ein einziges Mal zu rasten, und wich den Ansiedlungen, auf die ich stieß, in sicherer Entfernung aus, und erst, als sich die Dämmerung über die Felder zu legen begann, änderte ich meinen Plan und folgte einer Straße in die nächste Stadt. Vor einem Gemüseladen klaubte ich ein paar angestoßene Tomaten und zwei gänzlich unversehrte Äpfel aus einem Abfallcontainer und ließ mich damit auf einer Bank in einem kleinen Park nieder, aber noch bevor ich auch nur einen Bissen davon genommen hatte, war ich eingeschlafen.
    Spät in der Nacht kamen weitere Menschen und legten sich flüsternd auf die übrigen Bänke. Im Halbschlaf folgte ich ihrem Gemurmel, ohne auch nur ein einziges Wort davon zu verstehen, und als ich am Morgen mit dem ersten Tageslicht aufwachte, waren sie bereits wieder gegangen. Erst jetzt bemerkte ich, dass der Park an ein Möbelhaus grenzte, das auf großen Plakaten mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher