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Was Soll Ich Tun

Was Soll Ich Tun

Titel: Was Soll Ich Tun
Autoren: Anselm Gruen
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ihre Werte konzentrieren. Betriebswirtschaftliche Untersuchungen zeigen, dass man den Gewinn nicht über den Preis macht, indem man durch noch billigere Preise mehr Umsatz erzielt, sondern über die Stammkunden. Und die Stammkunden sind an anderen Werten interessiert: an der Zuverlässigkeit, der Ehrlichkeit, der Freundlichkeit, der Qualität der Arbeit, der Fairness und der Fähigkeit, gute Lösungen zu entwickeln.
    Aber die Frage ist, wie wir persönlich mit dem Druck umgehen sollen. Wie wir damit umgehen, das hängtimmer von unserem eigenen Lebenskonzept und von unseren Lebensmustern ab. Es gibt Menschen, die alles, was sie tun, sofort bewerten. Sie setzen sich selbst ständig unter Druck, alles perfekt zu machen, oder immer noch schneller und noch effizienter zu sein. Sie setzen sich sogar beim Bügeln oder Staubsaugen unter Druck und meinen, diese lästigen Arbeiten in möglichst kurzer Zeit erledigen zu müssen. Doch dann macht die Arbeit gar keinen Spaß mehr. Sie sind nicht mehr bei dem, was sie tun. Sie können sich beim Bügeln nicht erholen und es genießen, etwas Einfaches zu tun und dabei den eigenen Gedanken nachzugehen oder Musik oder ein Hörbuch zu hören. Solche Menschen reagieren auf den Druck von außen sehr empfindlich. Sie lassen sich vom äußeren Druck zusammenpressen, auspressen. Sie fühlen sich dann ständig vom Druck überfordert. Wenn ich den Druck aber als sportliche Herausforderung nehme, dann werde ich mich nicht erdrückt fühlen. Ich entwickle vielmehr neue Lösungsmöglichkeiten. Ich reagiere kreativ auf den äußeren Druck. Er macht mich lebendig. Aber das kann ich nur, wenn ich zugleich eine innere Freiheit dem Druck gegenüber fühle. Ich muss nicht unter allen Umständen die äußeren Vorgaben erfüllen. Ich nehme sie als Herausforderung. Aber was nicht geht, geht nicht.
    Das zweite Thema ist die Verbindung des beruflichen Engagements mit dem Leben in der Familie. Viele finden keine Balance zwischen dem Beruf und der Familie. Der Beruf frisst alle Energie auf. Es bleibt immer weniger Zeit für die Familie. Da sind einmal Rituale wichtig, die die Türe der Arbeit schließen, um die Tür der Familie zu öffnen. Wenn ich in der Familie nochmit der Arbeit beschäftigt bin, kann ich mich weder dem Ehepartner noch den Kindern wirklich zuwenden. Ich erlebe dann alles als Störung und Überforderung. Wenn ich aber die Arbeit durch ein kurzes Ritual – entweder im Ausatmen die Arbeit loslassen, oder sich beim Heimweg frei gehen von der Arbeit oder sich in einem kurzen Gebet von der Arbeit lösen und sich auf die Familie einstellen – die Tür der Arbeit geschlossen habe, dann kann ich mich auf die Familie freuen. Und dann erlebe ich die Kinder nicht als Belastung, sondern als einen Teil der Entspannung. Ich kann mit ihnen spielen und mich dabei frei spielen von allem äußeren Druck. Oder aber ich wende mich ihren Fragen zu, die etwas anderes in mein Leben bringen.
    Neben den Ritualen braucht es eine gute Zeitdisziplin. Die Familie braucht die Sicherheit, dass ich zu dieser oder jener Zeit heimkomme. Wer viel Verantwortung in seiner Firma hat, kommt oft erst spät nach Hause. Dem kann man nicht immer entrinnen. Aber umso wichtiger ist dann eine Verlässlichkeit. Der Ehepartner muss sich darauf verlassen können, dass ich zumindest einen Abend in der Woche für ihn bzw. für uns reserviert habe. Diesen Abend sollte man sich durch keinen Termin nehme lassen. Es braucht Tabuzeiten, die geschützt sind und die von fremden Wünschen oder Ansprüchen von außen nicht gebrochen werden dürfen.
    Rituale und Zeitdisziplin sind Hilfen, sich besser auf die Familie einzulassen. Aber oft fehlt die Energie. Man ist so müde von der Arbeit, dass man daheim kaum Energie hat, etwas mit der Familie zu unternehmen. Die mangelnde Energie ist eine Mahnung, seine eigenen Grenzen besser zu achten. Aber ob ich dieFamilie als Belastung oder als Energiespender erlebe, hängt auch von meiner Einstellung ab. Wenn ich mich auf die Familie freue, wird sie mir neue Energie schenken.
    Immer wieder höre ich Klagen über Chefs, die ihrer Rolle nicht gerecht werden, die sich nicht entscheiden können, die Angst verbreiten, die die Mitarbeiter überfordern. Im Umgang mit solchen Chefs gibt es keine Patentrezepte. Der erste Weg besteht darin, sich zu schützen und sich dadurch von der Macht des Chefs innerlich zu befreien. Ich kann mir dann immer wieder vorsagen: Der andere hat nur soviel Macht über mich, wie ich ihm
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