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Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Titel: Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)
Autoren: Michel Birbæk
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versuchen, sich möglichst teuer zu verkaufen. Ich auch.
    Gerade komme ich an einem Schlafzimmer vorbei und sehe, wie ein Typ aus dem Fenster hängt und kotzt. Die einzige Art, sich vor solchen Typen zu schützen, ist die, schlimmer zu sein, also halte ich an der ersten Bar und lasse mir einen doppelten » gibs « einschenken. Das ist irgendwas mit Gin und Bananen. Ich kippe ihn runter, lasse mir einen weiteren geben und gehe damit in die Küche, um den kulinarischen Teil des Abends einzuläuten.
    Unterwegs stolpere ich über einen Typen, der halb nackt und stocksteif mit weit aufgerissenem Mund auf dem Boden liegt, während zwei krakeelende Mädchen ihm von einem Tisch aus Oliven in den Mund kullern. Ich checke seinen Puls – er lebt. Ich drängele mich weiter, während ich nach einem bekannten Gesicht Ausschau halte, doch das einzige, das ich entdecke, winkt mir von der verspiegelten Decke zu. Ich proste dem Herrn im Himmel zu, leere mein Glas auf sein ganz Persönliches und nehme dann Kurs auf die Salattheke, um dem Abend die nötige Unterlage zu verschaffen. baff ! Ein bekanntes Gesicht ... schweres Herzflimmern .
    Sie sieht mich, winkt mir zu und tippt gleichzeitig dem Typen, der neben ihr steht, auf die Schulter. Er dreht sich um und wirft mir einen kurzen Blick zu, um mir dann verschwörerisch zuzublinzeln. Ach, du Schande! Die Und-trotzdem-können-wir-Freunde-sein-Tour!
    Instinktiv bahne ich mir einen Weg in die entgegengesetzte Richtung, bis ich schließlich an einer Theke stehen bleibe, um zu verschnaufen. Die Barfrau schaut mich kurz an, dreht sich um und beginnt, etwas zusammenzupanschen. Zehn Sekunden später schiebt sie mir wortlos ein Glas rüber, und ich erkenne das Ausmaß ihrer Qualifikation. Es ist ein kiko . Der volle Name lautet Kippundkotz , und er wird normalerweise erst ausgeschenkt, wenn den Gastgebern gar nichts mehr einfällt, wie sie die letzten Gäste vertreiben können. Mein Gesichtsausdruck scheint den Bruch der Etikette zu rechtfertigen.
    »Noch einen.«
    Der zweite schlägt voll ein. Ich spüre, wie das Zeug sich sofort mit den Bananen zusammenrottet, um mein Gleichgewicht zu sabotieren, aber das ist eh schon dahin. Warum hat mir niemand gesagt, dass sie wieder in der Stadt ist?
    Als der erste Schock sich gelegt hat, verziehe ich mich in den Garten, um mich zu sammeln. Alle Gartenbänke sind mit Pärchen belegt, die sich gebärden, als wären sie in den Flitterwochen. Ein paar Halbnackte meditieren um ein Feuer herum und atmen den Rauch in tiefen Zügen ein, während um sie herum Hände und Zungen um die Plätze kämpfen. Sie ist also wieder da. Und einen neuen Typen hat sie sich auch mitgebracht. Aber, verdammt noch mal, was will sie ...
    »EY!«
    Ich zoome zurück ins Jetzt und starre in zwei schwarze Augen, die zu einem finster aussehenden Typen gehören. Er sitzt mit einem Mädchen auf einer Bank und hat ihr seine Hand ins T-Shirt geschoben. Aus einer abgeschnittenen Jeansjacke schauen zwei tätowierte Oberarme hervor und verraten mir, dass alle Frauen Fotzen sind, außer Mutti. Oh, oh ...
    Mittlerweile hat seine Hand eine Knetpause eingelegt, weil er seine ganze Energie dafür braucht, mich böse anzuschauen.
    »Wat guckste ’n so, du Wichser?«
    Ich zeige ihm meine leeren Handflächen und verziehe mich. Ist die Welt so, weil es solche Typen gibt, oder gibt es solche Typen, weil die Welt so ist?
    Meine Suche nach einem sicheren Standort führt mich zu einer Theke, von der man den ganzen Garten überblicken kann. Ich checke die Fluchtwege und lasse mir einen Teller füllen. Will sie wieder in ihr altes Leben abtauchen? Und wenn ja, gehöre ich noch dazu?
    Dieses Mal lässt mich mein Instinkt nicht im Stich, und ich hebe rechtzeitig den Kopf, um zu sehen, wie sie mit ihrem weltmännischen Begleiter den Garten betritt und ihren Blick über das Areal schweifen lässt. Sie hat mich noch nicht entdeckt, bewegt sich aber langsam in meine Richtung. Es kann nur eine Frage von Sekunden sein, bis sie mich hier stehen sieht, und dann ... was zum Teufel passiert dann? Entspann dich! Vielleicht will sie ja nur ein bisschen plaudern, dich fragen, wie es dir so geht. Wäre das wirklich so schlimm? JA! Nicht sie. Nicht hier. Nicht so.
    Neben mir ist ein Gebüsch, dessen Äste fast bis zum Boden runterhängen. Ich hebe einen Ast an und hocke mich drunter. Besetzt. Zwei Stimmen wünschen mich zur Hölle, aber der Preis ist okay, also bleibe ich stur und harre der Dinge.
    Hinter mir legt sich die
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