Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Titel: Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)
Autoren: Michel Birbæk
Vom Netzwerk:
sein Gehirn wieder eingeschaltet zu haben.
    »Die Idee gefällt mir«, sagt er, »aber wir haben keine Kohle, um die Halle anzumieten.«
    Hammererkenntnis! Ich bin beeindruckt!
    »Man müsste eben den Booker überreden, einen Risikodeal einzugehen«, sagt Max.
    Ich hebe schnell die Arme.
    »Halt! Überreden kommt überhaupt nicht infrage!«
    Max schaut mich undurchdringlich an und schweigt. Ich warte. Schimanski wartet. Brunner wartet. Das Leben zieht an uns vorüber. Tolle Szene.
    »Okay, gehen wir einfach mal davon aus, dass du überreden im Sinne von reden meinst. In dem Fall willst du dem E-Werk-Booker also einen Deal auf Kasse vorschlagen, ja?«
    Max senkt seinen Kopf einen Millimeter.
    »Darf ich dich in diesem Zusammenhang fragen, was du ihm sagst, wenn er wissen will, wo da für ihn ein Deal sein soll?«
    »Das wird er nicht«, sagt Max.
    »Aha, so, so, na, da bin ich ja mal gespannt ...«
    »Weil du das machst.«
    »Ich?«
    »Du spielst doch mit dem Typen Fußball«, wirft Schimanski ein.
    » Gegen ihn«, berichtige ich unseren Mann für Logik, »du kennst doch den Unterschied, oder?«
    »Wär trotzdem einen Versuch wert«, beharrt er.
    »G-G-Genau!«
    Ich schaue wieder in die Runde.
    »Verstehe. Und was haltet ihr davon, wenn wir uns in Shit, es ist ansteckend! umbenennen?«
    Keiner lacht. Ich versuche es anders.
    »In der Kneipe von diesem Typen liegt ein Deckel, den sein Geschäftsführer aus dem einzigen Grund noch nicht eingefordert hat, weil er ihn nicht glauben kann!«
    »A-Aber ...«
    »Schnauze. Und nur mal angenommen, er sagt Ja, was dann?«, unterbreche ich Brunner. »Dann müssen wir das E-Werk füllen, und da passen mehr als zweitausend Leute rein. Das ist ungefähr zehnmal so viel Publikum, wie wir sonst so haben.«
    Brunner formt ein tonloses Wort mit den Lippen.
    »Du hast ja gar nicht gestottert«, lästere ich zurück.
    Ich schaue mich um, sehe nichts als blanke Flächen, über die Projektionen von ausverkauften Hallen und gedeckten Schecks huschen ... Ich weiß, wann ich geschlagen bin.
    »Verdammt ... Aber ich will nichts hören, wenn’s schief geht.«
    »Geht es nicht«, versichert Max mir.
    Ich werfe ihm einen Blick zu.
    »Also, wir brauchen Plakate, Pressefotos und etwas Geld, um den Druck anzuzahlen. Vorausgesetzt, wir finden noch einen Laden, der uns Kredit gibt.«
    »Wie viel?«, fragt Schimanski.
    Ich rechne hoch.
    »Fünfhundert müssten es tun.«
    »Okay, du machst den Gig klar, und ich kümmere mich um die Scheine.«
    Ich mache nicht den Fehler, ihn zu fragen, was er vorhat.

2. Die Tänzerin
    E s ist kurz vor Mitternacht. Ich betrete die Party von Hanne und Hanno und bin fünf Minuten später bemalt, gefilmt und abgeleckt worden. Nicht einmal die Aufnahmerituale des Vatikans sind so verbissen wie die der alternativen Künstlerszene.
    Schließlich werde ich in den erlauchten Kreis aufgenommen. Ein luftig bekleidetes Mädchen in einem Häschenkostüm nimmt mich an die Hand und führt mich zu den Gastgebern, die auf einem Podest thronen und salmvolle Begrüßungen aussprechen. Hat was. Hätte noch mehr, wenn es nicht ernst gemeint wäre.
    Irgendein Witzbold hat den beiden mal den Spitznamen HaHa verpasst, seitdem nennt sie jeder so, obwohl sie so witzig sind wie ein Kurzschluss im Massagestab. Sie haben kein Interesse an irgendetwas oder irgendjemandem, es sei denn, der, die oder es bringt HaHa einen Schritt weiter auf ihrem langen Weg zur Unsterblichkeit. Klatschspaltomanie vom Feinsten.
    Was sie allerdings haben, ist Geld, Aktien, Geld, Grundstücke, Geld und ein großes Haus, und all das nutzen sie gezielt, indem sie jeden Monat eine Party für Künstler und andere Verlierer geben, denn die sind ja immer für ein Skandälchen gut und damit gut für die Presse und damit gut für HaHa und damit gut für sich selbst. Der ewige Kreislauf und so.
    Vor knapp einem Jahr veranstalteten sie eine Feuer-Performance, und dabei fingen ein paar Bäume Feuer. Statt zu löschen, hackte der Künstler das Gartenmobiliar zusammen und warf es in die Flammen. Die Feuerwehr kam gerade rechtzeitig, um die Flammen daran zu hindern, auf das Haus überzugreifen. Wer jetzt denkt, HaHa hätten den Irren danach einsperren lassen, der hat es noch nicht begriffen – sie waren glücklich ! Auf der einen Seite die Blutblattfotografen, auf der anderen die Flammen. Hurra, endlich nicht mehr unterbelichtet! Ich denke, dass es den meisten Gästen bewusst ist, wofür sie sich hergeben, dennoch gehen alle hin und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher