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Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Titel: Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)
Autoren: Michel Birbæk
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versuche ich, sie zu bremsen, denn wenn die beiden erst mal in Schwung geraten, kann man den Tag ruhig zu dem gestrigen legen.
    »F-Fünft-t-tausend ...«, flüstert Brunner andächtig.
    »Mit fünftausend könnten wir uns ’ne eigene Anlage kaufen«, nervt Schimanski weiter.
    »U-Und e-einen eigenen Bandb-b-bus.«
    »Und ein paar Becks-Aktien vor der nächsten Tour«, sagt Max.
    »G-Genau!«, kichert Brunner.
    Ich schaue sie an.
    »Wovon redet ihr, zum Teufel? Ich höre immer was von fünftausend. Warum nicht gleich zehntausend?«
    »Nicht schlecht«, lacht Schimanski, »dann könnten wir die Hälfte unserer Deckel bezahlen.«
    »Ein V-Viertel!«
    Ich seufze.
    »Ja, toll, ich seh schon, ihr nehmt das Ganze echt ernst. Ich finde es aber bedenklich, dass ihr so versessen darauf seid zu verhungern ...«
    Sie kichern.
    »... und verdursten.«
    Sie verstummen schlagartig.
    »Was wir jetzt brauchen, sind keine Spinnereien, sondern eine Idee, und zwar keine gute, sondern eine ge-ni-ale !«
    »Hey, entspann dich«, sagt Schimanski achselzuckend, »wir arbeiten ja dran.«
    »Das tun wir seit Jahren, und was ist dabei rumgekommen?«
    »Na, was wohl?«, sagt er und breitet die Arme aus. »Wir sind ’ne Klasseband geworden!«
    »Mit kein Geld nicht für’n Hungertuch.«
    »M-Mann, g-ganz l-l-locker. Lass u-uns m-mal drüber n-n-nachdenken.«
    »Genau! Wir haben keine Probleme, nur Aufgaben zu lösen«, ruft Schimanski. »Dreißig Minuten Brainstorming, und das Problem ist gelöst!«
    Eine halbe Stunde später habe ich die Aufgabe noch immer nicht gelöst, und das ist ein Problem! Ich überlege gerade, welchen Asi-Job ich nochmal ertragen könnte, als Schimanski auf seine Uhr tippt.
    »Die Zeit ist rum.«
    Zehn zu eins, dass er etwas vorschlagen wird, was Geld kostet.
    »Wir machen ’ne CD«, sagt er. »Dann kriegen wir mehr Presse, bessere Gagen, und es ...«
    »Kostet Geld«, würge ich ihn ab und nicke Brunner zu, der schon ungeduldig wartet, seinen Bullshit loszuwerden.
    »M-M-Merchand-d-d-«
    »Hört mal«, unterbreche ich ihn, »es wäre echt klasse, wenn ihr ein paar Vorschläge machen könntet, die nicht investitionsabhängig sind.«
    »A-A-A-«
    Ich schaue demonstrativ auf die Uhr.
    »A-Arschloch! W-Wir n-nehmen e-einfach einen K-Kredit a-auf!«
    Ich schließe die Augen. Du bist in einem Wald, du atmest tief ein, die Vögel zwitschern, die Luft ist rein, Brunner ist weit weg, die Stille beruhigt dich ...
    »A-Alle G-Geschäftsleute haben S-S-Schulden. «
    Bei so viel Insiderwissen gibt meine Meditation den Geist auf. Ich tauche wieder aus dem Wald auf.
    »Geschäftsleute«, erinnere ich ihn, »die Schulden haben, brauchen sie, weil sie Einnahmen haben, die sie nicht versteuern wollen, richtig? Jetzt haben wir aber festgestellt, dass wir keine Einnahmen haben, also sei so gut und erkläre uns, wie du das Darlehen zurückzahlen willst. Vielleicht möchtest du die Summe in eintausend Monatsraten abstottern?«
    Er schaut mich böse an.
    » a-a-a -«
    »Hey Mann, ich bin auf deiner Seite ...«, mischt Schimanski sich ein.
    Natürlich meint er damit nicht mich.
    »... aber das mit der Bank ist, glaube ich, keine gute Idee. Die haben damals die Nazis unterstützt und sind immer noch im Geschäft. Mit solchen Typen sollte man sich nur im Notfall anlegen.«
    »A-Aber d-das Bier ist a-alle.«
    » notfall! notfall !«, brüllt Schimanski.
    »Ich weiß, was wir machen«, sagt Max still.
    Unsere Köpfe fahren herum.
    »Wir spielen im E-Werk. Wenn’s ausverkauft ist, sind wir saniert und zumindest in Köln bekannt.«
    Nach ein paar Sekunden schließe ich meinen Mund wieder. Er muss den Verstand verloren haben.
    »E-Werk. Ausverkauft. Na klar.«
    Ich klopfe ihm auf die Schulter und beginne aufzuzählen.
    »Was wir dafür brauchen, sind nur ein paar Riesen für die Miete, zweitausend Zuschauer, neue Plakate, neue Fotos, neue ...«
    »Groß denken oder klein bleiben«, klugscheißert er.
    »Ja, aber ...«
    »E-Werk füllen, Problem gelöst.«
    Ich versuche, aus seiner Mimik schlau zu werden.
    »Na bitte!«, unterbricht Schimanski meine Bemühungen.
    »Na bitte ?«, fahre ich ihn an. »Was zum Teufel meinst du damit?«
    Er gibt mir keine Antwort. Dafür fällt Brunner mir in den Rücken.
    »O-Okay, w-wie ist der P-Plan?«, stottert er blöde.
    Ich zeige ihm den Finger. Er grinst befriedigt.
    »E-Werk füllen«, wiederholt Max stumpf.
    Ich warte ab, welchen Blödsinn Schimanski vertreten wird, aber Wunder über Wunder, er scheint
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