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Was Soll Ich Tun

Was Soll Ich Tun

Titel: Was Soll Ich Tun
Autoren: Anselm Gruen
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Verständnis vom Rat und meint damit ursprünglich das, was wir zum Lebensunterhalt notwendig brauchen. In diesem Sinn sprechen wir etwa vom Vorrat oder Hausrat. Erst im abgewandelten Sinn bedeutet dann Rat eine Unterweisung,eine Empfehlung. „Rat“ wird aber auch die Gemeinschaft der Beratenden genannt. Mit dem „Ratschlag“ assoziieren wir zunächst, dass wir dem Fragenden mit unserem Rat einen Schlag versetzen, also einen wirksamen Impuls geben. Doch eigentlich ist damit gemeint, dass wir einen Beratungskreis schlagen, dass wir den Kreis für die Beratung abgrenzen. Dieses Bild ist mir sympathischer. Ich möchte keine Ratschläge geben, die den Fragenden schlagen, sondern die einen Kreis abgrenzen, innerhalb dessen wir nach einer Lösung suchen können.
    Noch lieber als das Wort „Ratschlag“ ist mir die Empfehlung. Ich versuche, dem Fragenden eine Empfehlung auszusprechen. Das deutsche Wort „empfehlen“ hängt mit „befehlen“ zusammen. Dieses Wort hat aber ursprünglich nichts mit „gebieten“ zu tun, sondern vielmehr mit: anvertrauen, übergeben. Die religiöse Sprache kennt das Wort noch in diesem Sinn: „Ich befehle meine Seele Gott“. Oder wie es im Lied von Paul Gerhard heißt: „Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt, der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt.“ Die Antworten, die ich auf die Fragen gebe, möchte ich dem Leser und der Leserin zum Bedenken anvertrauen, damit sich in ihrem eigenen Herzen eine Antwort auf die Fragen bildet.
    In den Antworten, die ich in diesem Buch versuche, habe ich nicht den Anspruch, die Probleme der Fragesteller zu lösen. Aber offensichtlich hilft es fragenden Menschen, wenn jemand ihre Situation aus einer anderen Perspektive heraus betrachtet. Der Perspektivwechsel weitet den eigenen Blick. Oft genügt es in der Tat schon, die Perspektive zu wechseln, um einenSachverhalt anders und damit vielleicht auch klarer zu sehen. Und auf einmal können fragende Menschen im Licht einer Antwort, die ein Außenstehender gibt, für sich selbst eine Antwort finden.
    Wenn ich antworte, überlege ich nicht lange hin und her, sondern höre in mich hinein, welche Worte in mir auftauchen. Ich weiß, dass ich keine endgültigen Antworten zu geben vermag. Vor allem kann ich die Probleme der Menschen nicht lösen. Die Lösung muss jeder selbst für sich finden. Ich kann nur ein paar Gedanken zu den Fragen formulieren und hoffen, dass die etwas bewirken. Manchmal helfen die Überlegungen eines anderen Menschen, um eine festgefahrene und immer mehr verengte Sicht etwas zu weiten. Denn manchmal ist man von seinen eigenen Schwierigkeiten so in Beschlag genommen, dass man sie nicht richtig in das Ganze des Lebens einordnen kann. Da ist es dann gut, einen Schritt zurück zu machen und vom Abstand her genau hinzusehen, ob man sein Leben nicht doch auch in einem anderen Licht sehen kann.
    In meinen Antworten gehe ich von meinen eigenen Erfahrungen aus. Aber natürlich auch von meiner spirituellen Prägung und dem, was ich von Psychologen gelernt habe. Dabei unterscheide ich nicht, ob eine Antwort mehr psychologisch oder spirituell ist. Beides ist mir wichtig: die psychologische und die spirituelle Seite. Ich schreibe das, was mir meine Intuition oder besser gesagt: was mir der Heilige Geist eingibt. Ich vertraue meine Worte dem Fragenden an, damit er mit dem Vertrauen in sich in Berührung kommt. Und ich übergebe ihm meine Worte, damit er sich mitihnen vertraut macht und sie in seine eigenen Worte verwandelt, sie mit seinem eigenen Leben in Verbindung bringt. Empfehlen meint ursprünglich: zum Schutz anvertrauen. Die Worte, die ich als Antwort auf die Briefe schreibe, sollen den Menschen, der sich bedrängt fühlt von seinen Nöten und Schwierigkeiten, Schutz gewähren. Sie sollen wie ein Haus sein, in dem er in aller Ruhe sein Leben bedenkt und neue Kraft schöpft, um es zu bewältigen.
    Bei der Vorbereitung dieses Buches sind mir natürlich Zweifel gekommen, ob ich die Fragen so vieler Menschen benutzen darf, um eine Antwort zu geben. Ich habe die Fragen aus der jeweiligen persönlichen Situation so herausgenommen und verallgemeinert, dass die Person nicht mehr identifizierbar ist. Ich habe einige der an mich herangetragenen Fragen auch in einen größeren Horizont gestellt, damit sie für viele Leser und Leserinnen nachvollziehbar sind. Ich habe auch nicht einfach die Antworten wiederholt, die ich in persönlichen Briefen geschrieben habe. Diese Briefe waren
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