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Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Titel: Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)
Autoren: Michel Birbæk
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lässt.
    »Wegen deiner Ma?«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Ist was mit dem Vertrag?«
    Schüttel, schüttel.
    »Wegen ... ihr?«
    Dazu sage ich nichts mehr.
    »Also meinetwegen.«
    »Nein«, lüge ich.
    Sie zieht eine Grimasse, und ihre Augen nehmen eine distanzierte Haltung ein.
    »Tacheles, wann beginnst du endlich, deinem Namen Ehre zu machen?«
    Sie mustert mich. Ich bin dran.
    »Na ja ...«, beginne ich und versuche, das Chaos in mir zu überblicken. »Es ist wegen nichts Bestimmtem ... oder wegen allem, ich weiß nicht ...«
    Etwas wirbelt herum, will heraus. Kann es nicht orten.
    »So, so ...«, sagt sie.
    »Nein, nein«, sage ich schnell, bevor sie auf falsche Gedanken kommt, »es ist nur ... ich meine, wir sind endlich zusammen, und es ist gut, und morgen ist ein neuer Tag, und das ist auch gut ...«
    Keine Ahnung, was ich rede, aber ich kann auch nicht aufhören. Ein paar Tränen mischen sich unter die Schweißtropfen.
    »All diese Dinge, die einfach so passieren, ich meine, das Leben und all das. Der Tod, die Augenblicke. Ich meine, nichts währt ewig, doch jetzt, wenn wir wollen, können wir den ganzen Tag hier herumliegen, während in der Nebenwohnung jemand vergeblich auf einen Anruf wartet und ...«
    »Sag mal, hast du dir wieder was eingepfiffen?«
    »Nein, ich meine ja nur ... Du hast all diese Scheiße über dich ergehen lassen, und trotzdem bist du jetzt hier, und das macht mich glücklich.«
    »Aber?«, fragt sie, und ich höre ihrer Stimme an, dass sie sich für das Schlimmste wappnet.
    »Na ja ... ich frage mich gerade ...«
    Sie nickt mir zu. Ich atme durch.
    »... also, ich frage mich schon die ganze Zeit ...«
    Ich atme noch mal tief durch.
    »... womit ich dich verdient habe.«
    Das war’s. Es ist raus. Was jetzt kommt, habe ich nicht anders verdient.
    Sie schenkt mir ihr undurchsichtiges Sphinxlächeln und lässt mich ein paar Sekunden zappeln.
    »Das hast du nicht.«
    In mir zieht sich alles zusammen.
    »Aber du hast deine Chance – jetzt.«

27. Und los!
    E s ist aus. Aus und vorbei. Wir sind wieder unterwegs. Die tourlose Zeit ist vorbei. Endlich! Die weißen Mittellinien ziehen vorbei wie ein einziger Strich, und durch das offene Fenster knallt der Fahrtwind rein. Die Beastie Boys brüllen uns an. No! Sleep! Till! Brooklyn!
    Schimanski greift an mir vorbei und killt sie.
    »Das ist der falsche Text!«, schreit er gegen den Fahrtwind an.
    Ich höre, wie er seinen Gitarrenkoffer öffnet und das Brett grob durchstimmt.
    »S-S-Sind wir s-schon d-da?«, kommt es schlaftrunken aus der Ecke, wo Brunner sich ausgestreckt hat.
    »Nein!«, schreit Schimanski.
    Brunner stöhnt.
    »Und w-warum w-weck-«
    »Keinen! Schlaf! Für Deutschland!« , brüllt Schimanski und drischt auf sein Brett ein.
    »A-A-A ...«
    Neben mir schüttelt Max resignierend den Kopf. Ich lache ihn an. Die Tour hat begonnen.

Break
    I ch wollte schon immer mal aufhören, wenn es am schönsten ist, daher habe ich die restlichen achttausend Seiten gecancelt. So werden die allerletzten Fragen nie beantwortet werden.
    Als da wären:
    * Wird es dieses Buch länger geben als Holland?
    * Gibt es ein Leben mit dem Tod?
    * Kann man mit seiner besten Freundin zusammen sein, ohne seine beste Freundin zu verlieren?
    * Wo sind die Häßler-Millionen?
    * Wie soll man Charts ernst nehmen, wenn Bands wie The Klau oder die Yeti Girls nicht drin vorkommen?
    * Was ist ein Tabuthema?
    * Wann gibt es endlich Sex auf Krankenschein?
    * Wie geht’s?
    rewthcintgarftbielbmmud.

Danke
    * Den vielen anonymen Nanosekundenfreundschaften – für alles, was normal sein sollte. Und es nicht ist.
    * Den vielen, die mich so akzeptiert haben, wie ich bin – ich liebe euch beide.
    * Und dir. Vielleicht liegst du am Meer und saugst die ersten Sonnenstrahlen auf, müde nach einem zu langen Winter, glücklich wegen der Aufbruchstimmung. Vielleicht sitzt du kaputt und ausgelaugt in einem Büro, starrst aus dem Fenster, fragst dich, ob es da nicht noch etwas geben könnte ... oder im Flugzeug, auf der Suche. Oder auf der Flucht ... In einem Bett: schnurrend, satt, zufrieden, mit deinem neuen Lover im Arm oder einem guten Buch in der Hand. Nein, ich weiß nichts von dir, aber vielleicht teilen wir uns irgendwann, irgendwo, einen Augenblick, ein Lächeln, einen Deckel, ein Bett, ein Jahr, ein Leben ...
    Und wenn ich dir bis dahin alles Gute wünsche,
    dann meine ich:
    Immer Wieder Einen Einzigen Glücklichen
    Augenblick
    Jetzt
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