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Was tun, wenn es brennt?

Was tun, wenn es brennt?

Titel: Was tun, wenn es brennt?
Autoren: Annette Ursula; Schauer Wawrzine
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die wunderbare Erfahrung, bedeutend und wichtig für jemanden zu sein. Viele Menschen suchen und finden ihre Bestätigung ausschließlich im Beruf. Dort können sie durch hohes Engagement und Kompetenz Anerkennung erlangen. Erfährt man Anerkennung und Bestätigung ausschließlich über die Arbeit, birgt es ein hohes Risiko. Nach dem vorübergehenden oder endgültigen Ausscheiden aus dem Berufsleben steigt die Gefahr, in eine Depression zu fallen, deutlich an. Es kratzt enorm an unserem Selbstwert, wenn wir für niemanden mehr Bedeutung haben. Wir empfinden uns dann nicht mehr als wertvolles Mitglied der Gesellschaft, und selbst Freizeitaktivitäten verlieren oft ihren Sinn für den Betroffenen. Auch durch Veränderungen an unserem Arbeitsplatz, durch Umstrukturierung oder Veränderungen unseres Aufgabengebietes kann es immer wieder einmal dazu kommen, dass wir uns überflüssig fühlen. Wir sind gut beraten, uns dann schnell ein anderes Aufgabenfeld zu erschließen, wo wir gebraucht werden.
    Es ist zu empfehlen, unsere Bedeutsamkeit präventiv auf mehrere Felder zu verteilen. Besonders unser soziales Umfeld bietet eine breite Palette der Einsatzmöglichkeiten. Ob wir uns um unsere Eltern kümmern, mit unserer Nichte Mathe lernen, beim Tennisverein Kassenwart machen oder uns ehrenamtlich engagieren. Die Möglichkeiten, sich bedeutsam und wertvoll zu erleben, sind schier unbegrenzt. Solange wir Kinder großziehen, in einer Beziehung leben und unsere Familien und Freundschaften pflegen, sind wir gut ausgelastet und laufen nicht Gefahr, uns als überflüssig zu erleben. Es ist jedoch wichtig, immer wieder die aktuelle Situation zu reflektieren und genau zu überprüfen, ob wir in unserem Tun und Aktivitäten nicht zu einseitig werden.
    Gerade wenn wir längerfristig in einer anstrengenden Arbeitssituation stecken und abends nur noch erschöpft Ruhe auf der Couch suchen, neigen wir dazu, soziale Kontakte zu vernachlässigen. Dieeigene Mutter wird zum Zeitfresser und die Kinder zu Monstern, das offene Ohr für die Freundin oder die Eltern werden schnell zur lästigen Pflicht. Wir liegen dann lieber auf der Couch, als gemeinsam mit Freunden zu feiern. Die Arbeit entwickelt sich zum Dreh- und Angelpunkt.
    Oft ist der soziale Rückzug der erste Vorbote für einen beginnenden Burnout. Wir haben noch viel zu tun, die Abrechnung muss fertiggestellt, das Protokoll geschrieben werden. Wir sagen Termine mit Freunden ab oder schicken den Partner allein ins Konzert. Oder wir können Verabredungen oder den Austausch nicht mehr genießen, weil wir besser doch noch die Sachen hätten erledigen sollen. Irgendwann können wir nicht mehr abschalten, auch wenn wir es noch so wollen. Dies sind erste Anzeichen, dass etwas nicht stimmt. Klüger wäre es dann, das Gleiche wie so mancher Kollege zu tun: Während wir noch unser Bestes geben, liegen sie schon entspannt in der Sauna, lesen ein Buch, treffen sich mit Freunden zum Bowlen, laufen mit dem Hund eine Runde im Wald oder lassen sich gar die Fingernägel lackieren. Wir täten gut daran, die ersten Anzeichen nicht zu ignorieren, unseren Tagesablauf kritisch zu hinterfragen und unsere Gewichtung von aktivem Engagement und eigenen Bedürfnissen zu verändern.
    Aber auch dann, wenn wir diesen Zeitpunkt versäumt haben und die Begleiterscheinungen hoher Belastung uns bereits das Leben schwer machen, sind Freunde eine wundervolle Unterstützung, ohne die oft nichts mehr geht. Vielen gelingt es, durch gute freundschaftliche Beziehungen wieder Mut zu fassen und Kraft zu schöpfen.
    Vor allem das Lachen gelingt uns leichter mit Freunden und Kollegen. Es bremst mit sofortiger Wirkung die Ausschüttung von Stresshormonen und schenkt uns wieder Gelassenheit. Die Erfahrung zeigt: Haben Menschen vor einem Burnout viele gute Beziehungen und gelten bis dahin als hilfsbereite und gern gesehene Zeitgenossen, so können sie auf vielseitige gute zwischenmenschliche emotionaleErfahrungen zurückgreifen. Werden diese, z.B. mit bilateralen Techniken, siehe Seite 98, gezielt abgerufen und aktiviert, können die Betroffenen schneller wieder an positive Erfahrungen andocken und in ihren Alltag integrieren. Sie haben deutlich bessere Chancen, sich schneller zu erholen, als Menschen, die nur wenige, instabile Beziehungen haben. In der Arbeit mit Burnout-Klienten hat sich gezeigt, dass für das schnelle Erreichen eines »Normalzustands« gute zwischenmenschliche Beziehungen eine der wichtigsten Bausteine einer
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