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Was Soll Ich Tun

Was Soll Ich Tun

Titel: Was Soll Ich Tun
Autoren: Anselm Gruen
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vertrauen,
    dass ein Engel sie begleitet
    und sie auch über Umwege
    und Irrwege führt.
    Es ist schwer für die Eltern, zuzusehen, wie die Tochter in den Einfluss einer Sekte gerät und davon bestimmt wird und vielleicht ihre eigene Freiheit verliert. Aber da Ihre Tochter auch nicht mehr heimkommt, haben Sie keine Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Sie können nur für sie beten und hoffen und vertrauen, dass sie irgendwann selbst spürt, dass das kein Weg für sie ist. Am Anfang scheint eine Sekte oft eine Stabilisierung für Menschen, die wenig Selbstwertgefühl haben. Vielleicht ist Ihre Tochter auch fasziniert von der Klarheit und Radikalität der Sekte. Machen Sie sich keine Schuldgefühle. Vertrauen Sie darauf, dass das, was Sie Ihrer Tochter mitgegeben haben, sich irgendwann durchsetzen wird. Beten Sie, dass Ihre Tochter innerlich stärker wird und sich dann auch wieder freimacht aus den Fängen der Sekte. Sie können ihr einen Brief schreiben. Aber es kann durchaus sein, dass die Tochter den Brief zurückschickt. Wenn Sie einen Brief schreiben, dann ohne Vorwürfe gegen die Tochter oder gegen die Sekte. Schreiben Sie ihr nur Ihre Sorge, aber auch Ihre Offenheit. Die Tochter soll wissen, dass die Eltern immer ein offenes Haus haben und dass sie jederzeit auf die Hilfe der Eltern setzen darf. Was sich in der Seele Ihrer Tochter momentan vollzieht, das entzieht sich unserer Kenntnis. Irgendetwas hat sie in der Sekte angesprochen. Sie dürfen vertrauen, dass ein Engel Ihre Tochter begleitet und sie auch über Umwege und Irrwege führt. Beten Sie, dass der Engel sie auf den Weg führt, der Ihre Tochter zu ihrer eigenen Lebensspur bringt.
    U nser Sohn ist trotz einer guten Ausbildung arbeitslos. Jetzt hat er sich entschlossen, auf eine Ferieninsel im indischen Ozean auszuwandern und dort ein angenehmeres Leben zu führen. Uns ist klar, dass das eine Flucht ist.
    Er hört nicht mehr auf uns.
    Zuhören ist besser,
    als auf jemand einzureden
    Immerhin hat Ihr Sohn Mut. Er will sein Leben selbst in die Hand nehmen. Sie können nur vertrauen, dass er in der Ferne seinen Weg findet. Wichtig ist nur, dass Sie finanzielle Grenzen setzen. Sie können den Flug noch finanzieren. Aber dort muss er dann für sich selber sorgen. Er kann nicht auf Ihre Kosten ein angenehmeres Leben führen. Wenn Sie mit ihm sprechen, reden Sie ihm den Wunsch nicht aus, sondern fragen ihn eher, was er für Pläne hat und wie er sich das vorstellt. Hören Sie lieber zu, als auf ihn einzureden. Wenn er sich ernst genommen fühlt, dann ist er auch freier, das Experiment abzubrechen, wenn es scheitern sollte. Sie können nur den Rahmen abstecken, auf welche Weise Sie ihn unterstützen wollen und wo nicht. Wenn er diesen Wunsch hat, soll er dafür auch die Verantwortung übernehmen und sich überlegen, wie er ihn erfüllen kann. Versuchen Sie, die „Verrücktheit“ Ihres Sohnes positiv zu sehen. Er hat Phantasie. Er passt sich nicht einfach an, sondern hat seine eigene Auffassung vom Leben. Wenn Sie sich für seine Lebensphilosophie interessieren, wird vielleicht auch ein guter Dialog entstehen. Und Sie haben teil an der Weite des Sohnes.
    M eine Mutter war eine kalte Frau, und sie hat mich immer noch im Griff, obwohl sie schon ein paar Jahre tot ist. Ich habe immer nach ihrer Liebe gehungert und sie auch gepflegt, als sie krank und bettlägerig war. Sie hat das damals auch gefordert, und ich konnte sie auch einfach nicht allein lassen oder in ein Heim geben. Inzwischen spüre ich die Verletzung, die sie mir durch ihre Gefühlskälte zugefügt hat. Mit dem Kopf weiß ich, dass ich mich endlich innerlich von ihr trennen sollte – und trotzdem:
    Es fällt mir immer noch schwer,
    von ihr loszulassen.
    Eine Form des Loslassens
    ist die Vergebung .
    Es ist wichtig, die Verletzung nochmals zuzulassen. Ihre Mutter hat Ihre tiefste Sehnsucht nach Liebe, Zärtlichkeit und Geborgenheit nicht erfüllt. Das tut weh. Sie haben nicht die Mutter gehabt, nach der Sie sich gesehnt haben. Doch wenn Sie den Schmerz zulassen, sollten Sie auch die Wut über Ihre Mutter zulassen und sich von Ihrer Mutter distanzieren. Sie sollten sie aus Ihrem Herzen hinauswerfen. Nur so werden Sie frei von ihr. Und Sie sollen die Wut in Ehrgeiz verwandeln: „Ich kann selber leben. Ich brauche die Mutter nicht. Ich habe selbst mütterliche Gefühle in mir für mich. Ich gehe mütterlich mit dem verletzten Kind in mir um.“ Gestehen Sie sich ein, dass Sie zu kurz gekommen sind. Aber
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