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Was Soll Ich Tun

Was Soll Ich Tun

Titel: Was Soll Ich Tun
Autoren: Anselm Gruen
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oft eine Tiefe, die uns den Blick öffnet für das Geheimnis unseres eigenen Lebens. Fragen Sie sich, was die Botschaft Ihres Kindes für Sie und Ihre Familie ist, welchen Segen das Kind – trotz aller Belastung – auch für Sie und die Familie bringt.
    M ein kleiner Sohn – er ist gerade vier – zieht gerne Mädchenkleider an. Meine Mutter warnt mich schon, er könne eines Tages homosexuell werden. Ich will mich davon nicht verrückt machen lassen. Anderseits merke ich auch, wie mich das beunruhigt.
    Wie verhalte ich
    mich richtig?
    Es gibt nicht das einheitliche Männerbild .
    Wenn Sie sich vom Verhalten Ihres kleines Sohnes zu sehr beunruhigen lassen, wird er es merken. Besser ist es, dass Sie mit ihm darüber sprechen, aber nicht in einem Ton der Besorgnis oder gar des Vorwurfs. Projizieren Sie nicht Ihre eigenen Ängste in die Frage hinein. Es ist das Natürlichste der Welt, dass er neugierig ist, dass er seine eigene Identität überprüft. Nehmen Sie sein Verhalten als Neugier, als frühkindliches Erkunden, was der Unterschied zwischen Junge und Mädchen ist. Fragen Sie ihn einfach, was ihm an den Mädchenkleidern so gefällt. Aber legen Sie in die Frage keine Hintergedanken hinein. Sie unterhalten sich einfach mit ihm über sein Tun. Sie können ihn auch fragen, ob er lieber ein Mädchen sei als ein Junge und warum. Je ruhiger und offener Sie mit Ihrem Sohn darüber sprechen, desto eher wird diese durchaus normale Phase vorübergehen. Wenn Sie allzu besorgt darauf reagieren, wird Ihr Sohn möglicherweise nur länger in dieser Phase bleiben. Denn dann kennt er einen Weg, um Sie an sich zu binden und IhreAufmerksamkeit zu bekommen. Für Ihren Sohn wird es sicher gut sein, wenn er mit anderen Jungen spielen kann. Und wenn der Vater sich um ihn kümmert, dann wird ihm das auf jeden Fall gut tun und auch das für seine Entwicklung seiner Identität wichtig sein. Aber es gibt nicht das einheitliche Männerbild. Jeder Junge muss seine persönliche Identität als Mann entwickeln.
    Wir haben unsere Tochter christlich erzogen. Sie hat, zu unserer Freude, sogar ein paar Semester Theologie studiert. In Israel hat sie dann einen muslimischen Palästinenser kennen gelernt, sich in ihn verliebt und ihn auch geheiratet. Inzwischen ist sie Muslimin geworden, hat Kinder und lebt in Palästina. Ihr Mann verbietet ihr heute, nach Deutschland zu kommen und uns die Enkelkinder sehen zu lassen. Angesichts unserer Erfahrung frage ich mich:
    Was soll das Gerede
    über den Dialog
    mit dem Islam?
    Angst verschließt
    die Augen vor dem,
    was der andere lebt .
    Ihren Schmerz kann ich gut verstehen. Die eigenen Enkelkinder nicht sehen zu dürfen, ist eine tiefe Kränkung. Sie fühlen sich ohnmächtig, weil Ihre Tochter ihrem Mann völlig untertan ist. Das widerstrebt unserem Bild von Ehe und Freiheit. Es tut weh, zu sehen, dass sich die Tochter selbst ein Stück weit aufgegeben hat. Vielleicht war sie am Anfang fasziniert, dass ein junger Mann seinen Glauben so radikal lebt. Vielleicht hat auch die Liebe sie blind gemacht. Nun ist sie in dieser Situation. Sie können nur hoffen und beten, dass die Enge sich allmählich weitet, sowohl die Enge Ihrer Tochter als auch die ihres Mannes. Wer sich so verschließt, hat immer Angst. Und wenn Menschenvon Angst geprägt sind, kann man schlecht einen Dialog mit ihnen beginnen. Denn die Angst verschließt die Augen vor dem, was der andere lebt. Geben Sie die Hoffnung nicht auf, dass Sie Ihre Enkelkinder eines Tages sehen werden. Vielleicht brechen die Kinder von selbst aus der Enge aus. Sie haben einen Engel, der sie führt. Vertrauen Sie darauf, dass der Engel sie in die Weite führt. Solange jemand Angst hat, vermag er keinen Dialog zu führen. Ein angstbesetzter Mensch ist unfähig für einen Dialog. Gott sei Dank gibt es auch andere Muslime, die tolerant sind und offen für den Dialog. Aber in diesen Dialog sollen Sie auch Ihre Erfahrung eines gescheiterten Miteinander einbringen. Sie bewahrt uns vor billiger Harmonisierung und schärft den Blick für die Realität.
    M eine Mutter liebe ich zwar, aber ich leide manchmal auch unter der Liebe, die sie mir entgegenbringt. Sie sucht die Liebe, die sie selber bei ihrer eigenen Mutter nie erfahren hat, bei mir – und überschreitet dabei oft die Grenze. Etwa wenn sie sich in mein Leben einmischt, oder wenn ich merke, wie sie nicht genug davon haben kann, von mir und meinen angeblichen Erfolgen unter ihren Bekannten zu erzählen.
    Wie kann ich
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